Das Weltfriedenstreffen der Religionen ging gestern zu Ende. In einem gemeinsamen Appell riefen Vertreter von mehr als 40 Religionen zu Frieden und Gerechtigkeit auf.
Mit einer Absage an Krieg, Terrorismus und religiös begründete Gewalt ist das Weltfriedenstreffen der Gemeinschaft Sant’Egidio in Münster und Osnabrück zu Ende gegangen. Vertreter zahlreicher Kirchen und Religionen fordern in einem am Dienstagabend in Osnabrück verlesenen Appell neue „Wege des Friedens“. Die Welt brauche sie „wie das Brot“. Die Opfer von Gewalt und Terror sowie ganze Völker sehnten sich nach Frieden.
Notwendig sei „eine neue Bewegung des Dialogs“, heißt es in der Stellungnahme. „Die Begegnung und der Dialog entwaffnen und halten die Gewalttäter auf. Denn wir wissen, dass Krieg niemals heilig ist und dass jene, die im Namen Gottes töten, weder im Namen einer Religion noch im Namen der Menschen handeln.“
„Der Globalisierung ist es gelungen, Wirtschaft und Handel zu einigen, doch nicht die Herzen“, betonen die Religionen. Ursachen vieler Konflikte seien die Gier nach Macht und Geld, Waffenhandel, Fanatismus und Nationalismus. „Nach dem Ende des Kalten Krieges erscheint zum ersten Mal wieder die Gefahr eins Atomkriegs vom Fernen Osten her“, heißt es in der Erklärung.
Der Appell wurde auf dem Marktplatz in der Osnabrücker Altstadt vor rund 5.000 Teilnehmern verlesen. Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode erinnerte daran, dass 1648 hier und im Rathaus von Münster der Westfälische Frieden geschlossen wurde, der den Dreißigjährigen Krieg beendete. Die Treffen von Religionsvertretern auch aus politisch verfeindeten Staaten in den vergangenen drei Tagen hätten die Sehnsucht nach Frieden in Gerechtigkeit gesteigert. Sie zeigten unübersehbar eine „positive Kraft der Religionen für ein friedliches Zusammenleben“.
Sant’Egidio-Gründer Andrea Riccardi betonte in seiner Ansprache den Wert des Gebets für die Lage der Welt. Es könne „die Grenze des Unmöglichen“ bezwingen.
Zum eindrücklichen Appell geriet die Rede des armenisch-katholischen Erzbischof von Aleppo, Boutros Marayati. „Nie wieder Krieg – dieser Schrei ertönt aus meiner Stadt Aleppo und allen Städten, die von Gewalt und Konflikten verwundet sind. Es ist der Schrei der Kinder, der Frauen und Flüchtlinge, die auf den Frieden warten.“ Krieg werde nicht mit Krieg besiegt, sondern mit Dialog, Vergebung und Versöhnung.
Zuvor hatten Christen, Juden, Muslime, Buddhisten und Angehörige anderer Religionen getrennt nach ihren Traditionen an verschiedenen Orten der Stadt für den Weltfrieden gebetet. In einem Sternmarsch waren sie anschließend auf dem Markt zusammengekommen. 1986 hatte Papst Johannes Paul II. erstmals zu einem solchen Treffen nach Assisi eingeladen.
Die Begegnung stand unter dem Motto „Wege des Friedens“. Es war am Sonntag im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eröffnet worden. Am Montag und Dienstag ging es in rund zwei Dutzend Podien um Themen wie Flucht, Armut, Gerechtigkeit, Globalisierung, Umweltschutz und die Würde des Menschen. Das nächste Weltfriedenstreffen soll nach den Angaben im italienischen Bologna stattfinden. (KNA/iQ)