Meinungsbeitrag

Dschihad für Religionsfreiheit

Wer vom Dschihad hört, denkt an Krieg und Gewalt. Genau das ist er nicht, meint der Theologe Hakkı Arslan. Ein interessanter Ansatz mit einer langen Geschichte.

16
07
2017
Anti-Rassismus-Wochen - Staatsvertrag Rheinland-Pfalz - was bedeutet kurban?
Sybolbild: Hilal - Kuppel © Edward Musik / CC 2.0 / flickr

Dschihad wird in zeitgenössischen Darstellungen als ein Kampfbegriff präsentiert, der zur Bekämpfung aller Nichtmuslime aufrufen soll. Dieses vermeintliche Gebot, Andersgläubige zu bekämpfen, sei direkt aus dem Koran zu entnehmen und soll solange fortgesetzt werden, bis die gesamte Welt unter „islamischer Herrschaft“ stehe. Als Bestätigung dieser Sichtweise werden die terroristischen Anschläge weltweit und die Propaganda von Bewegungen wie Al-Qaida oder ISIS herangezogen, die sich mit Allahu akbar-Rufen und mit Koranzitaten auf den Islam berufen. Dabei wird eine direkte Linie vom Koran zu den terroristischen Attentaten gezogen, wodurch der Koran als unmittelbare Ursache für die Gewalttaten dargestellt wird.

Ein solcher Kurzschluss ist fehlerhaft. Das wissen wir mittlerweile aus seriösen Studien. Genauso wie die judenfeindlichen Äußerungen im Neuen Testament nicht die Hauptursache für die Vernichtung der Juden unter der NS-Diktatur gewesen sind, so sind auch die Koranverse nicht unmittelbar für die Gewalttaten von Verbrechern verantwortlich. Die Ideen eines Goebbels sind nicht notwendig in der Bibel enthalten, ebenso wenig wie die eines Bin Laden oder al-Bagdadis im Koran.

Komplexe Ursachen

Die Sache ist viel komplexer. Aus Studien wissen wir, dass die Gründe eher im sozialen Milieu solcher Gewalttaten zu suchen sind, anstatt unmittelbar im Koran. Zu nennen sind hier Gründe wie internationale Machtinteressen, ökonomische und soziale Konflikte, verfehlte Integrationspolitik, biografische Defizite, Diskriminierungserfahrungen und Perspektivlosigkeit junger Menschen usw. Es wäre jedoch zu einfach zu behaupten, das habe mit dem Islam nichts zu tun. Denn sobald theologisch argumentiert wird und die Attentäter sich auf den Koran berufen, muss theologisch gezeigt werden, warum diese Interpretation falsch ist und der Koran nicht im Sinne der Terroristen ausgelegt werden kann.

Man kann hier schon vorwegnehmen, dass ausgehend vom Koran keineswegs Selbstmordattentate, die Tötung von Zivilisten, die pauschale Bekämpfung von Andersgläubigen oder gar eine feindliche Haltung gegenüber Andersgläubigen abgeleitet werden kann. Dies ist nur durch die gezielte Ausblendung der kontextuellen Zusammenhänge von einzelnen Textpassagen möglich, die mit einer wortwörtlichen Interpretation gelesen werden und eine bestimmte Weltsicht und Situationsdiagnose voraussetzen. Eine seriöse, theologisch fundierte Lektüre des Korans unter Berücksichtigung des Kontextes und der intra- und intertextuellen Bezüge zeigt, dass die sogenannten „Schwertverse“ im Koran nicht die pauschale Gewalt gegenüber Andersgläubigen propagieren, sondern eine Lanze für Religionsfreiheit brechen und zur Erstellung eines gerechten Friedens aufrufen.

