Altbundespräsident

Joachim Gauck fordert mehr Toleranz der Gesellschaft

Altbundespräsident Joachim Gauck kritisiert den Anstieg von Rassismus und Islamfeindlichkeit in Deutschland und fordert mehr Toleranz der Gesellschaft.

27
12
2017
Joachim Gauck
Alt-Bundespräsident Joachim Gauck © Ministério da Cultura/CC 2.0/flickr, bearbeitet by IslamiQ.

Altbundespräsident Joachim Gauck hält Toleranz für eine wesentliche Voraussetzung im Zusammenleben – auch wenn sie „immer wieder innere Überwindung kostet“. In einem Beitrag für die Freiburger „Herder Korrespondenz“ äußert Gauck den Eindruck, dass Toleranz nicht zu-, sondern abnimmt. Fundamentalisten und Terroristen sowie Diktatoren und Autokraten reagierten etwa mit Verleumdungen, Zensur, Berufsverboten, Verhaftungen, Anschlägen und Gewalt. Mit Blick auf die Bundesrepublik registriert Gauck mehr rassistische, nationalistische, islamfeindliche und antisemitische Positionen. Es gelte, „die Toleranz zu verteidigen gegen die Intoleranz“.

Umfragen belegten, dass sich die große Mehrheit der Deutschen für tolerant halte. Dieser Selbstwahrnehmung widersprächen Studien, die intolerante Einstellungen belegten. Schon im Kindergarten gehe es darum, den Nächsten zu achten und den zu respektieren, „der anders aussieht, der anders denkt, handelt, fühlt und der anders betet als du“, so Gauck.

Mit Blick auf die Flüchtlingsdebatte will Gauck mehr Offenheit. Als vor zwei Jahren Hunderttausende ins Land gekommen seien, hätten die Medien kaum über damit verbundene Probleme und Gefahren berichtet. Die Bandbreite des Denkens sei „in einer fortschrittlichen Leitkultur eingeengt“ worden. Wer aber Themen oder Argumente ausklammere, weil sie von der „falschen Seite“ kämen oder den moralischen Ansprüchen der Eliten nicht entsprächen, verenge den Disput. Damit würden Menschen auf die Seite von Nationalisten oder Populisten getrieben, weil sie sich von der politischen Mitte nicht aufgehoben fühlten.

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Zu einer offenen Gesellschaft gehört auch die Freiheit, Menschen mit anderen Überzeugungen ohne Umschweife zu sagen, dass man ihre Art zu denken (oder zu beten) für falsch hält. Ich halte sowohl den Islam und das Christentum für unwahr und den Glauben daran mit mehr negativen als positiven Begleiterscheinungen verbunden. Der wie ich meine falsche Toleranzbegriff von Herrn Gauck tabuisiert gerade die gebotene Religionskritik. Religiöse Überzeugungen betrachtet er scheinbar als geradezu unabänderliche Naturgesetzlichen Ideen auch ohne Wenn und Aber zu verwerfen war ist die beste Medizin für den zivilisatorischen Fortschritt. Unverdienter Respekt vor schlechten Überzeugungen ist hingegen Gift.
28.12.17
7:52
Bea McL sagt:
Wir Christen und Atheisten mit einer Grundeinstellung zum freien und toleranten Miteinander fordern eine, seit langem erwartete, Toleranz und Anpassung der Muslime. In unserem Land werden Tiere nicht geschächtet, Frauen nicht ausgepeitscht und Menschen werden nicht geköpft! Dies ist unser Land. Ihr seid eine Minderheit von geschätzten 6 %. Passt euch an oder haut ab. Ich bin mittlerweile nicht mehr bereit eure kranke Religion und eure unmenschlichen "Traditionen" zu tolerieren. Schluss und aus!!!
28.12.17
14:49
Johannes Disch sagt:
Die üblichen Sonntagsreden a la Gauck. Zum Glück ist seine Amtszeit zu Ende, und zum Glück gibt es keine zweite. Nicht dass er unrecht hätte, mit dem, was er sagt. Aber es sind längst bekannte und unzählig oft wiederholte Allgémeinplätze.
30.12.17
21:16
Dilaver Çelik sagt:
Es sind solche Gestalten wie Bea McL, welche mit ihrem falschen Patriotismus Deutschland einen Bärendienst erweisen. Niemand sonst.
31.12.17
19:25