Schweiz

Schweiz erwägt Einsatz von Armee-Imamen

Die Schweizer Regierung gab in einer Erklärung an, dass die Schweizer Armee künftig auch Imame rekrutieren könnte. Grund dafür seien die hohe Zahl der Muslime in der Armee und ihr Recht auf seelsorgerische Betreuung.

26
08
2017
Symbolbild: Ein Kriegshelikopter der Schweizer Armee. © flickr / CC 2.0 / kuhmi

Die Schweizer Regierung erwägt offenbar den Einsatz von Militär-Imamen in den Streitkräften des Landes. Laut Gesetz hätten Angehörige der Armee ein Recht auf seelsorgerische Betreuung – ungeachtet ihres Glaubens. Es sei zudem anzunehmen, dass die Zahl der Muslime in den Streitkräften zugenommen habe und weiter steigen werde, so der Bundesrat. Weitere Informationen folgen.

Der Armeechef, Philippe Rebord, hatte im Frühjahr gesagt, er hätte nichts gegen Imame in der Armee einzuwenden, wie die „Neue Züricher Zeitung“ berichtet. Die Aussage habe kritische Fragen von Parlamentariern ausgelöst. Lorenzo Quadri von der Lega dei Ticinesi, eine rechtspopulistische Partei in der Schweiz, forderte den Bundesrat auf, seine Haltung darzulegen. Ihm sei die Vorstellung von Militär-Imamen „absolut zuwider“. Auch der Politiker Beat Arnold kritisierte die Haltung des Bundesrats und warnte vor vermeintlichen Gefahren.

Seelsorgerische Betreuung

Daraufhin veröffentlichte der Bundesrat nun ein Antwortschreiben, in dem erklärt wird, dass ohne die Rekrutierung muslimischen Fachpersonals die Armee-Seelsorge ihre Aufgabe nicht mehr für alle Armeeangehörigen befriedigend erfüllen könne. Gemäss dem Militärgesetz hätten die Angehörigen der Armee ungeachtet ihres Glaubens das Recht auf seelsorgerische Betreuung. Diese Aufgabe falle in das Aufgabengebiet der Armeeseelsorge, die auf dem Grundgedanken der Ökumene basiere. Der Armeeseelsorger sei am Ort seiner Einteilung für die seelsorgerischen Anliegen aller da.

Es sei schon seit einem längeren Zeitraum Gegenstand der Gespräche, wie damit umgegangen werden soll, dass die Zahl der Armeeangehörigen muslimischen Glaubens zunimmt. Auch heute schon können die Armeeseelsorger laut dem Bundesrat in gewissen Fällen muslimische Fachpersonen kontaktieren.

In ausserordentlichen Situation – etwa bei einem Todesfall – müssten sie aber rasch auf die Unterstützung von Fachpersonen zurückgreifen können, welche die Armee und deren Prozesse kennen. Dafür müssten muslimische Fachpersonen rekrutiert werden, berichtet die Schweizer Zeitung. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Bibel und Koran sind keine psychologischen Fachbücher. Imame und Priester sind daher keine psychologischen Fachkräfte. Besser wäre es, wenn die Armee auf einer Universität ausgebildete professionelle Psychologen für alle anbietet, anstatt die Soldaten nach ihrer Religion auseinanderzudividieren, in die sie zumeist hineingeboren wurden. Wer Beistand von einer Religionsgemeinschaft will, kann privat eine Kirche oder Moschee aufsuchen.
27.08.17
10:02
Andreas sagt:
@Ute Fabel: Unabhängig davon, was Sie von Priestern und Imamen halten, gibt es viele Gläubige, die sich ihnen anvertrauen und Hilfe bekommen. Einer Armee tut es gut, darauf Rücksicht zu nehmen und entsprechende Angebote zu machen.
28.08.17
15:09