Ednan Aslan

Neuer Skandal um Kindergarten-Studie

Prof. Ednan Aslan soll die Feldforschung zur umstrittenen Kindergarten-Studie nicht selbst betrieben, sondern ein Unternehmensberater beauftragt haben, der ihm nun vorwirft, die Ergebnisse manipuliert zu haben.

11
10
2017
Prof. Ednan Aslan, Autor der Kindergartenstudie
Prof. Ednan Aslan, Autor der Kindergartenstudie © Facebook, bearbeitet iQ.

Im Sommer geriet der Religionspädagoge Prof. Ednan Aslan in die Kritik, weil er unter Verdacht steht, zugelassen zu haben, dass seine Studie über islamische Kindergärten von Mitarbeitern des Integrationsministeriums für politische Zwecke gefälscht wurde. Außerdem weise die Studie erhebliche wissenschaftliche Mängel auf. Aktuell wird die Studie von der Österreichischen Agentur für wissenschaftliche Integrität (ÖeAWI) geprüft.

Inzwischen liegen weitere belastende Unterlagen zur Studie bei der ÖeAWI sowie dem Kurier und dem FALTER vor, wonach die Feldforschung für die Studie nicht von Prof. Aslan selbst durchgeführt, sondern ausgelagert wurde. Dies scheint erstmal nicht unüblich. Beauftragt wurde allerdings nicht ein anderer Wissenschaftler oder Mitarbeiter seines Instituts, sondern ein Unternehmensberater, der auch nicht als CO-Autor der Studie aufgeführt wurde. Dabei war seine Beteiligung nicht unerheblich.

In der Vereinbarung, die dem Kurier vorliegt, ist festgehalten, dass der beauftragte Unternehmensberater u.a. für die „Konzeption für die Durchführung der Studie“, die „Evaluierung der politischen und theologischen Zugehörigkeit der Vereine und BetreiberInnen“, die Prüfung von Homepages der Einrichtungen und der „familiären Hintergründe der Kinder“ zuständig war. Dies geht weit über die Auslagerung von Feldforschung hinaus. Dafür bezahlte Aslan dem Unternehmensberater Zehntausend Euro, was ein Drittel seines gesamten Budgets ausmacht.

Prof. Aslan selbst hat die Auslagerung der Recherche zur Studie bisher nie erwähnt, nicht einmal seinem Auftraggeber gegenüber. Das Integrationsministerium teilte auf Anfrage des Kuriers mit: „Wir haben das Projekt gefördert, aber wie es umgesetzt wurde, wissen wir nicht“, so Gerald Fleischmann, Sprecher von Integrationsminister Sebastian Kurz.

Der Wiener Unternehmensberater mit türkischen Wurzeln, der anonym bleiben möchte, gab nun aber an, dass sich die veröffentlichten Ergebnisse der Studie nicht mit den Ergebnissen seiner Untersuchungen decken. Dem Kurier teilte er mit insgesamt 71 Kindergärten sowie 56 kindergruppen geprüft zu haben. Seine Analyse fasste er in 28-Seiten zusammen und legte sie Prof. Aslan vor. Die Aufbereitung der Ergebnisse durch Prof. Aslan seien jedoch nicht „neutral“ gewesen, kritisiert der Unternehmensberater nun. Die Kindergärten, die er untersucht habe, hätten „keine Probleme (…), wie Aslan sie beschreibt“. „Er hat alles sehr negativ betont“, so der Unternehmensberater.

Die Zahl von 150 problematischen Kindergärten, die in der Studie Erwähnung findet, sei nach Einschätzung des Unternehmensberaters ebenfalls unrealistisch. Seine Forschung hätte maximal 30 kritische Kindergärten ergeben. Bei diesen Kindergärten seien tatsächlich integrationshemmende Defizite zu beobachten, wie beispielsweise sprachliche Mängel der Mitarbeiter. Die Vermittlung religiöser Inhalte in einigen Kindergärten könne er ebenfalls bestätigen, allerdings nicht, dass diese unter politischem Einfluss stünden.

Prof. Aslan äußerte sich bisher nicht zu den neuen Vorwürfen und die Fragen, weshalb er keine Wissenschaftler mit der Feldforschung beauftragte und weshalb der Unternehmensberater nicht als Co-Autor aufgeführt wurde. Die österreichische Agentur für wissenschaftliche Integrität prüft nun auch diesen Sachverhalt.

Leserkommentare

Johannes Disch sagt:
Eben "Islam-Studien a la Kurz"....
12.10.17
2:11
Ute Fabel sagt:
Islamvereine sollten keine Kindergärten betreiben, sondern sich auf ihr Freizeitangebot in ihren Jugendorganisationen beschränken. Das gilt auch für andere religiöse Gruppen, denen leider eigene Macht- und Beeinflussungsüberlegungen oft wichtiger sind als das Kindeswohl. Der beste Beitrag zu Dialog und gegen Parallelgesellschaften ist es, die eigenen Kinder in einen öffentlichen Kindergarten zu schicken. Für diese Erkenntnis braucht man keine Studien.
12.10.17
12:57