Vor zwei Wochen hat der Fastenmonat Ramadan begonnen. Die Hälfte ist geschafft. Doch wie begehen Muslime das Ramadanfest am Ende der Fastenzeit? Und welche Bedeutung hat die Kadr-Nacht? Diese und andere Fragen beantwortet IslamiQ.
1. Was erhoffen Muslime vom Ramadan?
2. Gibt es bestimmte Speisen, die Muslime zum Sahûr vor der Morgendämmerung oder zum (Iftar) zu sich nehmen sollten?
3. Was tun nachfassende Muslime anstelle des Fastens?
4. Gegenseitige Einladungen zum Iftar sind ein fester Teil im Ramadan. Wieso?
5. Was ist die Kadr-Nacht („Nacht der Bestimmung“)?
6. Wie begehen Muslime das Ramadanfest?
In erster Linie möchten die Fastenden das Wohlwollen Allahs gewinnen. Denn das Fasten ist nicht nur eine körperliche und geistige Disziplinübung, sondern auch ein Zeichen der Demut vor dem Schöpfer. Es ist auch die Gelegenheit, Hunger und Durst am eigenen Leib zu erfahren. Der Ramadan wächst über die eigene Stadt oder das Heimatland hinaus. Er ist der Monat der Gemeinschaft und der Geschwisterlichkeit. Und genau diese Tatsache bringt Verantwortung mit sich.
Außer der prophetischen Tradition, das Fasten mit einer Dattel zu brechen, gibt es keine bestimmten Mahlzeiten. Jedoch gibt es Empfehlungen von Ernährungsspezialisten. Grundlegend sollte nicht vergessen werden, dass der Ramadan den Fastenden auch körperliche Reinigung ermöglicht.
Muslime, die nicht in der gesundheitlichen Verfassung dazu sind, brauchen nicht zu fasten. Dafür müssen sie für jeden nicht gefasteten Tag die sogenannte „Fidya“ zahlen. Diese Ersatzleistung soll den Bedürftigen und Armen zugutekommen. Für jeden versäumten Fastentag übernimmt man somit die Kosten der Speisung eines Bedürftigen. Der Betrag hierfür liegt derzeit bei 10 € pro Tag.
Entsprechend den Worten des Propheten Muhammad (s) „Wer einen Fastenden zum Iftar einlädt, wird belohnt wie der Fastende, ohne eine Verminderung“ (Tirmizî) ist das gegenseitige Einladen während des Fastenmonats von großer Bedeutung. Das gemeinsame Iftar stärkt die Gemeinschaft. Durch diese Tradition werden familiäre und verwandtschaftliche Beziehungen sowie die Beziehungen zu Freunden und Bekannten gestärkt und vertieft. Das Beisammensein bietet zudem die Möglichkeit, neue Bekanntschaften zu machen und Freundschaften zu schließen.
Eine besondere Wohltat dabei ist es, vor allem bedürftige Menschen einzuladen. Denn der Gesandte Allahs sagte: „Das schlechteste Essen ist das, zu dem die Reichen, aber nicht die Armen eingeladen werden.“ (Buhârî) So werden in vielen Moscheen gemeinsame Iftar-Essen vorbereitet, zu denen jeder – unabhängig von Religion, Überzeugung, sozialem Status und Nationalität – willkommen ist.
Update: In Zeiten der Corona-Krise verzichten Muslime auch im Ramadan auf gegenseitige Einladungen, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern.
Die Kadr-Nacht am 27. Ramadan ist die Nacht, in der die Herabsendung des Korans begann. Deshalb ist sie die segensreichste und bedeutendste Nacht im Islam. Im Koran gibt es eine Sure dazu: „Siehe, wir sandten ihn hernieder in der ‚Nacht der Bestimmung’. Und was lässt dich wissen, was die ‚Nacht der Bestimmung’ ist? Die ‚Nacht der Bestimmung’ ist besser als tausend Monate. Es steigen in ihr nieder die Engel und der Geist – mit der Erlaubnis ihres Herrn zu jeglichem Geheiß. Friede ist sie, bis zum Anbruch der Morgendämmerung.“ (Sure Kadr, 97:1-5)
Die Muslime verrichten in dieser Nacht mehr Gebete als sonst, sprechen Bittgebete und rezitieren den Koran, um so am Segen der Kadr-Nacht teilzuhaben.
Das Ramadanfest (türk. „Bayram“, arab. „Îd“) ist ein Geschenk Gottes für die Geduld der Muslime im Ramadan. Gemäß dem Hadith „Das Erste, was wir an diesem Tag tun werden, ist zu beten“ (Buhârî) beginnt der erste der drei Festtage mit einem gemeinsamen Gebet in der Moschee. Nach dem Gebet gratulieren sich alle zum Fest. Verwandte und Bekannte besuchen einander und beglückwünschen sich. Gerade für Kinder sind solche Festtage unvergesslich, denn sie werden vielfach beschenkt und genießen eine höhere Aufmerksamkeit.
Besondere Aufmerksamkeit wird auch den Älteren der Gemeinschaft zuteil. An diesen Tagen werden sie reichlich besucht und umsorgt. Das Ramadanfest ist ein Tag der Freude und der Zusammenkunft sowie der Dankbarkeit dafür, ein weiteres Mal im Leben einen Monat lang gefastet haben zu können. Doch er ist für viele ebenso mit leichter Trauer verbunden. Denn die Festtage bedeuten auch, dass nun die segensvolle Zeit des Fastenmonats zu Ende ist.
Update: Aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie wird das gemeinschaftliche Gebet in der Moschee nicht stattfinden. Zudem verzichten Muslime aus Rücksicht auf Besuche bei Verwandten und Bekannten.