Morgen jährt sich der Putschversuch in der Türkei vom 15. Juli 2016. In einer gemeinsamen Presseerklärung kritisieren islamische Religionsgemeinschaften die fehlende Solidarität mit der Türkei und fordern, die deutsch-türkischen Beziehungen auf das gewohnte freundschaftliche Niveau anzuheben.
Bei dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei vor einem Jahr wurden hunderte unschuldige Menschen getötet und tausende verletzt. Die unterkühlte Reaktion Europas darauf habe die Türkeistämmigen sehr verunsichert. In einer gemeinsamen Erklärung äußerten sich die islamischen Religionsgemeinschaften Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) und Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa (ATIB) anlässlich des Jahrestages des Putschversuchs vom 15. Juli 2016.
Der Putschversuch habe Türkeistämmige weltweit unabhängig von ihrer politischen Überzeugung oder religiösen Weltanschauung tief bewegt. Dass Europa das große Trauma des 15. Juli nicht erkannt habe, stimme bis heute traurig. „Die anschließende Türkei-Debatte sorgt bis heute für massive Irritationen. Die Sorgen der Menschen um die Zukunft ihres Herkunftslandes wurden zum Problem und als ein Zeichen von Illoyalität und Fremdheit gewertet“, heißt es in der gemeinsamen Presseerklärung.
In der Folge verschlechterten sich nicht nur die deutsch-türkischen Beziehungen. Es verfestige sich mit zunehmender Diskussion das ungute Gefühl, als mache sich eine allgemeine Enttäuschung über „das Scheitern des Putsches breit“. Das Vertrauen der Türkeistämmigen in Deutschland und Europa in Politik und Medien wurde massiv zerrüttet. Deshalb sei es „mehr denn je erforderlich, die deutsch-türkischen Beziehungen auf das gewohnte freundschaftliche Niveau anzuheben“, heißt es weiter.
Von Partnern und Verbündeten erwarte man in schwierigen Zeiten und besonders in Ausnahmezuständen wie diesen Solidarität und Unterstützung. Dieser Konsens sei „Grundlage für alles Weitere“. Ohne ihn werde der historisch gewachsenen deutsch-türkischen Freundschaft der Boden entzogen und falle konjunkturellen Interessen zum Opfer. „Umso wichtiger ist es nun, zu einer Sprache zurückzufinden, die frei ist von kurzsichtigem Populismus, und der historischen Verantwortung beider Staaten gerecht wird“, so die Religionsgemeinschaften.
Mit ihren Gedanken seien sie bei all jenen, die in der Putschnacht ihr Leben gelassen haben und ihren Hinterbliebenen. Zugleich kündigten sie an, an das heutige Freitagsgebet in ihren Moscheen eine religiöse Gedenkveranstaltung für die Verstorbenen aus der Putschnacht anzuschließen.