Poesie und Religion

„Das Gedicht“ wird 25 und religiös

In seiner 25. Ausgabe widmet sich das Poesie-Jahrbuch „Das Gedicht“ dem Thema Christentum und Islam. Die Poesie sei das beste Medium, um sich mit dem Glauben auseinanderzusetzen.

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2017
Das Gedicht
Das Gedicht © A. G. Leitner Verlag, bearbeitet by iQ.

Das Poesie-Jahrbuch „Das Gedicht“ widmet sich in seiner 25. Ausgabe der Religion. Der Weßlinger Verleger Anton G. Leitner und Chamisso-Preisträger Jose F. A. Oliver haben dazu Beiträge von 145 Lyrikern aus vier Generationen und 17 Nationen zusammengestellt. Inhaltlich spüre der Sammelband der Frage nach, wem der Glaube hilft und wo er scheitert, hieß es dazu am Montag. „Vielleicht ist Poesie das beste Medium, um sich mit dem Glauben auseinanderzusetzen“, sagte Leitner.

„Wo einerseits das ‚Christliche Abendland‘ mit haarsträubenden Verrenkungen beschworen wird, und andererseits der Islam, wollten wir uns einer thematischen Dringlichkeit stellen, die uns eine Art Meditation ermöglichte“, fügte Oliver hinzu. In der Jubiläumsausgabe sind Autoren wie Sujata Bhatt, Tanja Dückers, Franzobel, Gert Heidenreich, Said, Kathrin Schmidt und Günter Kunert vertreten. Ein Sonderteil enthält Gedichte für Kinder und Jugendliche zum Thema.

Bereits 2001 befasste sich „Das Gedicht“ mit spirituellen Themen. In Band neun mit dem Titel „Göttlicher Schein – Heilige Gedichte“ fanden auch zwei erotische Gedichte Eingang, die der spätere Papst Johannes Paul II. als Teenager verfasst hatte. „Wir sind wahrscheinlich die einzige Literaturzeitschrift der Gegenwart, die Liebesverse eines Heiligen abgedruckt hat“, sagt Leitner heute dazu.

„Das Gedicht“ gilt als eines der wichtigsten Poesie-Foren in Deutschland. Die Auflage liegt den Angaben zufolge im Durchschnitt bei 3.000 Stück. Der 25. Geburtstag wird mit mehreren Veranstaltungen gefeiert. In Benediktbeuern findet am 24. Oktober ein Internationales Lyrik-Colloquium statt. Einen Tag später demonstrieren Poeten auf dem Münchner Marienplatz für Menschenrechte, anschließend gibt es eine Internationale Premierenlesung im Literaturhaus. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Frederic Voss sagt:
Es besteht nicht ständig eine Notwendigkeit, sich immer wieder mit irgendwelchen Glaubensinhalten irgendwelcher Leute auseinandersetzen zu müssen. Soll ich mich damit befassen, daß angeblich vor 1400 Jahren ein arabischer Prediger und Kriegsfürst Engelserscheinungen mit göttlichem Anspruchsdenken hatte? Oder damit, was andere Leute später alles in diese Engelsmitteilungen hineinkonstruiert haben? Viele Menschen - auch Hamed Abdel-Samad, der Sohn eines Imam - lehnen das faschistoide Gedankengut des Islamismus ab.
18.10.17
11:39
Andreas sagt:
@Frederic Voss: Wer zwingt Sie denn, sich mit den Glaubensinhalten des Islam auseinander zu setzen? Wer natürlich etwas kritisiert, sollte sich schon damit beschäftigen, um nicht einfach nur wirres Zeug von sich zu geben. Aber Sie haben es selbst in der Hand!
18.10.17
13:53
Ute Fabel sagt:
Nützlicher als den Islam nur unreflektiert in Gedichten zu beschönigen und zu verklären, wäre eine kritische Konfrontation. Ich würde es wichtig finden, dass man sich mit dem Islam auch im deutschen Kabarett mehr auseinandersetzt. Derzeit ist macht das leider praktisch nur Dieter Nuhr. "Der Islam ist ausschließlich dann tolerant, wenn er keine Macht hat. Und da müssen wir unbedingt für sorgen, dass das so bleibt." verkündete er von der Bühne. Das regt zum Nachdenken an. Erfreulich ist, dass Bühnenfassungen des hervorragenden französischen und islamkritischen Romans "Unterwerfung" von Michel Houellebecq in zahlreichen deutschen Theatern gezeigt wurden und werden.
19.10.17
14:46
Frederic Voss sagt:
@Andreas: Wußten Sie schon, daß viele Religionsfanatiker und Weltherrschafts-Träumer sehr viel wirres Zeug von sich geben bzw. wahnhaften Glaubensinhalten anhängen und davon beherrscht werden? Mit Wahninhalten näher befassen.....das wollen Sie ernsthaft anderen anraten? "Es fällt vielen Muslimen schwer zu erkennen, dass Freiheit und Demokratie sich nicht vertragen mit dem Gedanken, dass der Mensch durch ein himmlisches Wesen ferngesteuert wird...und dass keine Ideologie es wert ist, dafür zu töten oder das eigene Leben hinzugeben." (Hamed Abdel-Samad: Der islamische Faschismus, Seite 216)
23.10.17
1:13
Anton Leitner sagt:
Woher weiß Frau Fabel, dass wir in der Religionsausgabe von DAS GEDICHT "den Islam nur unreflektiert in Gedichten beschönigen und verklären"? Bitte lesen Sie erst einmal unsere Zeitschrift und danach können Sie kompetent posten, was darin steht oder nicht. Blindiagnosen helfen nicht weiter, sondern differenziertes Herangehen, genauso wie wir es in DAS GEDICHT tun, im dem der Islam übrigens nur am Rande beleuchtet wird, sondern insbesondere das Christentum kritisch lyrisch hinterfragt.
04.11.17
12:21