#moscheereport

Outside Islam

Das Buch „Inside Islam“ und die dazugehörige Sendereihe „Moscheereport“ ist bei Muslimen und Nichtmuslimen auf große Kritik gestoßen. Cemil Şahinöz gibt einen kritischen Einblick in das Buch.

20
04
2017
#meinmoscheereport
#meinmoscheereport

Eigentlich hatte ich vor, eine ausführliche Analyse des Reports vorzunehmen, doch nach den ersten 70-80 Seiten des Buches erübrigte sich dies.

Warum?

Der Moscheereport geht nach folgendem Muster vor. Erst wird kurz berichtet, was weltweit in der Woche der Freitagspredigten passierte. Dann wird die jeweilige Moschee vorgestellt, es folgt eine Transkription der Freitagspredigt und danach eine Diskussion/Interview über diese Predigt.

Wo liegt das Problem?

Die Predigten behandeln theologische Phänomene. Sie sind in einem theologischen Kontext zu verstehen. Sie geben keine aktuellen politischen Debatten wider. Doch genau dies wird in der Interpretation der Predigten gemacht. Wenn z. B. der Imam von unmoralischen Verhaltensformen spricht (so wie in der Kirche, Synagoge oder jeder Ethik-Konferenz auch), wird dies so interpretiert, als sei hier die deutsche Gesellschaft gemeint. Dies sei dann ein Zeichen für Desintegration.

Am Montag, den 24.04.2017 um 21:15 startet IslamiQ eine Hashtagaktion zu dem ARD-„moscheereport“.
Warum? Was? Wie? -> Alle Infos findet ihr auf der Facebook-Veranstaltungsseite.

Leider hält das Buch bis zum Ende dieses Format bei. Dementsprechend sind die Ergebnisse. Theologische Aussagen werden vom Kontext gerissen und in aktuell politische Statements umgewandelt. Ein fataler Fehler. Von Wissenschaftlichkeit und Neutralität zeugt das nicht gerade.

Hier ein Beispiel: An einer Stelle spricht ein Imam von der „Verwerflichkeit von allem Neuen“. In der islamischen Theologie nennt man dies Bid’a. Gemeint ist damit, dass es theologisch nicht erlaubt ist, neue islamische Rituale in den Islam einzuführen. Dieses „Neue“ gilt als „verwerflich“. Es geht hier also nur um neue Rituale, Aberglauben usw. Der Autor jedoch interpretiert diesen theologischen Begriff als einen gesellschaftlichen Begriff und glaubt, dass damit alles Neue aus der Gesellschaft verwerflich sei. Das führt dann zu dem Ergebnis der Integrationsverweigerung.

Anderes Beispiel: Ein Imam spricht von Yazid. Einem Tyrannen aus der Geschichte. Der Autor versteht hier aber Jesiden und interpretiert, dass der Imam gegen Jesiden hetzt. Ein schwerwiegender Fehler.

Mehr als eine Handvoll Fehler

Umso erstaunlicher ist es, dass Constantin Schreiber an mehreren Stellen den Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung, welches wissenschaftlich methodisch sauber vorangegangen ist und vor allem repräsentativ ist, kritisiert und seine eigenen wenigen Moscheebesuche als repräsentativ darstellt.

Selbstverständlich hat das Buch keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. Dem „Durchschnittsleser“ wird dies aber nicht viel interessieren. Die Wirkung des Buches ist daher nicht gut. Immerhin geht es hier um eine Community, der mehr als 4 Millionen Menschen in Deutschland angehören. Da hätte man viel genauer hingucken und theologische Texte in ihrem Kontext sehen müssen.

