Berliner Erzbischof Heiner Koch lobt den starken Glauben von Muslimen und kritisiert bei seinem Besuch in Polen die Anfeindungen gegen muslimische Schüler aus Berlin während einer Studienreise.
Bei einem Besuch in Polen hat der Berliner Erzbischof Heiner Koch die Glaubenstreue von Muslimen gewürdigt. „Von ihnen können gleichgültige Christen vieles lernen“, sagte er am Donnerstag bei einem Gottesdienst im Dom von Poznan (Posen). „Es ist manchmal schon beeindruckend zu sehen, wie ernst viele von ihnen Gott in ihrem Leben nehmen.“
Nach Medienberichten wurden Kopftuch tragende muslimische Schülerinnen aus Berlin in der vergangenen Woche auf einer Klassenfahrt in Warschau, Lodz, Lublin und Krakau offenbar wegen ihrer Religion mehrfach attackiert. Die Vorfälle wurden auch in den polnischen Medien kritisch kommentiert.
Im stark katholisch geprägten Nachbarland warb Koch um Verständnis für die Lage der Kirchen in den neuen Bundesländern. Die meisten Ostdeutschen gehörten Familien an, „die seit vielen Generationen keine Berührung mit dem christlichen Glauben mehr hatten“, betonte der Erzbischof. „Gerade in Zeiten der DDR ist der Glaube des Atheismus den Menschen massiv eingehämmert worden und erschien den meisten als alternativlose wissenschaftliche Erkenntnis.“ Koch äußerte sich „zutiefst beeindruckt“ von den Christen in der DDR, „obwohl sie wegen ihres Glaubens Anfeindungen und Nachteile in Kauf nehmen mussten“.
Koch hob auch den Beitrag des polnischstämmigen Papstes Johannes Paul II. zum Ende der Spaltung von Ost und West hervor. Er erinnerte an dessen Gang durch das Brandenburger Tor zusammen mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl 1996. Johannes Paul II. habe das Tor nicht nur als Symbol der Einheit Deutschlands, sondern auch der Einheit Europas und Symbol der Freiheit verstanden. Dabei könnten die Christen nach den Worten des Papstes einen „unentbehrlichen Beitrag“ leisten. Diesem Auftrag müssten sie sich in Polen und Deutschland „heute neu stellen“, so Koch. (KNA/iQ)