Technische Hochschule Ingolstadt

Professor diskriminiert Studentin wegen ihres Kopftuches

Ein Physik-Professor an der Technischen Hochschule Ingolstadt diskriminierte eine Studentin aufgrund ihres Kopftuches. Die Hochschule distanziert sich von seinem Verhalten.

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2017
Symbolbild: Hörsaal
Symbolbild: Hörsaal © Jeena Paradies auf flickr (CC BY 2.0), bearbeitet by IslamiQ.

An der Technischen Hochschule Ingolstadt wurde eine muslimische Studentin am Freitag von dem Physik Professor Dr. Dieter Müller aufgrund ihres Kopftuches diskriminiert. Nachdem die Studentin im Rahmen einer Vorlesung ein Referat hielt, reagierte er mit der Aussage: „Im 21. Jahrhundert sollte man wissen wie man sich anzuziehen hat.“ Rückmeldung zum Referat erhielt sie nicht von ihrem Dozenten. Völlig aufgebracht verließ die Studentin daraufhin den Hörsaal. Ihre anwesenden Kommilitonen solidarisierten sich mit der muslimischen Studentin und empörten sich über die Aussage des Professors.

Diese Nachricht verbreitete sich in den sozialen Netzwerken. Die Pressestelle der THI bestätigte diesen Vorfall gegenüber IslamiQ. Der Professor habe sich inzwischen entschuldigt und gestand den Fehler ein, so die Pressestelle. Er hätte nicht die Absicht gehabt, die Studentin aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit zu diskriminieren. Er habe auch die Kleidung anderer Studierender kommentiert. Ob dieser Fall Konsequenzen für den Professor haben wird, sei noch nicht bekannt. Bisher sei er nicht negativ in Erscheinung getreten.

In einer Stellungnahme bedauert die Hochschule diesen Vorfall und distanziert sich von dem Verhalten des Professors. „Die Technische Hochschule Ingolstadt versteht sich als moderne, weltoffene Hochschule, welche die Vielfalt, die unsere Studierenden in Bezug auf Herkunft, Religion und Lebensweisen einbringen, sehr schätzt“, heißt es in der Stellungnahme.

Kein Einzelfall an Universitäten

Anfang November habe eine Dozentin an der Universität Würzburg eine Studentin aufgefordert ihr Kopftuch abzulegen, als Zeichen des Respekts vor einer universitären Einrichtung und ihr als vortragende Professorin. Da alle Männer ihre Caps und Mützen ablegen mussten, sollte die junge Frau nachziehen. Sie weigerte sich und verließ den Saal.

Als andere Studenten auf die Religionsfreiheit verwiesen, soll die Professorin entgegnet haben, dass „solche in der Gesellschaft herrschen kann, nicht aber in der Wissenschaft“. Nachdem der Vorfall bundesweit hohe Wellen schlug, habe sich die Professorin in einer E-Mail bei der muslimischen Studentin entschuldigt.