Natürlich wurde der Dschihad in der Geschichte auch im Sinne von Angriffskriegen verstanden und auch Eroberungskriege im Nachhinein religiös als Einsatz auf dem Wege Gottes legitimiert. In Zeiten ohne ein Völkerrecht und ein Gewaltverbot in internationalen Vereinbarungen waren Kriege ein legitimes Mittel der Gebietseroberung. Hierin unterschieden sich die muslimischen Herrscher nicht von römischen, byzantinischen, französischen oder britischen Kaisern und Königen. Alle diese Interpretationen sind den entsprechenden historischen Kontexten geschuldet. Was uns hier für heute interessiert ist aber vielmehr der theologische Kern des Dschihad-Begriffs als die historische Gestalt in verschiedenen Kontexten. Die Auffassung, dass der Dschihad primär zur Verteidigung der Religionsfreiheit und der Herstellung des Friedens dient, ist keine marginale Meinung, sondern gegenwärtig die mehrheitliche Auffassung sunnitischer Gelehrter des traditionell orientierten Spektrums.

Nicht bloß eine Frage der Interpretation

Sicherlich lassen sich viele Texte aus der theologischen Tradition finden, die sich für eine aggressive Interpretation instrumentalisieren lassen und die auch von extremistischen Gruppierungen als Legitimation für ihre Taten herangezogen werden. Um das Feld nicht den Extremisten zu überlassen, müssen auch solche problematischen Interpretationen erneut aufgegriffen und neu überdacht werden. Aber genau das gehört ja selbstverständlich zu den Kernaufgaben einer Theologie.

Das, was in den heiligen Schriften steht, ist das eine, was die Menschen daraus machen ist das andere. Im Neuen Testament gibt es beispielsweise nicht so viele Stellen, die unmittelbar zu Gewalt aufrufen, aber trotzdem hat das Christentum in seinen verschiedenen Denominationen 1500 Jahre lang immer wieder brutale Gewalt legitimiert, sowohl gegenüber Andersgläubigen als auch gegenüber christlichen Häretikern.

Im Gegensatz zum heutigen Anschein waren die Muslime hingegen stets toleranter gegenüber Andersgläubigen. Seit dem 8. Jahrhundert haben muslimische Theologen elaborierte Toleranzkonzepte entwickelt, wonach Angehörige fast aller Religionen in muslimischen Herrschaftsgebieten Religionsfreiheit – freilich nicht nach den heutigen Standards – genießen konnten. Ein Verständnis des Korans, wonach alle Nichtmuslime bekämpft werden sollen, bis die gesamte Welt den Islam annimmt, hat sich nie mehrheitsfähig durchgesetzt, sondern blieb immer eine marginale theoretische Position, welche in der Praxis kaum Relevanz besaß. Maßgebend war jedoch das Dschihad-Verständnis, wonach der Dschihad unter Anderem als ein Aufruf verstanden wurde, sich entschieden für die Religionsfreiheit von verfolgten Minderheiten einzusetzen.

Gewalt im Koran?

Gewalt ist eine anthropologische Konstante. Solange es Menschen gibt, wird es auch Gewalt und Kriege geben. Von einer vollständigen Gewaltlosigkeit kann zu keiner Zeit die Rede sein. Dass auch der Koran als eine heilige Schrift über Krieg und Gewalt spricht, ist schlicht aus dem Grund, dass es Krieg und Gewalt in der Welt und auch auf der arabischen Halbinsel des 7. Jahrhunderts gab und die Gläubigen sich dazu verhalten mussten. Keine der verschiedenen großen Denominationen des Christentums, die katholische Kirche, die orthodoxe Kirche, die Lutheraner, etc. waren pazifistisch, sondern orientierten sich vielmehr an der Doktrin des gerechten Krieges, wonach es legitime Gründe geben kann, um Kriege zu führen. Der Artikel 51 der UN-Menschenrechtserklärung erlaubt Gewaltanwendung im Falle eines Verteidigungskrieges. Auch im Koran wird Gewaltanwendung und Krieg an mehreren Stellen legitimiert als Mittel um einen gerechten Frieden herzustellen und um die freiheitliche Grundhaltung des Korans um jeden Preis auch unter Anwendung von Gewalt zu verteidigen.

