25 JAHRE MÖLLN

Anschläge von Mölln bleiben unvergessen

Vor 25 Jahren erschütterten die Brandanschläge von Mölln bundesweit die Menschen. Erstmals sind Menschen bei einem fremdenfeindlichen Übergriff gestorben. Zum Jahrestag erinnern muslimische Vertreter und Politiker an die Opfer.

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Brandanschlag in Mölln © Facebook bearbeitet by iQ.

25 Jahre nach den fremdenfeindlich motivierten Brandanschlägen von Mölln gedenken die Stadt und die betroffenen Familien der Opfer. Vorgesehen sind am Donnerstag ein Gottesdienst, Kranzniederlegungen und eine Gedenkveranstaltung am Abend.

Neonazis verübten am 23. November 1992 Brandanschläge auf zwei von türkischen Familien bewohnte Häuser. Dabei starben eine 51-jährige Frau und zwei ihrer Enkelinnen. Neun Menschen wurden verletzt. Es war der erste ausländerfeindliche Anschlag in Deutschland nach 1945, bei dem Menschen starben.

Sinnbild des Ausländerhasses

Mit den Anschlägen erreicht die Fremdenfeindlichkeit in Deutschland einen neuen Höhepunkt. Die Zahl der Asylanträge ist 1992 auf über 400.000 gestiegen, die Stimmung in der Gesellschaft heizt sich zunehmend auf, Ausländerhass macht sich breit in der Republik. Schon drei Monate vor den Ereignissen in Mölln hat ein rechter Mob ein Asylbewerberheim in Rostock-Lichtenhagen belagert, wie durch ein Wunder ist niemand zu Tode gekommen.

Täter wieder auf freiem Fuß

Die Täter von Mölln sind der Polizei bereits als Angehörige der örtlichen Neonazi-Szene bekannt und werden wenige Tage später festgenommen. Der 19-jährige Haupttäter Lars C. wird zu einer Jugendstrafe von 10 Jahren verurteilt, sein 25-jähriger Komplize Michael P. bekommt lebenslänglich. Beide sind inzwischen wieder auf freiem Fuß.

Muslimische Vertreter und die Politik erinnern an Mölln

„Der Kampf gegen Rechtsextremismus wird nicht entschieden geführt. Rechtes Gedankengut wird immer salonfähiger. Ein Vierteljahrhundert nach dem Mölln-Anschlag hätte man viel weiter sein müssen“, so Bekir Altaş, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), anlässlich des 25. Jahrestages der fremdenfeindlich motivierten Brandanschläge in Mölln.

Ein Vierteljahrhundert nach Mölln werde der Kampf gegen Rechtsextremismus immer noch nicht mit aller Entschiedenheit, teilweise sogar halbherzig bis gar nicht geführt. „Seit dem feigen Brandanschlag in Mölln am 23. November 1992 wurden in Deutschland aufgrund rassistisch motivierter Straftaten mehr als 150 Menschen getötet, die Dunkelziffer dürfte viel höher liegen, so Altaş weiter.

Auch Bundesjustizminister Heiko Maas erinnerte an die Opfer. „Auch 25 Jahre danach ist das Entsetzen über die Tat von Moelln ungebrochen. Wir gedenken heute der Opfer von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Wir dürfen niemals akzeptieren, dass Menschen in unserem Land bedroht oder angegriffen werden“, so Maas.

„Muslime wird ihr Glauben abgesprochen“

Auch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), äußerte sich zum Jahrestag und hat zum anhaltenden Kampf gegen Rassismus aufgerufen. „Die von Neonazis verübten Brandanschläge waren eine Zäsur und ein Wendepunkt zugleich. Sie lösten einen gesellschaftlichen Aufschrei gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit aus, zeigten aber auch eine gewisse Ohnmacht“, sagte Özoguz

„Der Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus ist aktueller denn je. Die Zahl rechtsextremer Straftaten hat in den vergangenen Jahren dramatisch zugenommen“, mahnte Özoguz. Zugleich griffen Rechtspopulisten den Zusammenhalt in der vielfältigen deutschen Gesellschaft an. „Muslime wird ihr Glauben, Eingebürgerten wird das Deutschsein abgesprochen.“

Die beschauliche „Eulenspiegel-Stadt“ Mölln wurde zum Sinnbild des Ausländerhasses. Ein halbes Jahr später sterben bei einem Anschlag auf ein Zweifamilienhaus im nordrhein-westfälischen Solingen fünf Menschen türkischer Herkunft.
(KNA, iQ)