Multi-religiöse Feiern

Bildungsexpertin rät zum Umdenken bei religiösen Feiern

Bildungsexpertin empfiehlt multi-religiöses Feiern an Schulen, um der gesellschaftlichen Vielfalt an Schulen gerecht zu werden.

06
11
2017
Christmas is coming
Weihnachten : Ein Fest der Christen © by Cornelia Kopp auf flickr.com (CC BY 2.0), bearbeitet IslamiQ

Zu einem Umdenken bei der Vorbereitung christlicher Feiern an Schulen rät die Osnabrücker Bildungsexpertin Angelika Klasen-Kruse. Das Thema multi-religöse Feiern gewinne in der Lehrerfortbildung derzeit sehr an Bedeutung, sagte sie der Onlineplattform der Bistumszeitung „Kirchenbote“ am Montag in Osnabrück. Das liege nicht allein an der wachsenden Zahl muslimischer Kinder. Auch die Anzahl atheistischer und der Kirche fernstehenden Familien nehme zu. Lehrer merkten, dass sie nicht mehr so weitermachen könnten wie bisher. Daher seien Fortbildungen in diesem Bereich sehr gefragt, sagte die Referentin für Schulpastoral im Bistum Osnabrück.

Zugleich warnte Klasen-Kruse aber davor, die Wurzeln des christlichen Glaubens aufzugeben und etwa Winterfeiern anstatt von Adventsfesten anzubieten. „Das wäre der falsche Weg“, so die Expertin. „Wir sollten das pflegen, unsere Kinder brauche das für ihre Entwicklung.“ Es komme vielmehr darauf an, die Identität der anderen ebenso zu sehen und ihr Raum zu geben. So könnten beispielsweise muslimische und andersgläubige Kinder durch Entzünden einer Kerze oder durch Mitmachen beim Anspiel in die Feier eingebunden werden. „Ich würde sie aber kein Gebet und keine Fürbitte sprechen lassen, das würde den Kindern nicht gerecht.“

Gerade das Nikolaus- und das Sankt-Martin-Fest bieten sich laut Klasen-Kruse für solche Feiern an. Beide historische Gestalten seien zwar christliche Bischöfe gewesen, sie hätten aber etwas getan, was auch im Islam und bei anderen Religionen eine wichtige Rolle spiele. „Sie haben geteilt, Almosen gegeben, Nächstenliebe praktiziert.“ Das könnte etwa auch in eine Hilfsaktion münden, bei der der Erlös einer muslimischen Organisation zu gute kommt.

„Wir müssen bereit werden, anders zu denken“, sagte die katholische Bildungsreferentin. Es gehe darum, das Verbindende der Religionen deutlich zu machen und Menschen guten Willen zusammenzuführen. Die unterschiedlichen Wurzeln und Motivationen aber müsse man stehen lassen und akzeptieren. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Frederic Voss sagt:
Menschen guten Willens zusammenführen....hört sich schön an. Eine katholische Bildungsreferentin möchte Hilfsaktionen für muslimische Organisationen? Tatsächlich? Wann befürworten Imame Hilfsaktionen für katholische Organisationen? Multi-religiöse Feiern in Verbindung mit Ethik-Humanismus-Unterricht als Leitbild der Schulen wären eine Option. Dann bräuchte man auch nicht extra Islam-Belehrung an Schulen.
06.11.17
23:29
Ute Fabel sagt:
Weihnachtsbäume haben mit der Bibel genauso wenig zu tun, wie die fleischfressende Pflanzen namens Venusfliegenfalle mit der antiken Göttin der Liebe. Ich liebe Tannenduft in den eigenen vier Wänden, Punsch, Glühwein, Kekse und schön dekorierte Straßen.Ich gebe mich dieser schönen jahreszeitlichen Tradition als Atheistin alljährlich mit großer Leidenschaft hin. Gemütlich Zeit mit Freunden zu verbringen finde ich aber viel schöner als in Gottesdiensten erstarrte Rituale abzuspulen. Das Weihnachtsoratorium von Bach ist eine wunderschöne musikalisch Schöpfung, ebenso wie die Oper "Orpheus und Eurydike" von Gluck, auch wenn die zu Grunde liegenden Geschichten Mythen und keine historischen Ereignisse waren.
07.11.17
14:44
Charley sagt:
Das ist die Wahl zwischen Pest oder Cholera! Ein in formalen Hülsen erstarrtes Christentum wird dadurch auch zunehmend sinnentleert und sich auf diese Sinnentleertheit einzulassen mit "humanistischen Feiern" ist wiederum auch nichts lebensfähiges. Jede Ethik geht auf "religiöse" Erfahrungen zurück. (Der Bolschewismus hat versucht "Ethik" auf sozialem Nützlichkeitsdenken zu begründen und ist krachend gescheitert.) Wenn allerdings ohne Erfahrung auf religiöse Motive zurück gegriffen wird, ist das eben nicht authentisch und letztlich wertlos. - Solche Sinnentleertheit zu kaschieren mit "religöser Toleranz", und dies vor allem gegenüber der vermtl. dogmatischsten Religion, die es gibt, nämlich dem worthülsen jonglierendem Islam, ist aberwitzig! Schöne Grüße von Angelus Silesius: Wird Christus tausendmal zu Bethlehem geboren und nicht in dir, du bleibst noch ewiglich verloren.
09.11.17
14:38