Der Fastenmonat Ramadan hat begonnen. Ein Monat lang werden Muslime fasten. Doch was ist Ramadan? Und warum fasten Muslime? Diese und andere Fragen beantwortet IslamiQ.
1. Was ist Ramadan?
2. Welchen Stellenwert hat der Ramadan für Muslime?
3. Was soll der Fastenmonat Ramadan bei Muslimen bewirken?
4. Wie trägt der Ramadan zur Spiritualität bei?
5. Für wen ist das Fasten nicht verpflichtend?
6. Wie können nichtmuslimische Kollegen und Freunde jemandem helfen, der im Ramadan fastet?
Der neunte Monat des islamischen Kalenders trägt den Namen Ramadan. Dieser richtet sich nach dem Mondkalender, der 10-11 Tage weniger hat als der Sonnenkalender. Dadurch beginnt der Fastenmonat Ramadan jedes Jahr 10-11 Tage früher als im Jahr davor. Diese Zeit ist eine besonders segenvolle Zeit und deshalb von großer Bedeutung für Muslime. Erwachsene und gesunde Muslime verzichten von der Morgendämmerung bis Sonnenuntergang auf Essen, Trinken, Rauchen und Geschlechtsverkehr. Die Fastenden lernen in diesem Monat Ruhe, Geduld, Genügsamkeit und Mitgefühl auszustrahlen und nehmen somit ihre Umwelt und ihre Mitmenschen bewusster wahr. Zudem wird das Bewusstsein der Fastenden für die notleidenden Menschen geweckt.
Der Ramadan ist die wichtigste Zeit im islamischen Jahr. Das Fasten in diesem Monat ist eine der fünf Säulen des Islams. Das Fastengebot steht im Koran folgendermaßen: „O ihr, die ihr glaubt! Das Fasten ist euch vorgeschrieben, so wie es denen vorgeschrieben war, die vor euch waren – vielleicht seid ihr ja gottesfürchtig.“ (Sure Bakara 2:183) Das Fasten ist also ein Zeichen der Verbundenheit des Gläubigen zu seinem Schöpfer. Außerdem begann die Herabsendung des Korans im Ramadan. Hierzu lesen wir im Koran: „Es ist der Monat Ramadan, in welchem der Koran als Rechtleitung für die Menschen und als Beweis dieser Rechtleitung und als (normativer) Maßstab herabgesandt wurde. Wer von euch in diesem Monat zugegen ist, soll während seines Verlaufs fasten.“ (Sure Bakara, 2:185) .
Der Ramadan als eine Zeit der besonderen Spiritualität ermöglicht den Muslimen körperliche und seelische Reinigung. Mit dem Verzicht auf ganz natürliche Bedürfnisse, wie die Nahrungsaufnahme, Trinken und eheliche Intimität soll der Mensch seinen Blick auf das Wesentliche im Leben lenken, in sich gehen, reflektieren und seinem Schöpfer näher kommen
Die innere Dimension des Fastens ist, dass die Fastenden im Ramadan, noch mehr als sonst darauf achten, sich von allem Schlechten fernzuhalten und nichts Verabscheuungswürdiges zu tun. Die Fastenden sind sich darüber im Klaren, dass alles im Diesseits vergänglich ist und sie daher sich vom Weltlichen lossagen müssen. Als Reisender macht man sich mit dem Fasten auf den Weg zum Schöpfer, das Gewohnte und nicht unbedingt Notwendige wird beiseite gelassen. Das Fasten stärkt somit das Bewusstsein für die Barmherzigkeit Allahs.
Neben dem Fasten gibt es viele Gelegenheiten, um innere Ruhe zu finden. Durch gemeinsame Gebete, Koranlesungen oder religiöse Vorträge wird den Fastenden viele Möglichkeiten gegeben, den Ramadan intensiver zu erleben und sich geistig weiterzuentwickeln. Aber nicht nur die gemeinschaftliche Koranrezitation (Mukâbala) ist eine Möglichkeit, um sich in der Moschee zu versammeln, sondern auch das nur an Ramadanabenden verrichtete Tarâwîh-Gebet.
Zu erwähnen ist außerdem der Îtikâf, der in den letzten zehn Tagen des Fastenmonats in der Moschee stattfindet. Dabei wird im Gegensatz zu den anderen Gebeten das Alleinsein bevorzugt. Die Fastenden ziehen sich zurück und verbringen die Zeit mit Gottesdiensten und dem Gedenken an Gott. Es geht darum, sich intensiv seinen Gebeten, der Rezitation und der Reflexion über den Koran zu widmen.
Alle erwachsenen und gesunden Muslime sollen fasten. Ausgenommen sind jene, die an Altersschwäche leiden, Kranke, Reisende, schwangere und stillende Frauen, Wöchnerinnen und Frauen, die ihre Monatsperiode haben. Diese sind zur Erleichterung von der Fastenpflicht befreit, sollen dies jedoch nach dem Ramadan nachholen.
Nichtmuslimische Arbeitgeber, Kollegen, Lehrer etc. können helfen, indem sie versuchen, die Fastenden nach Möglichkeit körperlich weniger zu beanspruchen. Arbeitgeber könnten auf den Wunsch nach flexibleren Arbeitszeiten am Morgen und am Abend eingehen. Im Sportunterricht können muslimische Schüler geschont werden, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht am Unterricht teilnehmen.