Leserkommentare

H.E. sagt:
Für mich ist das Kopftuch bei Muslimas einfach eine Unterdrückung und Diskriminierung der Frauen, wie es in den islamischen Ländern üblich ist. Ich möchte einfach nicht, daß islamische Traditionen sich in Deutschland breit machen, aber im Moment sieht es leider fast so aus. Jedenfalls gehört der Islam nicht zu Deutschland, auch wenn manche sehr bekannte Politiker dies meinen. Wir haben in Deutschland eine christlich-jüdische Tradition und die soll behalten werden. Für mich hatte der Professor recht!
16.11.17
21:32
B.W. sagt:
Und jetzt meint der Kinderspielzeugkonzern MATTEL Puppen mit Kopftuch auf den Markt werfen zu müssen. Soweit ist es schon bei uns gekommen. Ich kann die Kopftücher bei den Muslimas nicht mehr sehen. Ich werde jedenfalls für meine 4 Enkelkinder kein einziges Teil mehr von MATTEL kaufen, auch keine Spielzeugautos.
17.11.17
10:45
Ute Fabel sagt:
Im Jahr 2014 haben die sozialdemokratischen und grünen Studentenorganisationen ein Verbot von Burschenschafter-Couleurs in Hörsälen bei Vorlesungen angedacht. Ich habe das damals für eine sehr gute Idee gehalten, die leider noch nicht umgesetzt wurde. Man sollte alle religiösen, weltanschaulichen und politischen Kleidungsstücke bei Vorlesungen untersagen, wie sich das in der Türkei jahrzehntelang vor der autoritär-klerikalen Umgestaltung durch Erdogan bewährt hat. Hörsäle sind kein Ort der politischen, religiösen oder weltanschaulichen Agitation. Wichtig ist es den Anfängen zu wehren, was Begehrlichkeiten sowohl der deutschnationalen als auch der islamischen Rechten betrifft.
17.11.17
12:04
Dilaver Çelik sagt:
@H.E. Das Kopftuch ist von Natur aus etwas gutes und keinesfalls was schlechtes. Sie müssen damit aufhören, das Kopftuch mit negativem zu assoziieren, weil das schlichtweg ein falsches Bild ist, welches von den Medien absichtlich verbreitet wird. Genau so wie es falsch ist, zu behaupten, der Islam gehöre nicht zu Deutschland oder wir hätten hier eine christlich-jüdische Tradition. Richtig ist, dass Deutschland zwar christlich geprägt ist, was aber vielen mittlerweile relativ egal ist. Und dass der Islam sehr wohl zu Deutschland gehört, kann ich zumindest für die Stadt bezeugen, in der ich lebe. Dass jemand aus Hintertupfingen oder aus Ostdeutschland, wo der Islam traditionell kaum präsent ist, das nicht nachvollziehen kann, ist verständlich. Juden waren in Deutschland immer eine kleine Minderheit, deren Einfluss jedoch stark übertrieben wurde und noch wird. Wohlgemerkt: In Deutschland leben mindestens zwanzigfach mehr Muslime als Juden. Traditionell ist die Mehrheitsbevölkerung Deutschlands je zu einem Drittel katholisch, evangelisch und konfessionslos.
17.11.17
15:36
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Ja die Rechtslage ist derzeit so, gut finden muss man das islamische Kopftuch und das damit vebrundene mittelalterliche Frauenbild aber dennoch nicht.
17.11.17
19:16
Kritika sagt:
An Herrn Disch, der am 16. Nov. über Kritika schreibt: « Sie liegen daneben. Es ist Studentinnen an der Universität erlaubt, ein Kopftuch zu tragen.» Ich habe nicht behauptet, dass heute auf dem Campus KopftuchVerbot herrscht, lesen Sie mein Post bitte noch einmal. Ich habe vielmehr geschrieben, dass es der Uni als "Betrieb" sicher möglich wäre, solches zu verbieten und habe - abgesetzt wie hier - hinzugefügt: « Man muss es nur in der Satzung aufnehmen.» Es ist zu hoffen, dass Hochschulen bald jegliches islamische getue (wenn erforderlich per Satzung oder HochschuhlGesetz ) vollständig verbieten damit sie ohne Ablenkung durch ReligionsFanatikern, sich wieder vollständich Forschung und Lehre zuwenden können. Hochschulen - erst recht technische - sollten sich nicht den Wünschen importierter Fabelwesen, bestehend aus Licht, Feuer oder Sonstwas unterwerfen. Á propos, sehr geehrter Herr Disch, haben Sie schon einmal gehört, wo all die 'ewigen' Götter waren, > 13,8 Miliarden Jahren vor Heute? Zum Beispiel jener, auf Grund dessen vermuteten Willens zZ ein grosser Teil des nahen Ostens verwüstet ist? Hat irgendein Religionsfilosof darauf jemals eine belastbare Antwort gewusst ? Gruss, Kritika
18.11.17
13:09
