Hilfsorganisation Ansaar International

Ben-Hatira rechtfertigt gemeinnütziges Engagement

Weil er sich nicht von der Hilfsorganisation Ansaar International distanzieren wollte, wurde der Fußballprofi Änis Ben-Hatira von seinem Fußballclub entlassen. In einem Interview gab er an, dass er diese Entscheidung weiterhin nicht bereue.

06
08
2017
Änis Ben-Hatira © facebook

Der Fußballprofi Änis Ben-Hatira hat sein Engagement für die Hilfsorganisation Ansaar International gerechtfertigt. „Mir hat bislang niemand bewiesen, dass da irgendwas krumm gelaufen wäre. Soll ich mich wegen Gerüchten von denen distanzieren? Das ist zu dünn“, sagte Ben-Hatira im Gespräch mit der „Welt am Sonntag“.

Der Verfassungsschutz des Landes Nordrhein-Westfalen hatte 2015 in einem Bericht geschrieben, die Organisation sei „fest mit der deutschen Salafisten-Szene verwoben“. Bei Spendensammlungen würden „international bekannte und angesehene salafistische Prediger“ eingebunden.

Der gläubige Muslim Ben-Hatira hatte im Sommer 2016 für Ansaar Geld gespendet und war im Winter von seinem Klub SV Darmstadt 98 entlassen worden, weil er sich nicht von der Organisation distanzieren wollte.

Ben-Hatira sagte weiter, er habe ein Jahr lang genau hingeschaut, was die Organisation macht, habe recherchiert, mit den Ansaar-Leuten gesprochen und erst dann zugesagt, zu spenden: „Sie haben mir angeboten, mir die Sachen vor Ort anzusehen. Ich habe das gemacht und bin mir seitdem sicher, dass alles mit rechten Dingen zugeht.“

Seine Eltern kommen aus Tunesien, darum habe er einen Bezug zu den Regionen, in denen Ansaar hilft. Natürlich hätte er auch für eine andere Organisation spenden können: „Aber mich haben die Projekte von Ansaar angesprochen. Ich wollte etwas machen, was nachhaltig ist. Und wo mein Geld dort ankommt, wo die Menschen nichts haben.“

Er finde es gut, ergänzte Ben-Hatira, dass Ansaar vom Verfassungsschutz überwacht wird: „Wenn die dort auch nur den Hauch eines Verdachts haben, sollen sie das machen. Auch ich will ja in Sicherheit leben. Aber es wurde ja nichts nachgewiesen.“

Auf seinen Reisen mit Ansaar habe er schreckliche Dinge gesehen, sagte der Fußballer: „In Afrika habe ich Babys gesehen, deren Arme so dünn wie mein Finger waren“, berichtete Ben-Hatira. Er habe Kinder getroffen, die gehaust hätten wie Tiere: „Das waren Kids, die vor den Terroristen von Boko Haram geflohen sind und danach auf Kakao-Plantagen als Arbeitssklaven eingesetzt wurden. Ich habe mit einem kleinen Jungen gesprochen, der auf seiner Flucht über Leichenberge klettern musste. Das vergisst du nie.“

Nach einem kurzen Gastspiel beim türkischen Klub Gaziantepspor ist Ben-Hatira derzeit arbeitslos und sucht einen neuen Verein. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Die mutige Entscheidung des Klubs SV Darmstadt 98 ist zu begrüßen. Schließlich sollen Fußballer Vorbilder sein. Entweder ist Änis Ben-Hatira naiv oder er vertritt selbst fragwürdige religiös-politische Positionen. Beides wäre nicht vorbildlich für einen Profisportler. 2015 postete Ansaar International ein Video, in dem deutsche Salafisten vor einem ausrangierten Krankenwagen mit Warendorfer Kennzeichen in Syrien posieren. Auf Spendenveranstaltungen traten mehrfach Salafisten-Prediger auf, darunter Abu Baraa und Shaik Abu Anas. Es liegen Hinweise vor, dass der Verein Ansaar International radikal-islamistische Oppositionskräfte in Syrien unterstützt. Dabei gehe es teilweise nur vordergründig um das Spendensammeln. Dahinter liege die Absicht, Salafisten deutschlandweit miteinander zu vernetzen.
08.08.17
13:46