Terror in London

Religionsvertreter verurteilen Anschlag auf Londoner Moschee

Spitzenvertreter aller Religionen und Politiker haben den islamfeindlichen Anschlag auf Moscheebesucher im Londoner Stadtteil Finsbury Park aufs Schärfste verurteilt.

20
06
2017
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Symbolbild: London
Symbolbild: London © by Lies Thru a Lens  auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ

Ein Kleinbus war am Montag kurz nach Mitternacht in eine Menschengruppe vor der Moschee gerast, die zum Abendgebet im Fastenmonat Ramadan zusammengekommen waren. Ein Mensch kam ums Leben, zehn weitere wurden verletzt. Bei allen Opfern handelt es sich um Muslime.

Augenzeugen berichteten, der 48-jährige Fahrer des gemieteten Kleinbusses habe gerufen: „Ich will alle Muslime töten.“ Bei seiner Verhaftung durch die Polizei rief er angeblich, er bereue seine Tat nicht und würde es wieder tun.

Der Generalsekretär des britischen Islamrates, Harin Khan, forderte eine Verstärkung der Sicherheitsvorkehrungen rund um Moscheen. Seit den jüngsten Terroranschlägen in Manchester und London hätten Muslime verstärkt unter Islamophobie und Diskriminierung zu leiden.

„Das werden wir nicht zulassen“

Der Vorsitzende der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) Kemal Ergün äußerte sich ebenfalls zum Anschlag. „Wir sind zutiefst erschüttert und betroffen über diesen feigen Terroranschlag. Unsere Gebete sind bei den Betroffenen und Hinterbliebenen“, erklärte Ergün.

Dieses Attentat habe nicht nur Muslime zum Ziel, sondern unser Verständnis von Vielfalt und gesellschaftlichem Zusammenhalt. Aus welchen Gründen und Motiven die Täter auch immer handeln, sie alle wollen nur eins: einen Keil in die Gesellschaft treiben. „Das werden wir nicht zulassen“, so Ergün weiter.

Auch der Zentralrat der Muslime (ZMD) verurteilt den „feigen“ Anschlag auf Muslime und trauert mit den betroffenen Familien. „In den vergangenen Tagen haben im Vereinigten Königreich islamfeindliche Übergriffe auf Personen und Moscheen vor dem Hintergrund der verabscheuungswürdigen Anschläge in Manchester und London zugenommen“, so der ZMD. Der terroristische Anschlag in der vergangenen Nacht sei jedoch der bis dato mörderischste Angriff auf muslimische Briten.

„Ein Anschlag auf unsere Werte“

Der Primas der anglikanischen Kirche von England, Erzbischof Justin Welby, nannte den Anschlag „verabscheuungswürdig“ und betonte seine Solidarität mit der muslimischen Gemeinde. Der Angriff sei ein „Anschlag auf uns alle, unsere Kultur und unsere Werte“.

Der katholische Erzbischof von Westminster, Kardinal Vincent Nichols, zeigte sich „zutiefst schockiert“. Gewalt generiere nur mehr Gewalt; der einzige Weg aus dieser Spirale sei die tägliche Vergegenwärtigung, dass „wir alle Erzeuger von Verständnis, Mitgefühl und Frieden“ sein müssen.

„Ein Anschlag auf eine Religion ist ein Anschlag auf alle Religionen“

Die jüdische Gemeinde verurteilte „den Versuch, die Spannungen in Großbritannien eskalieren zu lassen“, so der Präsident des Europäischen Jüdischen Kongresses, Moshe Kantor. „Ein Anschlag auf eine Religion ist ein Anschlag auf alle Religionen“, so Kantor weiter. Ebenso äußerte sich die britische Vereinigung der Sikhs. Man brauche „einen ehrlichen Dialog und einen Sinneswandel“ mit Blick darauf, wie die britische Regierung mit allen Formen von Hass und Terror umgehe, so der Vorsitzende der Vereinigung, Bhai Amrik Singh.

Die Bundesregierung in Berlin sprach den Opfern und Angehörigen des Anschlags „tiefes Mitgefühl“ aus. Es gelte auch allen Gläubigen der Gemeinde und allen Londonern, „denen es derzeit kaum vergönnt“ sei, zur Ruhe zu kommen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Zugleich mahnte er, die polizeilichen Ermittlungsergebnisse rund um den Angriff abzuwarten, auch wenn es nach ersten Erkenntnissen aussehe, als könne es sich um einen erneuten Terrorakt handeln. (KNA, iQ)