Der Historiker Christopher Clark unterstreicht die Zugehörigkeit des islamischen Glaubens zu Europa. „Es ist eine unwiderlegbare historische Tatsache, dass der Islam Teil der europäischen Geschichte ist“, sagte der australische Historiker im Interview der „Welt“ (Samstag). Ein Großteil Spaniens sei bis zum 14. Jahrhundert nordafrikanisch-arabisch geprägt gewesen; Christen, Juden und Muslime lebten und arbeiteten dort zusammen. „So wurde die Region zum wichtigsten Zentrum seiner Zeit für Philosophie, Naturwissenschaften, Übersetzungen und Künste“, so Clark, der für die ZDF-Sendung „Europa-Saga“ mehrere Monate den Kontinent bereiste.
Leider habe dies vielen nicht gepasst. „Insbesondere zwischen 1815 und dem Ausbruch des ersten Weltkrieges wurde der Islam massenmörderisch aus dem Südwesten Europas vertrieben“, sagte der Historiker. Lediglich Bosnien habe als „kleine Insel des Islams in Europa“ überlebt. „Selbstverständlich gehört der Islam zu Europa“, betonte er.
Clark beschreibt jedoch auch, wie wichtig für die Identität der Europäer die Entstehung einer westlich-europäischen Kirche war. Dies sei durch die Spaltung in einen orthodoxen und katholischen Zweig im 11. Jahrhundert geschehen. Das Christentum mit seinen Wurzeln im Nahen Osten sei eigentlich nicht sehr europäisch gewesen. Doch mit dem neuen Hauptsitz in Rom wurde laut dem Experten das Christentum „lange ein identitätsstiftendes Merkmal der Europäer – ebenso wie das Judentum und der Islam“. (KNA/rno/iki, iQ)