Dschihad als Mittel der Religionsfreiheit

Nach der mehrheitlichen Auffassung zeitgenössischer muslimischer Gelehrter hat der Dschihad zwei Ziele: 1. Die Selbstverteidigung und Abwehr von Aggressionen und 2. die Verhinderung von religiöser Verfolgung und Herstellung von Religionsfreiheit, so dass alle Menschen ihre Religion frei praktizieren können. Alle Koranverse, die zum Kampf aufrufen, müssen aus dieser Perspektive verstanden werden.

Der erste Koranvers aus der Sure Hadsch, der den Muslimen nach 13-jähriger Verfolgung erlaubt, sich zu verteidigen, drückt genau diesen Punkt aus: „Denjenigen, die bekämpft werden, ist die Erlaubnis (zum Kämpfen) erteilt worden, weil ihnen (vorher) Unrecht geschehen ist. Gott hat die Macht, ihnen zu helfen. (Ihnen) die unberechtigterweise aus ihren Wohnungen vertrieben worden sind, nur weil sie sagen: Unser Herr ist Gott. Und wenn Gott nicht die einen Menschen durch die anderen zurückgehalten hätte (indem er ihnen aus ihren eigenen Reihen Widersacher entstehen ließ) wären (überall) (Einsiedler)Klausen, Kirchen, Synagogen und Kultstätten, in denen (allen) der Name Gottes viel erwähnt wird, zerstört worden. Aber bestimmt wird Gott denen, die ihm helfen, (ebenfalls) helfen. Er ist stark und mächtig.“ (Sure Hadsch, 22:39-40) 

Den Gläubigen wurde nach langjähriger Unterdrückung und Verfolgung die Erlaubnis erteilt, sich zu verteidigen und gegen die polytheistischen Mekkaner zu kämpfen. Der Kriegsgrund ist hier eindeutig genannt: der Glaube! Die Muslime haben Unrecht erlitten, wurden bekämpft und aus ihren Wohnstätten vertrieben, weil sie gesagt haben „Unser Herr ist Allah“. Die religiöse Verfolgung wird hier als Ungerechtigkeit bezeichnet und als Grund aufgeführt, sich mit Gegengewalt zu widersetzen. Der Kampf soll solange weitergehen, „bis es keine Verfolgung (Fitna) mehr gibt“ und „bis nur noch Gott verehrt wird“ (Sure Bakara, 2:193), denn „die Verfolgung ist schlimmer als Töten“ (Sure Bakara, 2:191).

„Bis nur noch Gott verehrt wird“, bedeutet in der Sure Bakara und in der Sure Tawba nicht, dass jeder den Islam annehmen soll, sondern, dass niemand aufgrund seines Glaubens an Gott verfolgt werden darf. Bis dieser Zustand erreicht ist, sollen sich die Gläubigen entschieden gegen die Aggressoren verteidigen und sie bekämpfen. Auch die im Vergleich dazu noch härteren Verse in der 9. Sure sind in diesem Rahmen zu verstehen.

Der entschiedene Einsatz für Religionsfreiheit darf jedoch nicht nur auf die Muslime bezogen sein, sondern wie im oben zitierten Vers aus der Sure Hadsch auf alle Religionen. „Und wenn Gott nicht die einen Menschen durch die anderen zurückgehalten hätte, wären (überall) (Einsiedler)Klausen, Kirchen, Synagogen und Kultstätten, in denen (allen) der Name Gottes viel erwähnt wird, zerstört worden.“ Dieser Teil ist als ein Auftrag an die Muslime zu verstehen, die Kultstätten anderer Religionen vor Angriffen zu schützen. Aus diesen und anderen Versen ist demnach ein allgemeines Prinzip abzuleiten, wonach die religiöse Verfolgung unter keinen Umständen zu dulden ist und wogegen sich die Muslime entschieden einzusetzen haben. Gerade in diesem Punkt sind derzeit sehr viele Defizite in der sogenannten „islamischen Welt“ zu verzeichnen, womit sie deutlich hinter dem koranischen Anspruch zurückbleiben.

