Bundestagswahlen 2017

Petry kündigt Austritt aus der AfD an

Paukenschlag direkt nach der Wahl: Parteichefin Petry distanziert sich von den Spitzenkandidaten. Der AfD-Fraktion will sie nicht angehören. Medienberichten zufolge habe Petry sogar ihren Austritt angekündigt.

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2017
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Frauke Petry © Metropolico.org

Parteichefin Frauke Petry wird aus der AfD austreten. „Klar ist, dass dieser Schritt erfolgen wird“, sagte sie am Dienstag in Dresden, allerdings ohne einen genauen Zeitpunkt zu nennen. Auch die Frage, ob sie eine neue Partei gründen wolle, ließ sie unbeantwortet.

Zuvor hatte sie bereits zusammen mit dem Parlamentarischen Geschäftsführer Uwe Wurlitzer und der stellvertretende Fraktionsvorsitzenden Kirsten Muster ihr Amt als Fraktionsvorsitzende im Sächsischen Landtag niedergelegt. „Mit Ablauf des heutigen Tages“ würden alle drei zudem aus der Fraktion austreten, aber weiter ihre Mandate als Einzelabgeordnete behalten. Grund seien grundsätzliche Meinungsunterschiede mit Teilen der Partei, die ihnen eine Fortführung der Arbeit in der Fraktion unmöglich machten.

Petry erklärte Austritt aus der Bundestagsfraktion

Nur wenige Stunden nach dem Erfolg bei der Bundestagswahl sind die innerparteilichen Konflikte in der AfD eskaliert. Die Vorsitzende Frauke Petry erklärte am Montag in Berlin, sie wolle der Fraktion ihrer Partei nicht angehören. Anschließend verließ sie eine gemeinsame Pressekonferenz mit den Spitzenkandidaten Alice Weidel und Alexander Gauland. Weidel forderte Petry daraufhin auf, den Parteivorsitz niederzulegen und die AfD zu verlassen. AfD-Vorstandsmitglied André Poggenburg sagte, nur so könne Petry „einem Antrag auf Parteiausschluss zuvorkommen.“

Petry sagte zur Begründung ihres Schritts, sie wolle aktiv gestalten und „Realpolitik im guten Sinne einer konservativen Politik machen“. Deshalb werde sie „vorerst als fraktionslose Abgeordnete im Bundestag“ arbeiten. Ob sie die Gründung einer eigenen Fraktion oder Parlamentariergruppe anstrebt, sagte sie nicht. Um eine eigene Fraktion zu bilden, müsste sie mindestens 35 Abgeordnete dazu bringen, sich ihr anzuschließen. In einem Interview der ARD sagte sie, ihre Entscheidung sei wohl überlegt: „Wer mich kennt, weiß, dass ich so etwas nicht spontan mache.“ Sie hoffe, „dass beim Wähler ankommt, dass ich für einen konservativen Neuanfang stehe.“

Die Parteichefin, die seit 2015 an der Spitzen der AfD steht, konnte in ihrem sächsischen Wahlkreis ein AfD-Direktmandat erringen, was ihre Stellung stärkt. Die Partei kam bundesweit auf 12,6 Prozent.

Zuvor hatte Co-Parteichef Jörg Meuthen Petry heftig attackiert. Dass sie sich in öffentlichen Äußerungen wiederholt von den beiden Spitzenkandidaten distanziert habe, sei „wenig hilfreich“ gewesen und „nicht hinnehmbar“, sagte er.

Petry kritisierte, ohne Namen zu nennen, „abseitige Positionen“ einiger Parteifreunde. Sie sagte, sie wolle nicht, dass die AfD eine „anarchische Partei“ sei. Gauland wies den Vorwurf von sich, er habe Petrys Ausstieg aus der Fraktion mit seinen Äußerungen über die „Leistungen“ deutscher Soldaten im vergangenen Jahrhundert oder mit seinem Satz von der „Entsorgung“ der Integrationsbeauftragten Aydan Özoguz provoziert. Er sagte: „Ich glaube nicht, dass das der Grund ist, dass Frau Petry hier jetzt rausgegangen ist.“

AfD drittstärkste Partei im Bundestag

Die AfD war am Sonntag erstmals der Einzug in den Bundestag gelungen. Ihr fielen – vor Petrys Auszug – 94 Sitze zu. Damit würde sie zur drittstärksten Kraft im Parlament. Sollte eine größere Zahl von AfD-Abgeordneten Petry folgen, könnte diese Rolle jedoch der FDP zufallen. Sie hatte 80 Mandate errungen.

Nach der Konstituierung des neuen Bundestags will die AfD als erstes einen Untersuchungsausschuss zum Verhalten von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Flüchtlingskrise beantragen. Man wolle in einem solchen Ausschuss Rechtsbrüche Merkels aufklären, sagte Weidel.

Für die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses sind 25 Prozent der Abgeordnetenstimmen notwendig. Das heißt, die AfD bräuchte dafür die Unterstützung mindestens einer anderen Fraktion.

AfD will Bundesregierung kontrollieren

Weidel kündigte eine „konstruktive Oppositionsarbeit“ an. Die AfD werde künftig die Bundesregierung kontrollieren, was in den letzen vier Jahren praktisch nicht stattgefunden habe. Der Staat habe die Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit verlassen.

Gauland warf Union und SPD vor, sie seien unfähig gewesen, das Land vernünftig zu regieren. „Wir wollen eine klare Opposition im Bundestag sein“, sagte er. Erneut griff er Merkels Flüchtlingspolitik an. Man wolle Deutschland nicht verlieren an eine „Invasion von fremden Menschen aus fremden Kulturen“.

Die Grünen-Politikerin Claudia Roth forderte einen strengen Umgang mit der AfD im Parlament. „Der Bundestag ist kein Jagdrevier einer rechtsradikalen Partei, sondern verdient Respekt“, sagte sie am Montag dem Bayerischen Rundfunk. (dpa, iQ)