Johannes Disch sagt:
@H.E. Ich finde es erstaunlich, wie man vollkommen faktenresistent weiter behaupten kann, der Professor hätte recht. Hat er nicht, wie sogar der Präsident des deutschen Hochschulverbandes bestätigt. Er hat eindeutig gegen die geltende Rechtslage gehandelt. Es ist hier vielen offenbar wurscht, wenn Gesetze gebrochen werden, Hauptsache, es geht gegen Musliminnen. Und die Frage, ob "Der Islam" zu Deutschland gehört ist müßig. Wir sind keine ethnisch definierte Gesellschaft ("deutsche Abstammung"), sondern eine pluralistische Gesellschaft, in der Menschen aus anderen Kulturen und mit anderem Glauben leben dürfen. Das gilt auch für Muslime und ihre Religion, den Islam. Und so lange sich diese Menschen an unsere Gesetze halten, ist alles okay. Und die überwiegende Zahl der bei uns lebenden ca. 5 Millionen Muslime tut das.
18.11.17
22:20
Kritika sagt:
An den Lesern und Hr. Disch Herr Disch schreibt: « Leute wie "Kritika" und "Ute Fabel" wollen die Religionsfreiheit (für Muslime) mehr oder weniger abschaffen.» Nein, geehrter Herr Disch, das ist (soweit es Kritika betrifft) eine unzutreffende Annahme von Ihnen. In vielen Äusserungen in diesem Forum habe ich immer betont, wie störend es ist, immer und überall das diskrimierende Kopftuch sehen zu müssen. Ich prangere an, dass die KoptuchMuslims sich als Gäste ungebührlich benehmen, indem sie die Neutralität des Städtbildes stören oder eine neue scheussliche BadeMode einführen wollen. Gelegentlich lobe ich Frankreich, wo es in den Schulen keine Probleme gibt, mit vom Kopftuch befreite Lehrer wie Schüler. Sie quitieren das, (bei mir und andere), gelegentlich mit Belehrungen über Laizistisch und ReligionsFreiheit. Gelegentlich lobe ich die Niederlande, Frankreich, nun auch Östereich wegen des Burka/Nikab Verbotes. KopftuchKritik und -Ablehnung ja aber Religionsverbot selbstverständlich nicht. Nein, von mir soll jeder glauben an den Teufel, die Mondgöttin, Engel, die aus Licht hergestellt sind, und Weinachtslieder singen- - ein Profet, der den Mond gespalten hat Und, während des Advents, auch noch an den Weihnachtsmann. Sie sehen, wie weitherzig Kritika ist: niemand soll seinen Glauben ablegen, auch wenn er noch so absurd ist. Nun Sie das wissen, bitte ich Sie Ihr Eingangszitat künftig zu unterlassen, Danke. Eine hierzu passende Zugabe: Bereits 1789 verfassten die Fransozen die "déclaration des droits de l'homme et du citoyen" indem der Satz vorkommt: (gelegentlich hört man eine Deutsche Version.) « La liberté consiste à pouvoir faire tout cequi ne nuit pas à autrui » Diese Lehre ist ein guter Ratgeber, speziell für KopftuchFrauen, aber auch für bereits kopftuch-freie Muslims, sogar für Deutsche; er eignet sich sehr als Predigtext für die kommende Freitagspredigt. Sie, Hr. Disch schreiben leider auch: « Leute wie "Kritika" und "Ute Fabel" sind für die Demokratie genauso eine Gefahr wie die Islamisten des IS.» Die Bemerkung geht unter der Gürtellinie; da hört jede Toleranz auf. Die Bemerkung ist dumm, verletzend, und logisch nicht begründet. Bei einer solch Ungeheure Unterstellung ist mir die Zeit für ein Verwehr zu schade. Gute Beserung wünscht ihnen, Hr. Disch Kritika
18.11.17
22:48
Johannes Disch sagt:
@Dilaver Celik (17.11.17, 15:36) Nun, der Einfluss der Juden auf das deutsche Geistesleben war nicht unerheblich. Aber ich stimme Ihnen zu, dass der Islam und Muslime längst zu Deutschland gehören. Und auch historisch gab es immer wieder Berührungspunkte--positiv und negativ-- zwischen dem christlichen Abendland und dem Islam. Die Diskussion, ob der Islam nun zu Deutschland gehört oder nicht ist also eine Scheindiskussion.
20.11.17
22:45
Ute Fabel sagt:
Der Uni-Professor hat von seinem verfassungsrechtlich geschütztem Recht auf Meinungsfreiheit Gebrauch gemacht. Leute, die ihre Gesinnung immer vor sich hertragen wollen und sie durch Kopftücher, Mao-Mützen oder Burschenschafterschleifen ihrem sozialem Umfeld tagein tagaus unter die Nase binden sollten dann nicht übersensibel sein, wenn in Reaktion darauf ein Mitbürger verbal seine negative Haltung dazu auch nach außen trägt.
21.11.17
9:28
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