Nach den Manipulationsvorwürfen an der Kindergartenstudie stehen Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) und Prof. Ednan Aslan im Mittelpunkt der Diskussionen. Ein Thema ist auch die Wissenschaftlichkeit Aslans.
Die Debatte um die sog. Islamkindergartenstudie hat in Österreich hohe Wellen geschlagen. Letzte Woche deckte der FALTER einen großen Skandal auf. Berichten zufolge haben Beamte um Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP) die umstrittene Studie des Religionspädagogen Prof. Ednan Aslan an entscheidenden Stellen manipuliert. Insgesamt wurden mehr als 900 Änderungen vorgenommen.
Inwieweit die Änderungen mit Kenntnis und Einverständnis Aslans geschah, ist nicht eindeutig. Gegenüber IslamiQ teilte Aslan mit, dass er „mit bestem Wissen und Gewissen“ hinter seinem Gutachten stünde und keine möglichen Folgen befürchte, da die Ergebnisse „sehr fundiert“ seien.
Nun äußerte sich Staatssekretärin Muna Dudzdar zu den Manipulationsvorwürfen. Laut Dudzdar müsse Kurz alle Studien, die von Ednan Aslan verfasst wurden oder an denen er mitgearbeitet habe, „auf den Tisch legen“, alle Studien müssten überprüft werden. Es müsse sichergestellt werden, dass bei den Studien von Aslan die wissenschaftlichen Kriterien eingehalten wurden, heißt es in einem Interview im STANDARD. Desweitern fordert Duzdar die Einleitung eines Disziplinarverfahrens gegen die beteiligten Beamten, in dem die Vorwürfe restlos aufgeklärt werden.
Harte Kritik an Wissenschaftlichkeit Aslans
„Meine Unterstellung ist, dass es um Instrumentalisierung von Wissenschaft für politische Zwecke geht – da schaut es einfach besser aus, wenn nicht herauskommt, dass der, der das medial verbrät, es auch finanziert hat“, sagt Andrea Schaffar, Kommunikations- und Sozialwissenschafterin an der Uni Wien, im STANDARD-Interview.
Die Studie habe vor allem methodisch große Mängel. Es werde nicht dargelegt, welche Kindergärten ausgewählt und Quellen benutzt wurden. Bei solch einer Wissenschaftlichkeit dürfe dieser Skandal niemanden schockieren. „Wenn so gearbeitet wird, zeigt das, dass es kein wissenschaftliches Arbeitsethos gibt, und dann ist man Interventionen von Auftraggebern gegenüber anfälliger“, so Schaffar weiter.
Gegen die Wissenschaftlichkeit Aslans war schon vor der Studie sehr harte Kritik aufgekommen. Schon der Plagiatsforscher Stefan Weber erstellte Dezember 2015 ein Gutachten bezüglich der Dissertation Aslans. Demnach befänden sich in drei von fünf Kapiteln der Doktorarbeit Plagiate, jedoch reiche der Ausmaß nicht für eine Aberkennung. „Würde ich eine Bachelor-Arbeit bekommen, die derart gegen die Zitierregeln verstößt, würde ich sie zurückwerfen“, sagte Weber gegenüber dem STANDARD.
Muslime fordern lückenlose Aufklärung
Nicht zuletzt forderten muslimische Vertreter in Deutschland und Österreich eine lückenlose Aufklärung der Manipulationsvorwürfe. Medienberichten zufolge werde die Universität Wien, welche eine Kommission zur Untersuchung der Vorwürfe eingerichtet habe, den weiteren Verlauf der Vorgehensweise mitteilen.