Friendensmarsch

„Marsch der Muslime gegen den Terrorismus“

Eine Gruppe von Imamen macht eine Bustour durch Europa. Erster Halt war Berlin. Ihr Ziel: ein Zeichen setzen gegen Terrorismus.

11
07
2017
Marsch der Muslime gegen Terrorismus
Marsch der Muslime gegen Terrorismus © Facebook, bearbeitet iQ

Der in Paris gestartete „Marsch der Muslime gegen den Terrorismus“ hat seinen ersten Halt in Berlin gemacht. Am Sonntag bekräftigten Imame aus unterschiedlichen europäischen Ländern gemeinsam mit christlichen und jüdischen Vertretern ihre Position gegen Gewalt im Namen der Religion. Der Initiator, der Pariser Imam Hassen Chalghoumi, betonte in der evangelischen Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, dass der Terrorismus nur gemeinsam besiegt werden könne. Rund sechzig Imame reisen bis Freitag als Friedensbotschafter durch Europa. Gestartet waren sie am Samstag in Paris und weitere Stationen der Rundreise werden Brüssel und diverse französische Städte sein.

Unterstützt wurde der Marsch in Berlin auch vom Zentralrat der Muslime (ZMD). Der Berliner Imam Mohammed Taha Sabri kündigte an, den Marsch der Muslime gemeinsam mit drei anderen Imamen aus Deutschland zu begleiten. Es gebe keinen islamischen Terrorismus, sondern nur eine faschistische Ideologie, die den Islam missbrauche. Den Reisesegen für die Imame spendeten der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, der Berliner Rabbiner Andreas Nachama und der Dominikaner Maximilian Cappabianca gemeinsam.

Am Sonntagabend hatten die Imame bereits auf dem Breitscheidplatz in Berlin demonstriert. Bis Freitag (14. Juli) wollen sie noch in Paris, Toulouse und Saint-Etienne-du-Rouvray ihr Mitgefühl mit den Terroropfern zeigen. Es ist der Jahrestag der terroristischen Anschläge in Nizza bei dem 86 Menschen ums Leben kamen.

#Nichtmituns

Groß angelegte Kundgebungen gegen den Terror hatte es in der Vergangenheit des Öfteren gegeben, etwa nach dem 11. September 2001 oder nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt Ende 2016.

Zuletzt wurden Muslime von der Politik dazu aufgefordert, sich erneut vom Terror zu distanzieren. Daraufhin haben die Religionspädagogin Lamya Kaddor und der Aktivist Tarek Mohamed unter dem Motto „#Nichtmituns“ einen Friedensmarsch in Köln organisiert. Im Vorfeld der Demonstration gab es heftige Diskussionen, da die zwei größten islamischen Religionsgemeinschaft Islamrat und DITIB die Aktion kritisiert und nicht daran teilgenommen haben. An dem Friedensmarsch nahmen rund 1500 Personen teil, erwartet wurden 10 000.

„Demonstrationen sind nicht erfolgversprechend“

Laut dem stellvertretenden Generalsekretär des Islamrats für die BRD, Murat Gümüş, seien Demonstrationen zwar durchaus sinnvoll, „aber mittel- und langfristig haben wir eben die Erfahrung machen müssen, dass sie nicht besonders erfolgversprechend sind.“ Es sei wichtiger, sich den Ursachen für Terrorentstehung zu widmen: „wenn die Ursachen, warum einige Jugendliche eine gewisse Affinität für Terror und Gewalt entwickeln, nicht angegangen werden, dann werden wir auch in fünf und in zehn Jahren immer wieder gefragt werden, ob wir an einer Aktion teilnehmen, die sich gegen Terror und Gewalt stellt“, so Gümüş.

Terroristen verzerren Religion

Wissenschaftler in Deutschland haben den Radikalisierungsprozess jugendlicher Extremisten rekonstruiert und kamen zum Ergebnis, dass ihr Islambild aus Versatzstücken aus dem Internet besteht. Demnach hat „ein selbst gebastelter Islam“ die jungen Leute radikalisiert. Selbst grundlegende Dinge wie die Verrichtung des Gebets seien Teilen der Gruppen nicht bekannt gewesen. Auch gehörten sie keiner Moscheegemeinde an. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Andreas sagt:
Ich glaube zwar, dass solche Aktionen gut und wichtig sind. Allerdings das Image der Muslime verbessern sie nicht, weil sie rasch wieder vergessen werden und die Muslime dann wieder gefragt werden, warum sie sich nicht gegen den Terrorismus positionieren. Im übrigen wäre es wichtiger, an die Wurzeln der Radikalisierung zu gehen.
11.07.17
16:51
Johannes Disch sagt:
@Andreas Das sehe ich auch so. Das Austrocknen oder zumindest Eindämmen des islamistischen Terrors ist ein längerfristige Angelegenheit, die verschiedene Strategien erfordert.
12.07.17
16:49
censeo sagt:
Nichtmuslime fragen sich natürlich schon, warum einerseits islamische Demonstrationen gegen Terrorismus im Namen des eigenen Glaubens praktisch inexistent sind, respektive von den grossen Muslim-Organisationen jeweils abgelehnt werden, wenn andererseits nach Veröffentlichung einer Karikatur oder sonstiger als "Beleidigung der Muslime" aufgefassten Äusserungen innerhalb von wenigen Stunden weltweit marodierende und allen Ungläubigen den Tod wünschende Horden auf die Strasse gehen...
13.07.17
14:00