Österreich

Van der Bellen zum Kopftuch

Die Forderung des österreichischen Bundespräsidenten Van der Bellen, Frauen sollten bei steigender Islamophobie alle aus Solidarität ein Kopftuch tragen, löste eine kontroverse Debatte aus.

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04
2017
Der neue Bundespräsident Österreichs, Alexander Van der Bellen. © https://www.vanderbellen.at

Der österreichische Bundespräsident Alexander van der Bellen sorgt mit einer Aussage zum Kopftuch für Schlagzeilen. Im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung mit Schülern im Haus der Europäischen Union in Wien sagte er: „“Es ist das Recht der Frau – tragen Männer auch Kopftücher? – sich zu kleiden, wie auch immer sie möchte. Das ist meine Meinung dazu. Im Übrigen nicht nur muslimische Frauen. Jede Frau kann ein Kopftuch tragen. Und wenn das so weitergeht – und damit bin ich schon bei der nächsten Frage – bei der tatsächlich um sich greifenden Islamophobie wird noch der Tag kommen, wo wir alle Frauen bitten müssen, ein Kopftuch zu tragen. Alle, als Solidarität gegenüber jenen, die es aus religiösen Gründen tun.“

Anlässlich seines hunderttägigen Jubiläums als Bundespräsident strahlte der Österreichische Rundfunk (ORF) einen ausführlichen Beitrag aus, indem auch ein Ausschnitt aud dieser Diskussionsveranstaltung gezeigt wurde. Während einige die Solidaritätsforderung des Präsidenten unterstützen kritisieren andere diese Forderung aufs Schärfste.

Politische Oppositionelle, allern voran die FPÖ, zeigen sich empört über die Aussage des Bundespräsidenten. „“Es hat nicht lange gedauert, bis der „Unabhängigste aller Unabhängigen“ seine Maske fallen hat lassen und seine wahre Gesinnung zeigt. Das ist ein integrationspolitischer Amoklauf. Der Bundespräsident hat mit dieser Aussage das zarte Pflänzchen des Widerstandes gegen die Islamisierung des Landes, das nach dem Erdogan-Votum im rot-schwarzen Garten zu keimen begonnen hat, rüde zertreten“, so FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickel gegenüber der Zeitung „Salzburger Nachrichten“.

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
An der Aussage des österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen sieht man, dass viele Linksliberale derzeit intellektuell kaum in der Lage sind zwischen Vorurteilen gegenüber Ausländern (nur die sind zu bekämpfen) und dem Hinterfragen von religiösen, weltanschaulichen oder politischen Dogmen nicht differenzieren können. Rassismus und Religionskritik, das alles wird in einen Topf geworfen. Allerdings gibt es einen Hoffnungsschimmer, was die Fähigkeit zur Ideologiekritik betriff. Der Grünpolitiker Efgani Dönmez hat folgenden offenen Brief an den österreichischen Bundespräsidenten gerichtet: Sehr geehrter Herr Bundespräsident, lieber Sascha! Eines vorweg, in meinem Freundes- und Familienkreis tragen manche auch ein Kopftuch. Dennoch erstaunt mich dein Solidaritätsaufruf aus dem aktuellen "Report" . Die Aussage, sich mit Kopftuchträgerinnen zu solidarisieren, indem alle Frauen ein ebensolches tragen mögen, halte ich für einen Bundespräsidenten eines neutralen und säkularen Staates mehr als unangebracht. Das Kopftuch entbehrt jeglicher theologischer Grundlage und ist seit dem Erstarken des politischen Islam zu einem sichtbaren Instrument davon geworden. Auch der Kampfbegriff "Islamophobie" ist problematisch, denn damit wird versucht, jegliche Kritik als rassistisch, islamfeindlich und ausländerfeindlich sofort im Keim zu ersticken. Die Logik dieser Aussage kommt der Logik gleich, Islamisten mit Islamisten bekämpfen zu wollen. Wir beide gehör(t)en der grünen Partei an, welche sich - unbestritten - für Solidarität einsetzt. Wie wäre es, wenn wir im Sinne der Authentizität und Glaubwürdigkeit in der Hofburg und bei den Grünen beginnen? Gerne organisiere ich einen Ankauf von Kopftüchern. Die Islamverbände werden dies gerne aus der Jausenkassa bezahlen. Vom Bundespräsidenten erwarte ich, wie alle anderen Österreicherinnen und Österreicher, dass die Trennung von Staat und Religion hochgehalten und nicht verwässert wird. Ich hoffe, dass es sich bei dieser Aussage um einen verbalen Ausrutscher gehandelt hat und nicht um eine politisch vertretene Haltung. Liebe Grüße, Efgani Dönmez
03.05.17
14:15
Johannes Disch sagt:
Es ist zwar richtig, dass ein BP überparteilich und neutral zu sein hat, was aber nicht bedeutet, dass er sich nicht politisch äußern darf. Ein BP hat-- das gilt für den österreichischen wie für den deutschen-- wenig politische Macht, dafür aber die Macht des Wortes. Es zeichnet das Amt des BP sogar aus, dass er in wichtigen Fragen Orientierung an Anstöße gibt. Insofern ist die Aufregung über van der Bellen stark übertrieben. Hätte er gesagt: "Weg mit dem Kopftuch!", dann hätten die Islam-Basher hier sicher nichts gegen van der Bellens Wortmeldung gehabt, sondern gejubelt.
04.05.17
21:05
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Er hat ja auch gesagt er ist persönlich gegen das Kopftuch! Außerdem sollten Sie endlich einmal begreifen, dass es Menschen gibt, die eben die mittelalterlich-islamische Gesellschaftsform nicht unbedingt toll finden:
05.05.17
15:23
Johannes Disch sagt:
@Manuel. Richtig: Van der Bellen ist ja nicht für das Kopftuch. Er ist gegen Islamfeindlichkeit. Ihre Angewohnheit, islamische Gesellschaften immer wieder pauschal als "islamisch-mittelalterlich" zu bezeichnen, ist genau das, wogegen van der Bellen sich wendet.
08.05.17
9:34
Manuel sagt:
@Johannes Disch: In welchen islamischen Land herrscht den nicht das Mittelalter?
09.05.17
18:12
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