Eine Schülerin die ihren Nikab nicht ablegen wollte, führte zu einer schulgesetzlichen Änderung. Muslimische Stimmen werfen der Politik nun Populismus und unbegründeten Aktionismus vor.
In dem ursprünglichen Gesetzentwurf hieß es, Schüler dürften mit ihrem Verhalten oder ihrer Kleidung nicht die Kommunikation im Schulleben erschweren. Die aus religiösen Gründen getragene Vollverschleierung könne eine derartige Erschwerung darstellen. Grundlage des Entwurfs war ein Antrag der FDP.
Der Vorsitzende der Schura Niedersachsen, Recep Bilgen, gab IslamiQ gegenüber nun an, dass er das Gesetz „kontraproduktiv“ halte, da es real nur sehr wenige Einzelfälle beträfe. „Und es betrifft Jugendliche, auf die man besser pädagogisch einwirken sollte als mit gesetzlichem Zwang, der dann unter Umständen jugendliche Protesthaltungen nur weiter verstärkt.“ Der Nikab sei zwar für den größten Teil der Muslime kein Bestandteil der religiösen Kleidung, dennoch sei die Gesetzänderung nicht nötig, da sie lediglich „die öffentliche Stimmungsmache“ bedient, so Bilgen weiter.
Eine ähnliche Ansicht vertritt die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Islamische Theologie der Universität Osnabrück, Silvia Horsch. Wie der NDR berichtet, sehe sie das „Nikab-Verbot“ als „Reine Symbolpolitik“. „Der Gesetzentwurf reagiere nicht auf einen real vorhandenen Regelungsbedarf, sondern sei politisch motiviert. Es soll der Gesellschaft der Eindruck vermittelt werden, dass etwas gegen die schleichende „Islamisierung“ getan werde. „Was man auch daran sieht, dass es derzeit überhaupt keine Schülerinnen mit Vollverschleierung (Burka, Anm. d. Redaktion) in den Schulen in Niedersachsen gibt. Das ist nur eine gefühlte Bedrohung“, so Horsch.
Bei der Anhörung im Kultusausschuss lehnten Eltern- und Schülervertreter das geplante Vollverschleierungsverbot ab. Der Verband Niedersächsischer Lehrkräfte befürwortet das geplante Verbot.