MUSLIMISCHE VORBILDER

Imam Rabbânî – ein Sufi aus Indien

Vorbilder, die uns positiv stimmen, sind heute wichtiger denn je. In der neuen IslamiQ-Reihe möchten wir unsere Leser zu Autoren machen. Burak Avşar schreibt über sein Vorbild: Imam Rabbânî.

24
06
2017
Rabbânî
Die Imam Rabbânî Moschee in Istanbul.

Imam Rabbânî zählt noch heute zu den einflussreichsten Sufīs in der islamischen Mystik. Anhand seiner Werke ist zu sehen, dass er sich zu seiner Zeit sehr intensiv für die Ahl as-Sunna wal Dschamâa (Leute der Sunna und Gemeinschaft) eingesetzt hat. Noch heute wird in Moscheen und Sufi-Orden aus seinem bekannten Werk „Maktûbât“ gelesen. Imam Rabbânî ist auch im Westen bekannt. Viele Akademiker wie William C. Chittick oder Artuhr F. Buehler setzten sich mit seiner Metaphysik auseinander.

Ahmad al-Fârûkî Sirhindî (Imam Rabbânî) ist im Jahre 1564 im Bundestaat Punjab (Indien) in der Stadt Sirhind geboren und gehörte der ḥanafitischen Rechtsschule an. Seine Genealogie reicht bis zum zweiten Kalif Umar ibn al-Hattâb, weswegen er den Beinamen al-Fârûkî trägt. Schon als Kind las er mit seinem Vater sufische Werke, unter anderem das berühmte Werk „Fusus al-Hikam“ von Ibn Arabi.

Die Bekanntschaft mit Ba Billah

Es besteht keine Zweifel daran, dass Ibn Arabi, zu den am meisten kritisierte Personen der islamischen Mystik gehört. Das liegt vor allem in seiner Metaphysik der Einheit des Seins (Wahdat al-Wudschûd), worin von der Einheit zwischen Schöpfer und Schöpfung ausgegangen wird. In dieser Lehre sehen Kritiker eine Art Pantheismus und Theophanie.

Auch Imam Rabbânî gehörte zu den Befürwortern Ibn Arabis. Als sein Vater verstarb, trat er im Jahre 1601 seine Pilgerfahrt nach Mekka an. Während seiner Rückreise traf er in Delhi den großen Gelehrten Bakî Billah. Mit diesem Treffen begann für Imam Rabbânî ein neuer Abschnitt in seinem Leben. Denn durch den Briefwechsel mit Bakî Billah entstand sein großes Werk „Maktubat“ (Briefe).

„Alles sei von Allah“

Mit der Zeit erkannte Imam Rabbânî, dass die Lehre Ibn Arabis anderen als Legitimation für die Synthese aller Weltreligionen diente. Denn zu seiner Zeit beabsichtigte der Mogulherrscher Akbar Schah, alle Religionen zu einer einzigen zu verschmelzen. Zuvor stützte Imam Rabbânî sich auf die Ansicht, dass alles Er (Gott) sei (pers.: Hama’z Ost). Nun war er zu der Einsicht gelangt, dass alles von Ihm (Gott) sei (pers.: Hama az Ost). Somit entwickelte er die „Wahdat asch-Schuhûd“-Lehre. Dies verdeutlicht er anhand eines Beispiels: Zu sagen, dass am Himmel nur die Sonne zu sehen ist und nicht die Sterne, wäre Wahdat al-Wudschûd. Doch zu erwähnen, dass aufgrund der starken Sonnenstrahlen die Sterne nicht ersichtlich sind, diese aber existieren, wäre Wahdat asch-Schuhûd. Dieses kurze Beispiel lässt erahnen, wie komplex beide Lehren sind und wie intensiv Imam Rabbânî sich damit auseinandergesetzt hat.

Verfechter der Ahl as-Sunna

Nach dem Tod Imam Rabbânîs im Jahre 1624 verbreitete sich seine Lehre nicht nur auf dem indischen Subkontinent, sondern auch darüber hinaus. Wegen seiner intensiven Bemühungen zur Wahrung der Ahl as-Sunna wal Dschamâa und seiner Standhaftigkeit gegen die Synthese aller Religionen, ist Imam Rabbânî ein Vorbild für mich. Die vielen Konflikte innerhalb und außerhalb der muslimischen Gemeinschaft führen zur radikalen Kritik an der Ahl as-Sunna wal Dschamâa. Umso wichtiger ist es, die Lehren der Ahl as-Sunna zu bewahren, so wie es Imam Rabbânî damals getan hat.

