Die Betreuung muslimischer Gefangener durch Imame, die von der Türkei entsandt sind, ist umstritten. Der Vorsitzende der Justizministerkonferenz, Herbert Mertin (FDP), macht einen Vorschlag.
Der Vorsitzende der Justizministerkonferenz, Herbert Mertin (FDP), dringt auf ein Ende der bundesweiten Betreuung türkischer Muslime in Gefängnissen durch entsandte Imame der Türkei. „Ich bin der Auffassung, dass die deutsche Außenpolitik diese Praxis beenden sollte, um sich von der Türkei unabhängig zu machen“, sagte der rheinland-pfälzische Ressortminister in Mainz. „Imame sollten künftig in Deutschland ausgebildet werden.“
Das rheinland-pfälzische Justizministerium will muslimische Häftlinge künftig von unabhängigen Imamen betreuen lassen. Nach einem Besuch der Strafvollzugskommission des Landtags vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass es von Imamen im Auftrag der Türkei auch Seelsorge für nicht-türkische Muslime gab. Die Imame werden von der türkischen Religionsbehörde Diyanet geschickt.
„Die derzeit vom türkischen Generalkonsulat in die Vollzugsanstalten entsandten Religionsbeauftragten sind ausschließlich für die Betreuung türkischer Staatsangehöriger zuständig“, betonte Mertin. „Um allen muslimischen Gefangenen im rheinland-pfälzischen Justizvollzug eine religiöse Betreuung und Seelsorge anbieten zu können, wird aktuell an der Gewinnung geeigneter unabhängiger religiöser Betreuer gearbeitet.“
Die Suche gestaltet sich nach Angaben des Justizministers sehr kompliziert: „Dies stellt sich aber als außerordentlich schwierig dar, da es kaum in Deutschland ausgebildete Imame oder muslimische Religionswissenschaftler gibt.“ Die Ursache dafür liege vor allem in einer Vereinbarung der Bundesregierung mit der Türkei von 1984, wonach die Imame in der Türkei ausgebildet und von dort nach Deutschland entsandt werden. (dpa, iQ)