Religionen hätten ein großes Friedenspotenzial, meint der Jerusalemer Benediktiner Schnabel. Er warnt aber auch vor dem Gewaltproblem, das sich in Jerusalem manifestiere.
Nikodemus C. Schnabel, Benediktiner und Prior-Administrator der deutschsprachigen Dormitio-Abtei in Jerusalem, sieht bei den Religionen großes Friedenspotenzial. Die Suche nach Gott bewahre davor, sein eigenes menschliches Urteil mit dem Gottes gleichzusetzen und schenke das Bewusstsein, dass man selbst auf Gottes Barmherzigkeit angewiesen sei, schreibt Schnabel in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ am Samstag. Dieses Bewusstsein verbinde Juden, Muslime und Christen.
Der Benediktiner räumte zugleich ein, dass die Religionen ein Gewaltproblem hätten. Jerusalem sei „eigentlich der optimale Ort, um Atheist zu werden“, schreibt er. Nirgendwo sonst zeigten die Religionen ihr „abgründiges Potenzial, das in ihnen schlummert“. Unangefochten von allen wissenschaftlichen Erkenntnissen lebten dort Religiöse „in ihren eigenen Wirklichkeitsblasen“, die ihnen ein wohnliches „Sakrotop“ böten. So wie der Fußball sich des Problems mit seinen Hooligans stellen müsse, so müssten auch die Religionen sich leidenschaftlich mit Gewaltbereiten und Dialogunfähigen auseinandersetzen, betont der Benediktiner. (KNA/iQ)