Leserkommentare

Charley sagt:
Rabbani steht damit durchaus im Gegensatz zu anderen Sufi-Mystikern wie z.B. Al-Halladsch, der nicht (nur) intellektuell über diese Dinge philosophierte, sondern schlichtweg aus seiner spirituellen Erfahrung spricht, wenn er sagt: Dein Bildnis mir im Auge, Dein Wohnort mir im Herz, Im Mund das Deingedenken – Und wo verbirgst du Dich? Natürlich mussten Sufis wie auch Ibn Arabi, die Welt differenziert erleben, wenn sie den Geist differenziert in den Dingen wirksam sahen. Nur ein Abstraktling spricht dann von "dem Einen". Es ist wirkliche Arbeit, von der Differenziertheit sich erst einmal zu "dem Einen" hindurch zu arbeiten. Dass mit der Aussage der Differenziertheit der Dinge und damit des sie konstituierenden Geistes schon die Tür für "eine Art Pantheismus und Theophanie" geöffnet wäre, zeugt von Unkenntnis der realen Erfahrung (hier käme z.B. die unendliche Differenziertheit der spirituellen Welt als "Organismus Gottes" zur Geltung). Im obigen Aufsatz wäre dann also noch zu ergänzen, in welchem Verhältnis der Schöpfergeist zu seinem Geschöpf noch steht, wenn er nicht mehr innerhalb seiner Schöpfung wirksam ist. Zugleich: Wer ist denn dann (statt seiner) innerhalb der Schöpfung wirksam? Zum Schluss noch ein Gruß von Goethe: Was wäre ein Gott, der nur von außen stieße, Im Kreis das All am Finger laufen ließe! Ihm ziemt's, die Welt im Innern zu bewegen, Natur in Sich, Sich in Natur zu hegen, So daß, was was in Ihm lebt und webt und ist, Nie Seine Kraft, nie Seinen Geist vermißt.
25.06.17
5:03
Kritika sagt:
L.S. Faszinierend, was so ein filosifierendes Genie alles an Nutzlosen zuTage fördert. Es scheint, als habe er dennnoch nicht herausgefunden, dass die Existenz von Götter ebenso wahrscheinlich ist wie die von weisse, unsichtbare Elefanten. Hoffentlich subventionieren realistisch arbeitende Menschen in Deutschland derartige hole Spinnereien nicht auch noch mit reale Steuern. Kritika wünscht Rabbânî, Burak Avşar und Charley weiterhin schön zu träumen.
29.06.17
23:22
Charley sagt:
@ Kritika: Ihr Horizont scheint nur das dem Ego Nützliche wert schätzen zu können. Sie haben offensichtlich in keiner Weise nur begriffen, welche Frage hier sich stellt. Insofern ist ihre Beurteilung und vor allem ihr Niveau zum Glück nicht in der Wissenschaft und Kultur maßgeblich. Ihr pöbelnder Ton ("hoHle Spinnereien") diskreditiert Sie sowieso. In Ihrer Aufzählung fehlt Goethe, den ein Physiker wie Carl Friedrich von Weizäcker sehr wohl zu schätzen wusste. Es ist zu vermuten, das Ihrem Niveau auch entgangen ist, dass die Physik bis heute keinen Begriff von Materie, Elektrizität und Magentismus hat, die sie nämlich axiomatisch voraus setzen. (Axiomatik und Wissenschaft!) Und was die Physik auch nicht erklären kann (und nicht will), ist die Tatsache des Bewusstseins! Carl Friedrich von Weizäcker sagte (unter anderem, aber in diesem Zusammenhang wohl interessant): "„Was wir Materie nennen, das sind die ins Dreidimensionale entlassenen Ideen.“ Aber das ist vermutlich alles zu hoch für jemanden wie Sie, der sich offensichtlich allein auf den Niveau überheblicher und zugleich herablassender Pöbeleien bewegt.
01.07.17
10:15