Krieg um des Friedens Willen

Es sind also gerade die Textstellen im Koran, die von vielen Seiten als problematisch empfunden werden, die am energischsten die freiheitliche Grundposition des Korans zum Ausdruck bringen, indem Gläubige dazu aufgerufen werden, sich mit allen Mitteln – im Kontext der arabischen Halbinsel des 7. Jahrhunderts, wenn nötig sogar durch Gewalt – gegen religiöse Verfolgung einzusetzen.

Trotz des harten Tons der Stellen, in denen Muslime zur Bekämpfung und Tötung ihrer Feinde aufgefordert werden, kann eindeutig festgestellt werden, dass im Koran Kriegsführung nicht um der Gewaltanwendung willen befohlen wird, sondern als Mittel eingesetzt wird um einen Friedenszustand zu erreichen. Das entspricht voll und ganz Artikel 51 der UN-Menschenrechtserklärung und auch der Theorie des gerechten Krieges, wonach Krieg und Gewalt unter bestimmten Umständen erlaubt sein kann, nämlich um einen Friedenszustand herbeizuführen. Aus dem Koran heraus lässt sich also die pauschale Bekämpfung von Andersgläubigen keineswegs rechtfertigen!

 

Leserkommentare

Johannes Disch sagt:
@Torben (Ihr P vom 24.08.2017, 16:20) -- "Warum glauben Sie sich anmaßen zu können zu entscheiden, dass die Anhänger des IS theologische Analphabeten sind?" (Torben) Wenn man sich auch nur ein wenig mit dem Islam beschäftigt hat-- seiner Geschichte, Theologie und Philosophie-- dann wird schnell klar, warum die IS- "Theologen" auf dem Holzweg sind. Sie sind offenbar noch nicht so lange hier. Ich hab das alles unter vielen Artikeln hier schon zigfach erläutert. Wenn es sie interessiert, dann gehen Sie halt mal hier ins Archiv. Oder lesen Sie einige gute Bücher zum Thema. Als kurze Einführung sind die Bände der Reihe "Ch. Beck Wissen" geeignet. (Alle ca. 120 Seiten). -- Heinz Halm: "Der Islam." -- Tilmann Spengler: "Islamismus." --Hartmut Bobzin: "Der Koran." Diese schmalen Bände vermitteln recht schnell elementare "Basics" zum Thema. Wenn dann aber nach jedem Anschlag die immer gleichen Einwände kommen-- die Terroristen könnten sich doch auf den Koran berufen, etc..--- dann wird das irgendwann zu einer ermüdenden Endlosschleife. Man kann sich nicht einfach eine Sure aus dem Koran aussuchen, die einem in den Kram passt. Man muss etwas über die Hintergründe wissen. Den historischen Kontext der Sure, wie der Koran aufgebaut ist, Querreferenzen zu anderen Suren, etc. Kurz für Sie einige Stichworte: -- "Dschihad" Der klassische Djihad im Sinne von Krieg/Kampf ist an ganz bestimmte Voraussetzungen geknüpft und hat klare Regeln. Er gilt nur im Verteidigungsfall. Er darf nur von einer islamischen Autorität ausgerufen werden. Das Töten von Zivilisten; vor allem von Frauen und Kindern; ist streng untersagt. Dasselbe gilt für Selbstmordattentate. Gegen alle diese Regeln verstößt der "Djihad" a la IS, weshalb man in der Forschung auch von einem "Neo.-Djihadismus" spricht, um ihn vom klassischen "Djihad" abzugrenzen. -- "Islamischer Staat":(IS) Es gibt keinen islamischen Staat und es gab nie einen. Das Wort "Staat" kommt im Koran nicht vor. Alle Herrschaftskonzepte der Islamisten-- "Nizam Islami" ("Islamisches System"), "Din-.Wa-Daula" ("Einheit von Staat und Religion"), etc.