Leserkommentare

grege sagt:
@ Andreas interessante Logik: Pegida und AfD, wie manch andere Deutsche sicherlich auch verhalten sich kritikresistent. Daher erteilen Sie also Muslimen einen Freibrief, diesem Beispiel zu folgen. Denken Sie vielleicht nochmal über Ihre Äußerung nach, wahrscheinlich unbewußt haben Sie Muslime soeben aufs übelste diskriminiert und mit rechtspopulistischen Gruppierungen gleichgesetzt.
04.05.17
21:13
Anny sagt:
@ grege Meiner Meinung nach ist es nur möglich einen Fakt zu kritisieren und nicht etwas was ein Leie falsch verstanden und falsch wiedergegeben hat. Denn nehmen wir das beispiel von yazid und das es stimmt das Schreiber es so verstanden hat das gegen Jesiden gehetzt wird dann vermittelt er vielen eine falsche Ansicht des Islams.Dies wegen seiner Unwissenheit oder vielleicht seiner Ignoranz die ihn daran hindert es richtig zu verstehen oder vielleicht sogar unbewusst dazu bringt Kritikpunkte zu suchen. Dieser kleine Fehler könnte Leute die sowieso dem Islam kritisch gegenüber stehen dazubringen einen größeren Hass zu entwickeln.Denn hätte der Imam gegen Jesiden gehetzt dann würde es deren Aussage das der Islam keine friedliche Religion ist zustimmen.Damit will ich nicht sagen das es nicht Defizite im Islam gibt und auch hassprediger!nicht umsonst wird jede Moschee in Marokko regelmässig kontrolliert. und auch ist es leider so das viele Muslime keine Kritik vertragen aber sind es nur Muslime die nicht kritikfähig sind oder Menschen jeder Religionsgemeinschaft und Rasse? Damit will ich nur sagen das wir uns alle sehr genau überlegen sollten ob unsere Aussage stimmt bevor wir sie veröffentlichen und auch deferenzieren müssen ob es sich um Fakten handelt oder Meinungen. Denn leider gottes gibt es genug Menschen die jeden mist glauben der ihnen erzählt wird. und gehen wir die Sache nicht mit vorsichtig an dann läuft es vielleicht irgendwann auf einen Religionskrieg hinaus und damit hätte die isis etc genau das erreicht was sie wollte die Leute gegeneinander aufgehetzt! in dieser Zeit müssen wir alle zusammen halten und gemeinsamkeiten suchen. es geht nicht darum sündenböcke zu finden und zu generalisieren sondern darum das wir uns selbst alle kritisch betrachten sollten um lösungen zu finden. und vorallem unvoreingenommen etwas neuem gegenüberstehen müssen.Muslime den christen und andersrum alle religionen miteingeschlossen . Denn nur so kann eine multikulturelle Gesellschaft funktionieren.
08.05.17
8:56
Andreas sagt:
@grege: Da ist bei Ihnen ganz offensichtlich der Wunsch Vater des Gedanken. Ich habe in meinem Kommentar gar nichts über Muslime gesagt. Folglich erteile ich Muslimen auch keineswegs einen Freibrief für irgendwas. Auch habe ich Muslime nicht mit rechtspopulistischen Gruppierungen gleichgesetzt. Wenn Sie das aus meinem Kommentar herauslesen, dann ist das reines Wunschdenken Ihrerseits.
09.05.17
15:46
Kritika sagt:
L.S. Imane, die Hr. Schreiber hat predigen hören, haben offensichtlich behauptet, dass alles Neue verwerflich ist und sie haben gegen Jesiden gehetzt. Und das in einer Sprache, die ihre Zuhörer in dieser Weise verstehen, in Arabisch und Turkisch; Hr. Schreiber versteht das ebenfalls und er hat die Äuserungen als Hetze verstanden. Nun zu behaupten, Islamologen* würden unter diesen Worten etwas völlig anders verstehen als die einfachen Zuhörer, die zum grossteil ungebildet, bis analfabet sind, ist ein schäbiger Versuch, die krummen Worte im Nachhinein gerade zu biegen. Die Predigten wurden ja nicht für ein Fachpublikum von Islamologen gehalten. Die einfachen Menschen sind nach Hause gegangen mit den Worten im Ohr: "Neues ist verwerflich und Jesiden sind böse Menschen". Das jedoch ist seinerseits sehr verwerflich. Es wird Zeit, dass die Predigten in Deutsch gehalten werden - in Frankreich wird nur auf Fransösich gepredigt, da können die staatliche Kontroleure genau auf Hetze prüfen - dann ist es vorbei mit - wie Hr. Schreiber beobachtet hat - dass die Deutsche Übersezung gegenüber dem Arabischen UrTextes gesoftet = nach dem Geschmack der Deutschen Prüfer verfälscht ist. Das Buch zeigt, wie die Deutschen sich von den Imamen an der Nase herumführen lassen. Kein Wunder, dass die DeutscheMoslimFührung sich von dem Buch ertappt fühlt und daher sehr unwohl darüber ist. Gruss, Kritika --------- * Der Begriff 'Theologen' = GottesKenner setzt voraus, dass es einen Gott gibt, über den Theologen besonders viel wissen. Da niemand bis heute den wissenschaftlichen GottesBeweis erbracht hat, findet Kritika "Islamologe" passender.
11.05.17
23:13
grege sagt:
lieber Andreas, hatte gerade Geburtstag, der bereits alle Wünsche erfüllt hat. Mit ein bischen Transferdenken lässt sich Ihrer Äußerung ein klarer Analogieschluss ableiten. Aber gut, dann verraten Sie uns doch mal das Geheimnis, warum Sie nach meiner Erwähnung der Kritikresistenz führender Islamverbände plötzlich aus dem Nichts gleichgeartetes Fehlverhalten der AFD erwähnen? Ich lasse mich natürlich gerne eines Irrtums belehren.
15.05.17
19:38
grege sagt:
Mittlerweile werden selbst solche Bücher in das islamfeindliche Spektrum gerückt, die nich der Hofberichterstattung der hiesigen Islamverbände folgen. Diese Tatsache bezeugt, wie weit sich manche Islamprotagonisten von den demoktratischen Realitäten in diesem Land entfernt haben.
15.05.17
19:43
Johannes Disch sagt:
Es handelt sich um grade mal 18 Predigten. 18 von ca. 2500, die es jede Woche in deutschen Moscheen gibt. Und es ist nachgewiesen, dass Schreiber den theologischen Gehalt der meisten Predigten nicht erfasst hat. Schreibers Buch trägt nix zur Erkenntnis bei und schon gar nicht zur Integration. Hier macht einer auf billige Weise Kasse mit dem Slogan "Ich hab so angst vor dem Islam." Billige Instant-Lektüre. Geschenkt.
17.05.17
3:46
grege sagt:
wenn in18 von x tausend Konventen einer Burschenschaft rechtsradikale Inhalte verkündet werden, würden dem Botschafter dieser Nachricht kaum Pauschalisierung vorgeworfen. Hier zeigt sich wieder einmal doppelbödige Moral. Momentan habe ich die ersten Seiten von Herrn Schreibers Buch gelesen und bin über die Hinterlistigkeit einiger Moscheengemeinden erschrocken. Da sich diese Vorfälle auch in diversen anderen Moscheen an der Tagesordnung sind, legt hier Herr Schreiber mit Recht den Finger in die Wunde. Da Islamverbände leider zu keinem Hauch von Selbstkritik bereit sind, müssen leider aussenstehende die Finger in die Wunde von Mazyek und Co legen.
18.05.17
20:02
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