In Berlin organisierten junge Muslime einen Workshop, in dem Fragen um und über Radikalisierung und Extremismus besprochen und Handlungsempfehlungen erarbeitet wurden.
Eingeladen vom schiitischen Dachverband (IGS) fanden sich vom 28.-30.7.2017 junge Muslim/-innen, sunnitischer, schiitischer und alevitischer Ausrichtung im Al-Mustafa Institut in Berlin zusammen. Diskutiert wurde das Problem des religiös begründeten Extremismus und wie präventiv dagegen gehandelt werden kann.
Organisiert wurde der Workshop von einem Kreis junger Muslim/-innen innerhalb der IGS, die es „satt haben, dass ihre Religion instrumentalisiert wird“, so Dawood Nazirizadeh, Vorstandsmitglied der IGS. Nazirizadeh weiter: „Wenn wir als deutsche Muslime nicht diese gesamtgesellschaftliche Herausforderung behandeln, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn die Deutungshoheit über den Islam bei den Neo-Salafisten und der AfD gesucht wird.“ Unter den Dozenten des Workshops war Frau Hamideh Mohagheghi anwesend, die Juristin,Theologin und Trägerin des Bundesverdienstkreuzes ist.
Der Workshop vermittle Wissen über einen Islam der Vernunft und des eigenständigen Denkens und verbinde dabei die westliche und islamische Philosophie. Prof. Dr. Esfahani, Leiter des Al-Mustafa Institutes, fasst zusammen: „Wenn wir heute unserem Propheten (s) begegnen wollen, haben wir zu seinem Verständnis kein anderes Kriterium als die Vernunft“. Die Auseinandersetzung mit der islamischen Geschichte kläre darüber auf, wie Verfälschungen der islamischen Botschaft dazu führen, dass heute junge Menschen Terrorakte zu verüben.
Die im Workshop erarbeiteten Handlungsempfehlungen fordern dazu auf, eine deutsch-islamische Identität zu entwickeln und sich der Verantwortung innerhalb der deutschen Gesellschaft bewusst zu werden. Dazu gehöre auch, dass sich die Imame der Gemeinden den Lebensfragen junger Muslim /-innen widmen. Auch müsse die innermuslimische Pluralität anerkannt und eine Kultur der Vielfalt innerhalb der islamischen Einheit gelebt werden. An die Medien gerichtet, forderten die Teilnehmer/-innen eine differenziertere Berichterstattung und die Einbeziehung wirklicher Experten, da die bisherige Praxis zur Diskriminierung von Muslim/-innen beigetragen habe. Der Politik wird empfohlen mit den Muslim/-innen einen Dialog auf Augenhöhe zu führen, die islamischen Religionsgemeinschaften endlich als Körperschaft öffentlichen Rechts anzuerkennen und den Muslim/-innen die Deutungshoheit über ihre Religion zu überlassen.. Den islamischen Wissenschaftler/-innen wird empfohlen, sich bei der Forschung mehr mit dem kulturellen, historischen und örtlichem Kontext vorhandener Texte auseinanderzusetzen und neue Methoden zur Beurteilung zu schaffen, ohne dabei die Grundlagen und Prinzipien des Islams zu missachten.
Die Handreichung inklusive aller Handlungsempfehlungen wird von der IGS in naher Zukunft veröffentlicht werden. Die IGS hat angekündigt in Zukunft weitere solcher Workshops zu veranstalten.