Rumänien

Rechtsradikale stören Konzert wegen Muezzin-Rufs

Medienberichten zufolge hat der Muezzin-Ruf in einem modernen Musikstück eine Gruppe rumänischer Rechtsradikale zu einer Störaktion veranlasst. Der Gruppe wurde ein Bußgeld auferlegt.

02
10
2017
Symbolbild: Konzert © KUDEM
Symbolbild: Konzert © KUDEM

Ein Muezzin-Ruf in einem modernen Musikstück hat eine Gruppe rumänischer Rechtsradikaler in der Nationaloper der rumänischen Stadt Cluj (Kolozsvar/Klausenburg) zu einer Störaktion veranlasst. Es handelte sich um die Komposition „The Armed Man: A Mass for Peace“ („Der bewaffnete Mann: Eine Messe für Frieden“) des walisischen Komponisten Karl Jenkins aus dem Jahr 2000, die den Opfern des Kosovo-Kriegs gewidmet ist. Neben vielen anderen kulturellen Zitaten enthält das Werk auch den muslimischen Ruf zum Gebet.

Die fünf Störer, darunter ein Vertreter der rechtsradikalen Gruppe Noua Dreapta (Die neue Rechte), saßen im Publikum und begannen am Sonntagabend lautstark die rumänische Nationalhymne („Erwache, Rumäne“) zu singen, als auf der Bühne der Muezzin-Ruf erklang. Sie wurden von maskierten Polizisten aus dem Saal geführt, ihnen wurden umgehend außergerichtlich Geldbußen auferlegt, berichtete die rumänische Nachrichtenagentur Mediafax.

Cluj im rumänischen Siebenbürgen gilt wegen des seit Jahrhunderten dauernden Zusammenlebens von Rumänen, ethnischen Ungarn und Deutschen als Hochburg der Multikulturalität sowie als Magnet für Freunde der Kunst, des Theaters und der Musik, ebenbürtig der Hauptstadt Bukarest. Noua Dreapta ist eine kleine, außerparlamentarische Gruppe, die mit spektakulären Aktionen auf sich aufmerksam machen will. (dpa,iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Friedliches Zusammenleben ist selbstverständlich wichtig. Das soll aber nicht darauf hinauslaufen, dass kritische und auch konfrontative Auseinandersetzung mit religiösen Überlieferungen tabuisiert wird. Falsch verstandene religiöse Toleranz nach dem Motto "Wir habe uns alle lieb und stellen uns gegenseitige keine unangenehmen Fragen zu religiösen Traditionen" ist kontraproduktiv. Kritisches Hinterfragen ist unverzichtbar. Das Abwerfen von religiösem oder weltanschaulichem Ballast war und ist eine ganz wichtige Voraussetzung für den ethischen Fortschritt in der Menschheitsgeschichte.
03.10.17
9:38