London

Minivan rast in Fußgänger vor Londoner Moschee

Im Londoner Finsbury Park hat ein Minivan mehrere Menschen vor einer Moschee angefahren. Medienberichten zufolge kam ein Mann ums Leben, acht weitere Menschen wurden verletzt. Anti-Terror-Spezialisten ermitteln.

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06
2017
Symbolbild: Moschee am Finsbury Park - Attentäter handelte aus Hass
Symbolbild: Moschee am Finsbury Park - Attentäter handelte aus Hass © Facebook

Im Londoner Stadtteil Finsbury Park ist ein Kleinbus nahe einer Moschee in eine Menschengruppe gerast. Nach Angaben der Polizei starb dabei in der Nacht zum Montag ein Mensch, zehn weitere wurden verletzt. Bei den Opfern soll es sich vornehmlich um Muslime handeln, die während des Fastenmonats Ramadan nach dem Ende eines Gebets auf der Straße waren. Der 48 Jahre alte Fahrer des Transporters wurde festgenommen. Anti-Terror-Spezialisten übernahmen die Ermittlungen. Die genauen Hintergründe des Vorfalls waren allerdings zunächst unklar. Premierministerin Theresa May wollte am Morgen eine Krisensitzung einberufen.

Augenzeugen hatten den Fahrer des Lieferwagens nach Polizeiangaben festgehalten, bis Beamte eintrafen und ihn festnahmen. Der Mann sei „als Vorsichtsmaßnahme“ in ein Krankenhaus gebracht worden und werde auf seine psychische Gesundheit untersucht.

„Ich habe meinen Teil getan“

Der Mann soll Augenzeugen zufolge gerufen haben: „Ich habe meinen Teil getan“. Das berichtete Toufik Kacimi, der Leiter des Gebetshauses, vor dem der Zwischenfall passierte, im britischen Sender Sky News. Wie Kacimi weiter berichtete, schützte der Imam der benachbarten Moschee den Fahrer vor einem wütenden Mob Umstehender, nachdem er den Lieferwagen verlassen hatte.

Die Polizei hatte zunächst keine Hinweise auf weitere Verdächtige. In diesem frühen Stadium gebe es keine anderen Verdächtigen, twitterte die Behörde am Morgen. „Trotzdem gehen die Ermittlungen weiter.“

Nach Angaben des Britischen Rats der Muslime ereignete sich der Vorfall vor einem muslimischen Gemeinschaftshaus in der Nähe einer Moschee – nicht direkt vor dem Gotteshaus, wie es der Rat zunächst mitgeteilt hatte. Aus seiner Sicht könnte es sich um einen gezielt gegen Muslime gerichteten Anschlag gehandelt haben. „Von den Augenzeugenberichten her scheint es, als wäre der Täter von Islamhass motiviert gewesen», schrieb der Rat am frühen Montagmorgen auf Twitter.

Premierministerin May sprach von einem „schrecklichen Zwischenfall“. Sie teilte weiter „All meine Gedanken sind mit jenen, die verletzt wurden, mit deren Angehörigen und mit den Rettungskräften vor Ort.“ Der Vorsitzende der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, zeigte sich „total schockiert“.

„Ein gezielter Angriff auf unschuldige Londoner“

Londons Bürgermeister Sadiq Khan bewertete die Tat als zielgerichtete Attacke: „Die Londoner Polizei ist nach einem fürchterlichen Terroranschlag auf unschuldige Menschen in Finsbury Park im Einsatz“, schrieb er auf Facebook. Noch seien nicht alle Details bekannt, „aber das war klar ein gezielter Angriff auf unschuldige Londoner, von denen viele gerade die Gebete während des heiligen Monats Ramadan beendeten“, schrieb Khan weiter.

Das Gebetshaus verurteilte den Vorfall: „Wir haben über Jahrzehnte sehr hart für eine friedliche und tolerante Gemeinschaft hier in Finsbury Park gearbeitet und verurteilen schärfstens jeden Akt des Hasses, der versucht, unsere wunderbare Gemeinschaft zu spalten“, heißt es in einer Mitteilung, die das Muslim Welfare House im Internet veröffentlichte. Die Verantwortlichen riefen zur Ruhe auf: „Spekulationen über den Vorfall sind nicht hilfreich. (…) Die Polizei sollte Zeit bekommen, ihren Job zu machen.“

Die Einsatzkräfte hatte nach eigenen Angaben gegen 00.20 Uhr (Ortszeit, 01.20 Uhr MESZ) die ersten Notrufe erhalten. Die Einsatzkräfte wurden daraufhin zum Ort des Geschehens in der Seven Sisters Road geschickt. Der Stadtteil Finsbury Park liegt nördlich des Zentrums von London. Acht Verletzte wurden den Angaben zufolge in Krankenhäuser gebracht, zwei Leichtverletzte am Ort des Geschehens behandelt.

