In der Diskussion über eine mögliche „Fakultät der Theologien“ an der Berliner Humboldt-Universität hat sich der evangelische Theologe Christoph Markschies klar gegen ein solches Modell ausgesprochen. Es wäre „die Eintrittskarte in das ganz große Chaos“, betonte der renommierte Kirchenhistoriker und vormalige Universitätspräsident am Freitag bei einer Podiumsdiskussion des Kirchentags in Berlin.
Statt einer einheitlichen Fakultät, in der die Evangelisch-Theologische Fakultät, das neu zu gründende Islam-Institut und womöglich die katholische Theologie und jüdische Theologie integriert würden, sprach er sich für eine Campus-Lösung aus. Zum künftigen „Campus der Theologien und religionsbezogenen Forschung“ sollten nach seiner Ansicht auch Religions- und Kulturwissenschaften gehören.
Ausdrücklich plädierte Markschies für eine Stärkung der katholischen Theologie, die derzeit nur mit einem schwach ausgestatteten Seminar an der Freien Universität vertreten ist. Er wünsche sich „eine starke katholische Theologie als Fakultät in Berlin“, betonte Markschies, ebenso wie eine starke islamische Theologie. Gegen eine Einheits-Fakultät spricht nach seiner Auffassung bereits die Tatsache, dass sich wichtige Gruppen des Judentums in Deutschland nicht daran beteiligen würden.
Auch Universitäts-Präsidentin Sabine Kunst äußerte sich zurückhaltend im Blick auf eine gemeinsame Fakultät. Wichtig sei es, die Theologien „unter dem Dach“ der Humboldt-Universität zusammenzuführen; was dies genau heiße, müsse erst gemeinsam entwickelt werden. Sie warnte vor einer Lösung des „kleinsten gemeinsamen Nenners“, zu der die Beteiligten bei einer übereilten Regelung kommen könnten. Priorität habe zunächst der Aufbau der Islamischen Theologie, um Religionslehrer für die muslimischen Schüler auszubilden. Zudem müsse der Diskurs zwischen interessierten Fächern ermöglicht werden.
Für eine gemeinsame Fakultät plädierte der Rechtswissenschaftler Christian Waldhoff. Sie biete die Chance, Neues zu wagen, und könne positiv auf die anderen Theologischen Fakultäten in Deutschland ausstrahlen, die sich nicht alle in bester Verfassung befänden, meinte er. Staatskirchenrechtlich wäre eine solche Institution nach möglich. „Man muss es nur wollen“, so Waldhoff.
Unterstützung aus Ägypten
Der Großscheich der islamischen Al-Azhar-Universität in Kairo, Ahmad al-Tayyeb, hat eine mögliche Unterstützung des geplanten Instituts für Islamische Theologie an der Humboldt-Universität (HU) in Berlin in Aussicht gestellt. Das sagte er im „Interview der Woche“ des Deutschlandfunk am Sonntag.
Auf die Frage, ob es eine Zusammenarbeit zwischen der Kairoer Hochschule und dem künftigen Institut an der HU geben werde, sagte al-Tayyeb: „Ja, das wünsche ich mir. Jedoch hat Al-Azhar nicht darüber zu entscheiden, sondern die deutsche Universität.“ Wenn diese sich dafür entscheiden sollte, „dann wird Al-Azhar diese Zusammenarbeit uneingeschränkt unterstützen und fördern“. Die Al-Azhar-Universität gilt als renommierteste Lehrstätte des sunnitischen Islam. Al-Tayyeb hingegen als gern gesehener Partner deutscher Politiker. Letztes Jahr stattete er im Rahmen seiner Europareise dem deutschen Bundestag einen Besuch ab und traf daraufhin den Papst. Unter hiesigen Vertretern islamischer Religionsgemeinschaften und Menschenrechtsaktivisten wird seine Person jedoch oftmals kritisiert, da er das ägyptische Sisi-Regime, das sich gewalttätig an die Macht geputscht hat, unterstützen soll.
Das Institut soll mit fünf Professuren im Wintersemester 2018/19 den Lehrbetrieb aufnehmen. Die Absolventen der Bachelor- und Master- Studiengänge sollen eine wissenschaftlich fundierte Ausbildung erhalten, die sie zu einem Einsatz als Imame oder Religionslehrer qualifiziert. Mit dem neuen Institut wird Berlin der sechste universitäre Standort in Deutschland, an dem islamisch-theologische Studien angeboten werden.