Medienberichten zufolge soll eine Professorin an der Universität Würzburg eine kopftuchtragende Studentin verbal angegriffen haben. Da alle Männer ihre Capes und Mützen ablegen mussten, sollte die junge Frau nachziehen. Sie weigerte sich.
An der Universität Würzburg soll eine Universitäts-Professorin während einer Vorlesung eine kopftuchtragende Studentin verbal angegriffen haben. Die Professorin der Fächer Soziologie und Politikwissenschaften soll die junge Frau aufgefordert haben ihr Kopftuch abzulegen, da es respektlos sei und vom Inhalt der Vorlesung ablenke.
Mitglieder der Grünen Jugend sollen ebenfalls in der Vorlesung gesessen und den Vorfall an regionale Zeitungen mitgeteilt haben. Die Grüne Jugend behauptet demnach, dass die Professorin von diversen Studenten nach der Verbalattacke auf die Religionsfreiheit verwiesen wurde. Die Professorin soll jedoch entgegnet haben, dass „solche in der Gesellschaft herrschen kann, nicht aber in der Wissenschaft“, so die Internet-Seite „Würzburg leben“.
Dass daraufhin der Großteil der Studenten die Veranstaltung verlassen haben soll, wie aus den Angaben der Grünen Jugend hervorging, verneinte der Pressesprecher jedoch im Gespräch mit IslamiQ und bezog sich dabei auf die Aussagen der Professorin.
Am späten Nachmittag gab die Pressestelle der Universität Würzburg eine Pressemitteilung heraus, in der die Professorin wie folgt zitiert wird: „Seit vielen Jahren pflege ich, in meinen Vorlesungen die Zuhörer um die Abnahme von Kopfbedeckungen zu bitten, als Zeichen des Respekts vor einer universitären Einrichtung und vor mir als vortragender Professorin“. In der Regel seien Männer gemeint, die Basecaps tragen.
Als sie die Studentin aufgefordert habe im Zuge der „Gleichberechtigung“ ihr Kopftuch abzulegen, habe die Studentin ihre „Missbilligung zum Ausdruck gebracht“. Taner Aksoy, Vorsitzender der Antidiskriminierungsstelle FAIR International, zeigt sich schockiert über die Aussage der Professorin: „Während man bei Capes von einem Accessoire ausgeht, hat das Kopftuch eine andere Bedeutung, hier geht es um die religiöse Identität. Daher ist dieser Vergleich völlig haltlos“. Zusätzlich fügt Aksoy hinzu, dass gerade von einer Soziologin eine differenzierte und sensiblere Art zu erwarten sei, „insofern ist dieses diskriminierende Verhalten schockierend“.
Magdalena Bachinger, Beisitzerin im Vorstand der Grünen Jugend Würzburg, erklärt dazu: „Wir empfinden das Verhalten der Professorin als öffentliche Demütigung. Das Kopftuch ist Teil einer individuellen Religionsausübung. Dieses zu verbieten ist diskriminierend, abwertend und verstößt sowohl gegen die in Deutschland festgelegte Religionsfreiheit, das Grundgesetz als auch das Selbstbestimmungsrecht von Frauen.
Telefonisch war die Professorin nicht mehr erreichbar. Der Pressesprecher der Universität teilte IslamiQ auf Anfrage mit, dass es weder für die Studentin oder die Professorin eine Konsequenz aus dem heutigen Vorfall gebe. IslamiQ ist zur Zeit in Kontakt mit der islamischen Hochschulgruppe der Universität Würzburg, die zu diesem Zeitpunkt noch keine Äußerung tätigen wollten, da sie den Austausch mit der betroffenen Studentin abwarten.