„Das ist eine Terrorattacke“

Mohammed Kozbar, der Vorsitzende der Moschee, sagte der Boulevard-Zeitung „The Sun“: „Wer immer das getan hat, wollte Menschen verletzen. Das ist eine Terrorattacke.“ Das Fahrzeug, das Passanten rammte, soll dem „Sun“-Bericht zufolge ein gemieteter weißer Lieferwagen gewesen sein. Ein solches Fahrzeug war auch auf diversen Bildern vom Ort des Geschehens zu sehen.

Die Millionenstadt war erst kürzlich zum Schauplatz eines blutigen Terroranschlags geworden: Am 3. Juni hatten auf der London Bridge und am Borough Market drei Terroristen mindestens acht Menschen getötet und Dutzende weitere verletzt. Die Täter wurden kurz darauf von Polizisten erschossen. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Charley sagt:
An Niedertracht kaum zu überbieten. Respekt vor dem Imam, der absolute Courage und Geistesgegenwart zeigte. Das wäre vielleicht noch das (perverse) Ziel des Attentäters gewesen, am Ende als Opfer der ihn wütend "maltratierenden" Moslems da zu stehen. Der Imam stand da als Garant der Rechtsordnung.
19.06.17
16:38
Johannes Disch sagt:
Terror ist immer schlimm. Egal, wen es trifft. Man sieht an diesem Beispiel, dass die Rechnung der islamistischen Terroristen doch leider teilweise aufgeht. Dass manche im Westen nicht mehr unterscheiden können (oder wollen) zwischen islamistischen Terroristen und friedlichen Muslimen.
20.06.17
11:49
Mads sagt:
Die "Augenzeugen" hatten den Mann nicht festgehalten, um ihn der Polizei zu übergeben, sondern die Muslime wollten ihn gleich an Ort und Stelle lynchen. Allein der Imam hat ihn vor diesem Schicksal bewahrt. Und das wahrscheinlich auch nur, weil ihm klar war, dass es dem Ansehen der Muslime noch mehr geschadet hätte, wenn sie, ganz entgegen rechtsstaatlichen Regeln, Lynchjustiz betrieben hätten. Tatsächlich hat aber nicht der Imam das wahre Gesicht des Islam gezeigt, sondern der Lynchmob.
20.06.17
13:46
Kritika sagt:
An Mads Scharf analysiert und beschrieben; dem ist nichts hinzuzufügen. Gruss, Kritika
21.06.17
0:19
Dilaver sagt:
@Mads Was ist das für eine verzerrte Logik, die Sie hier zu Tage fördern? Die Leute dort reagieren wütend, nicht weil sie muslimisch sind, sondern weil der Täter einen Menschen ermordet und mehrere verletzt hat mit der Absicht, so viele Menschen wie möglich zu ermorden.
21.06.17
11:28
Johannes Disch sagt:
@Mads/@Kritika Erstens sind das unbeweisbare Unterstellungen, die ihr gegen den Imam vorbringt. Und zweitens: Schaut euch mal den deutschen Mob an: In Heidenau, in Rostock-Lichtenhagen, etc.
21.06.17
12:53
Mads sagt:
@Dilaver: Lynchjustiz gehört nicht zu unseren werten. Bei Muslimen anscheinend schon. Muslime lynchen ja auch ansonsten gerne mal Islamkritiker. Genügend Beispiele dafür gibt es. Der Karrikaturist der dänischen Jyllandsposten z.B., dessen Leben wegen ein paar lächerlicher Karrikaturen von Muslimen bedroht wird. Oder die ermordeten Menschen bei Charly Hebdo, die ebenfalls einer Strafaktion durch Muslime zum Opfer gefallen sind. Oder der Filmemacher van Gogh, der von einem Muslim brutal niedergestochen wurde. Es scheint also durchaus etwas mit der Religion zu tun zu haben, wenn Muslime einen Mann, der mit einem Auto einen Menschen getötet hat, lynchen wollen. In Europa ist für Strafe die Justiz zuständig, nicht der einzelne, der Blutrache nehmen will. Wenn Sie Lynchjustiz befürworten, stehen Ihre Werte im Widerspruch zu unseren heutigen Werten. Und wenn Muslime Lynchjustiz befürworten, dann haben sie in Europa nicht verloren.
21.06.17
13:39
Dilaver sagt:
@Mads Sie sind ja echt krank im Kopf, dass Sie die Straftaten von labilen Menschen beharrlich auf die Religion schieben. Sie haben sich damit disqualifiziert.
21.06.17
14:25
Johannes Disch sagt:
@Mads Sie listen hier kreuz und quer verschiedene Taten auf, die nicht miteinander vergleichbar sind und ziehen daraus den Kurzschluss, bei Muslimen wäre Lynchjustiz en vogue. Und das alles liegt -- natürlich-- an der Religion des Islam. Das grenzt wirklich an defätistische Propaganda. Die Menge in London war wütend. Die anderen Taten hingegen-- "Charlie Hebdo", etc.-- waren das Werk durchgeknallter Islamisten, die ihre Religion missbraucht haben.
21.06.17
14:51
Mads sagt:
@Johannes Disch: Der deutsche Mob wurde aber von der deutschen Bevölkerung weitestgehend verurteilt. Hingegen wird der muslimische Mob als Helden gefeiert. Das macht schon einen Unterschied.
22.06.17
17:15
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