--- sind modernen Ursprungs und haben im Koran keine Entsprechung. Wir haben es bei islamistischen Terroristen nicht mit Religiösen zu tun, sondern mit politischen Aktivisten, die die Religion des Islam politisch instrumentalisieren. Der Islam ist eine vielfältige Weltreligion, die man auf unterschiedliche Weise verstehen und leben kann. Der Islamismus hingegen ist eine totalitäre politische Ideologie, die ihren Totalitarismus religiös untermauert. Der Islamismus ist modernen Ursprungs (Gründung der Muslimbruderschaft in Ägypten 1928) und war eine Reaktion auf den europäischen Kolonialismus. Der zeitgenössische Islamismus bekam Aufwind nach dem 6-Tage-Krieg, den die vereinten arabischen Staaten gegen das kleine Israel verloren. Diese Niederlage diskreditierte den Panarabismus/den arabischen Nationalismus, der bis dahin das herrschende politische Leitbild war. Und an seine Stelle trat der Islamismus. Torben, Sie sehen, es lässt sich also durchaus wissenschaftlich zeigen, dass der IS auf dem Holzweg ist.
26.08.17
22:01
gregek sagt:
@ Herr Disch, hier wird kein Generalverdacht geäußert, sondern eine traurige, durch schreckliche Tatsachen und Studioenergebnisse eindeutig belegte Gewissheit. Der Islam hat nicht nur ein Terrorismusproblem, sondern der Exremismus hat die muslimische Communty hierzulande in der Mitte erreicht. Die Aussagen ergeben sich aus den Maßstäben, die Sie auf die biodeutsche Gesellschaft im Hinblick auf Islamfeindlichkeit und Rechtspopulismus angewendet haben. Der Extremismus ist in der muslimsichen Community hierzulande und in Europa mindestens genauso verbreitet wie im nichtmuslimischen Umfeld. Insbesondere Cem Özedemir hat nicht umsonst von einer türkischen Pegida gesprochen. Ihre inkonistenten Aussagen zum Rechtsextremismus und -populismus sowie islamischen Extemismus / Terrorismus zeigen wieder einmal Ihre konfuse Argumentationslogik auf.
27.08.17
20:05
Ute Fabel sagt:
@Johannes Disch: Es ist allgemein bekannt, dass es viele Bücher gibt, die versuchen den Islam aufzupolieren und ihn als unschuldiges Opfer böswilligen Missbrauchs darzustellen versuchen. Die Wurzel des Übels liegt jedoch in Wahrheit schon in der Religion selbst, die die Menschen in zwei Kasten unterteilt, nämlich jene der erlösungswürdigen Rechtgläubigen und der verdammungswürdigen Schlechtgläubigen. Das zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Ich empfehle jedem, der sich selbst ein eigenes Bild machen möchte, den Koran in verschiedenen Übersetzungen im Originaltext zu lesen und Schönredner in Sekundärliteratur keinen Glauben zu schenken.
28.08.17
10:34
Torben sagt:
@Johannes Disch: Sehr schön, wie Sie das alles fachlich so klar und deutlich erläutern. Dennoch sind es Muslime, die nach einem Islamischen Staat streben und das ist keine Erfindung der Islamkritiker. Es gab schon zahlreiche Versuche, ein islamisches Staatswesen zu errichten. Auch der Dschihad als Krieg ist keine Erfindung der Islamkritiker. Das haben Muslime erfunden. Und zwar schon in der Frühzeit des Islam, in der sie ihre Eroberungskriege als Dschihad bezeichneten. Der Islam war von allem Anfang an eben nicht nur Religion, sondern auch Politik.
28.08.17
15:28
Johannes Disch sagt:
@Ute Fabel (Ihr P vom 28.0i8.17, 10:34) Es geht nicht darum, "Den Islam" "aufzupolieren". Es geht darum, die Dinge sachlich und rational zu betrachten. Und da helfen nun mal gewisse Bücher von Fachleuten (bsp.: Bassam Tibi, Gudrun Krämer, Albert Hourani, Abu Zaid, Volker Perthes, etc.). Die Zustände im Nahen Osten haben primär politische und sozio-ökonomische Gründe, und keine religiösen. In diesen Gesellschaften fehlen die institutionellen Voraussetzungen für eine Demokratisierung. Es gibt keine Mittelschicht, kein Bürgertum, das so eine Transformation tragen könnte. Wir haben es dort mit Staatszerfall zu tun. Da die institutionellen Voraussetzungen für eine Demokratisierung fehlen, gibt es dort nur 2 Alternativen: Autoritäre Herrscher oder Islamisten.
