Hamburg

Studentengemeinden kritisieren Religionskodex der Uni

In einer gemeinsamen Stellungnahme kritisieren die katholische, evangelische und islamische Hochschulgemeinde den kürzlich verabschiedeten Religionskodex der Uni Hamburg.

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2017
Vollverschleierung Uni Hamburg
Symbolbild: Uni Hamburg © Facebook, bearbeitet by iQ.

Der vor knapp vier Wochen veröffentlichte Verhaltenskodex zur Religionsausübung an der Universität Hamburg stößt auf Kritik der Hochschulgemeinden. In den zugehörigen Ausführungsbestimmungen stecke „erhebliches Konfliktpotenzial“, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Erklärung von katholischer, evangelischer und islamischer Hochschulgemeinde. Die Neuregelung erwecke den Eindruck, „dass die Religionsausübungen auf ein zu regulierendes Element reduziert werde“. Es sei kein Hinweis darauf zu finden, dass die Universität künftig mit den Hochschulgemeinden im Gespräch bleiben möchte.

Die Uni Hamburg hatte nach eigenen Angaben als bundesweit erste Hochschule Mitte Oktober einen Verhaltenskodex zur Religionsausübung veröffentlicht. Das Papier ruft dazu auf, die Religionsfreiheit und die Gleichberechtigung der Geschlechter auf dem Campus zu respektieren. Laut der zugehörigen zweiseitigen Ausführungsbestimmungen dürfen religiöse Feste nur noch im sogenannten „Raum der Stille“ stattfinden, der bislang von den Hochschulgemeinden betreut wurde.

Grundsätzlich sei das Anliegen zu begrüßen, eine geregelte Form der Religionsausübung zu ermöglichen, schreiben die Hochschulgemeinden. Allerdings bestehe die Gefahr, dass der „Raum der Stille“ nicht mehr gemäß seiner eigentlichen Bestimmung genutzt werden könne. „Wenn dort zukünftig alle religiösen Feste und Handlungen wie zum Beispiel das Fastenbrechen und die Weihnachtsfeiern stattfinden sollen, dann ist die Stille natürlich hin“, so der katholische Hochschulpfarrer Pater Thomas Ferencik auf Nachfrage.

Schon seit Veröffentlichung des Kodexes gibt es laut Ferencik einen erhöhten Andrang in dem Gebetsraum, besonders beim Freitagsgebet der Muslime. Aus seiner Sicht sei zu klären, wer für den Raum verantwortlich sei. „Wir würden daher gerne mit dem Präsidium ins Gespräch kommen.“ Uni-Präsident Dieter Lenzen war für eine Stellungnahme am Montagvormittag nicht erreichbar.

Den Verhaltenskodex hatte eine Kommission von zehn Wissenschaftlern erarbeitet, nachdem sich zuvor einige Konflikte in Bezug auf die Religionsausübung auf dem Campus zugetragen haben sollen. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Frederic Voss sagt:
Der Verhaltenskodex hier ist sehr zu begrüßen, würden doch weitere religiös begründete Forderungen ständig nachkommen. Hier muß auch einmal Stop gesagt werden. Die Universität hat sich bestimmt große Mühe gemacht, diese Richtlinien zu erarbeiten um sich auch vor weiterem "erheblichen Konfliktpotential" zu schützen und Schaden abzuwenden. Freitagsgebet-Wünsche müssen nicht unbedingt innerhalb von Hochschulen berücksichtigt werden. Jeder Anhänger dieser Gepflogenheiten kann diese ja ausserhalb des Hochschul-Geländes realisieren. Als nächstes würden dann noch rituelle Fußwasch-Räume gefordert und anderes mehr. Universitäten müssen diesen Veränderungsaktivitäten klar Einhalt gebieten. Im Rahmen von Religionsfreiheit kann und darf nicht alles stattfinden, was sich manche so vorstellen.
15.11.17
10:27
Johannes Disch sagt:
Eine Universität sollte eigentlich ein Hort des freien Geistes sein, wo man alles diskutieren kann, auch religiöses. Stattdessen Gebote und Verbote-- "Political Correctness" pur! Nicht gut für die deutschen Universitäten.
17.11.17
21:48