Rassismus-Experten warnen davor, dass auch 25 Jahre nach den fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Rostock Lichtenhagen Rassismus und Rechtsextremismus existiere.
25 Jahre nach den ausländerfeindlichen Ausschreitungen von Rostock Lichtenhagen sehen Fachleute weiter eine große Gefahr durch Rechtsextremismus in Deutschland. Es gebe nach wie vor Rassismus und Vorurteile, das rechte Spektrum radikalisiere sich, rechtsmotivierte Straftaten hätten zuletzt deutlich zugenommen, sagte die Rassismus-Forscherin Beate Küpper von der Hochschule Niederrhein am Dienstag in Berlin. Argumentationen der neuen Rechten sickerten zunehmend in die gesellschaftliche Debatte. Küpper warnte vor einem Gewöhnungseffekt mit Blick auf bestimmte Begriffe und rechte Gewalt.
Die Rechtsextremismus-Expertin Bianca Klose beklagte: «Die Situation hat sich 25 Jahre nach Rostock-Lichtenhagen nicht grundlegend geändert, im Gegenteil.» Die tagelangen Ausschreitungen Rechtsradikaler vor einer Asylunterkunft im sächsischen Heidenau im August 2015 hätten sehr an die Übergriffe 1992 erinnert, sagte die Leiterin der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin. Auch heute seien Asylunterkünfte weiter Ziel von Attacken. Asylbewerber und Flüchtlingshelfer seien Bedrohungen und Gewalt ausgesetzt.
Im August 1992 hatten in Rostock-Lichtenhagen Anwohner und Neonazis mehrere Tage unter dem Applaus tausender Schaulustiger die Zentrale Aufnahmestelle für Asylsuchende und ein Wohnheim für vietnamesische Arbeiter angegriffen und teils in Brand gesetzt. Die Polizei bekam die Lage nicht unter Kontrolle, die schockierenden Bilder gingen um die Welt. Dass es keine Verletzten gab, grenzte an ein Wunder.
Der damalige Ausländerbeauftragte Rostocks, Wolfgang Richter, der zum Zeitpunkt der Ausschreitungen selbst in dem attackierten Wohnheim war, beklagte ein «eklatantes Versagen» der Politik und der Polizei in dem Fall. Das Pogrom habe sich vorher deutlich abgezeichnet. Die Verantwortlichen hätten dennoch nichts unternommen und die eingekesselten Bewohner zeitweise komplett sich selbst überlassen. (dpa/iQ)