29.08.17
12:21
Johannes Disch sagt:
@gregek (Ihr P vom 27.08.17, 20:05) Ich weiß nicht, auf welchen Post Sie sich beziehen. Ich bezog mich auf den Satz von "grege" ("Überall, wo eine gewisse Zahl von Muslimen leben, steigt die Terrorgefahr"). Das ist in dieser Pauschalität ein Generalverdacht. Und was heißt "Extremismus der Mitte" in der islamischen Community? Dass ein Großteil der hier lebenden Muslime dem islamistischen Terror applaudiert??? Das ist sicher nicht der Fall, wie genügend Studien belegen. Erst kürzlich hat die "Bertelsmann Stiftung" eine neue Studie vorgelegt, die zeigt, dass Muslime in Deutschland alles in allem recht gut integriert sind. Über die Studie sind hier bei "islamiq" in den letzten Tagen 2 Artikel erschienen.
29.08.17
12:56
Johannes Disch sagt:
@Torben (Ihr P vom 28.08.17, 15:28) -- "Sehr schön, wie Sie das alles fachlich so klar und deutlich erläutern." (Torben) Keine Ursache. Gern geschehen. Richtig, "Dschihad" als "Krieg"/Kampf" ist keine Erfindung von Islamkritikern, sondern Teil der islamischen Geschichte. Und ebenfalls richtig, der Islam war von Beginn immer auch Politik. Im Gegensatz zu Jesus war Mohammed nicht nur Religionsstifter, sondern auch Politiker und Feldherr. Dennoch wäre es ein unzulässiger Kurzschluss, daraus zu schließen, der Islam könne gar nicht anders als aggressiv zu sein. Der Islam des Jahres 2017 ist nicht mehr der des Jahres 632 n. Chr. und die heutigen Muslime sind nicht mehr die der Arabischen Halbinsel zur Zeit der Entstehung des Islam.
29.08.17
13:05
Johannes Disch sagt:
@Ute Fabel (Ihr P vom 28.08.08.17, 10:34) -- "Ich empfehle, den Koran in verschiedenen Übersetzungen im Originaltext zu lesen und Schönrednern keinen Glauben zu schenken" (Ute Fabel) Egal, welche Übersetzung sie nehmen: Das Original haben sie da nicht, sondern immer nur Annäherungen. Deshalb steht auch über jeder seriösen Übersetzung "Die ungefähre Bedeutung des Korans." Für das Original müssten sie ihn auf arabisch lesen und wären dann sehr schnell mit den Eigenheiten der arabischen Sprache konfrontiert. So, alle, die Koran positiv interpretieren, sind "Schönredner?" Aber Sie, Ute Fabel, haben den Koran richtig verstanden.... Das ist ein Standpunkt, der sich nicht von dem der islamistischen Terroristen des IS und anderer Terrorgruppen unterscheidet. Die Terroristen des IS und Ute Fabel-- es sind 2 Seiten derselben Münze.
29.08.17
13:22
Johannes Disch sagt:
@Ute Fabel (Ihr P vom 28.08.17., 10:34) -- "Ich empfehle, den Koran in verschiedenen Übersetzungen im Originaltext zu lesen, und Schönrednern keinen Glauben zu schenken." (Ute Fabel) Sie lesen den Koran auf dieselbe banale Weise wie islamistische Terroristen/Fundamentalisten/Salafisten. Der Koran kein einfaches Buch, schon gar nicht für Menschen des westlichen Kulturkreises. Es ist eine komplexe und sehr anspruchsvolle Schrift (was übrigens für alle Basistexte der Weltreligionen gilt). Man muss ein bisschen was wissen über die Struktur und den Aufbau des Korans. Die Mühe muss man sich schon machen, will man die Dinge einigermaßen seriös einordnen.
29.08.17
13:35
Mads sagt:
@Johannes Disch: Sind Islamisten nicht eine Untergruppe autoritärer Herrscher?
29.08.17
14:55
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