Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass Österreicher größere Vorbehalte gegenüber den Islam und Muslime haben als Deutsche.
Die Vorbehalte gegen Muslime sind in Österreich deutlich größer als in vielen anderen EU-Staaten. Deutschland rangiert dagegen eher im Mittelfeld. Bei einer Befragung in 15 EU-Staaten erklärten 31 Prozent der Österreicher, sie hätten nicht gerne Muslime als Nachbarn. In Deutschland äußerten 22 Prozent der Befragten Bedenken. In Frankreich, wo deutlich mehr Muslime leben, hatten dagegen nach Angaben der Europäischen Agentur für Grundrechte (FRA) nur sieben Prozent etwas gegen muslimische Nachbarn.
Etwas mehr als vier Prozent der Bevölkerung der EU-Staaten sind Muslime. In Österreich ist der Anteil der muslimischen Bevölkerung etwas niedriger als in Deutschland, wo er aktuell bei rund 5,8 Prozent liegt. Interessant ist: In Frankreich sind mehr als sieben Prozent der Bevölkerung Muslime. In Deutschland und Österreich hat die Mehrheit der Muslime türkische Wurzeln. Die meisten der in Frankreich lebenden Muslime stammen aus Nordafrika. In Großbritannien leben vor allem Muslime aus Südasien und ihre Nachfahren.
Eine im August veröffentlichte Studie der Bertelsmann-Stiftung hatte bei der „Nachbarschafts-Frage“ für Deutschland einen Wert von 19 Prozent Ablehnung ermittelt.
Die Vorbehalte der Österreicher manifestiert sich auch in der aktuellen Politik. Ein konsequentes Burka-Verbot wurde hier verabschiedet und tritt ab dem 1. Oktober in Kraft. In Deutschland wird biser nur über ein solches Verbot diskutiert. Wer in Österreich sein Gesicht mit einer Burka oder auch nur mit einer Atemschutzmaske verhüllt, riskiert eine Geldstrafe von bis zu 150 Euro. „Wir werden das Gesetz behutsam und trotzdem konsequent umsetzen“, kündigte die Generaldirektorin für die öffentliche Sicherheit, Michaela Kardeis, am Donnerstag in Wien an.
Wer der Aufforderung, sein Gesicht frei zu machen, nicht folge, werde zur Feststellung der Identität mit auf die Wache genommen, sagte ein Polizeisprecher. „Am Schluss kann durchaus eine Festnahme stehen.“ Die Wache müsse unverschleiert wieder verlassen werden. Allerdings bestehe für muslimische Frauen kein Zwang, die Vollverschleierung sofort auf der Straße abzulegen.
Die bei Touristen aus Asien gern verwendeten Atemschutzmasken würden nur toleriert, wenn die Person ein gesundheitliches Attest vorlege oder die Behörden ihrerseits vor Smog oder Infektionsgefahr offiziell gewarnt hätten, sagte Kardeis. Ein Burka-Verbot kennen auch Frankreich, Belgien und das Schweizer Kanton Tessin.
Die Koalition aus Sozialdemokraten und konservativer ÖVP hatte sich auf das Gesetz gegen Gesichtsverhüllungen geeinigt, um die Integration zu fördern. Kanzler Christian Kern (SPÖ) hatte den Schritt jüngst ausdrücklich verteidigt. Das Tragen einer Vollverschleierung wie der Nikab und der Burka sei „Ausdruck einer völlig mittelalterlichen Ideologie“. Hier gelte es, die betroffenen Frauen zu unterstützen. (dpa/iQ)