Laut dem Kulturrats-Chef Olaf Zimmermann ist es wichtig gemeinsame Regeln für das Zusammenleben auszuhandeln. Der Begriff „Leitkultur“ sei schon abgenutzt.
Eine breite Debatte über gemeinsame Regeln und Werte fordert der Geschäftsführer des Kulturrats, Olaf Zimmermann. Der Begriff Leitkultur sei „verbrannt, weil er politisch missbraucht worden ist“, sagte er am Mittwoch bei Zeit Online. Die Debatte darüber, was die Gesellschaft zusammenhalte, sei jedoch wichtig. „Was meinen wir mit kultureller Integration? Darüber müssen wir sprechen und streiten.“
Wichtig sei beispielsweise die Frage nach den Lehren aus der Geschichte, so Zimmermann. „Auch diejenigen, die hinzukommen, übernehmen ein Stück Verantwortung für die deutsche Geschichte.“ So könne kein Einwanderer sagen, „in seiner Heimat gehöre Antisemitismus zu den kulturellen Werten und das bringe er auch mit nach Deutschland. Da gibt es klare Grenzen.“
Der Experte betonte zudem den Wert von religiöser Toleranz. Es sei „kein Gnadenakt“, wenn Muslime sichtbare Moscheen bauen dürften; dieses Recht „leitet sich aus unserem Grundgesetz ab“. Die Grenze verlaufe dort, „wo Menschen versuchen, fundamentale Werte auszuhebeln, die wir uns gegeben haben“. Es sei zugleich falsch, so zu tun, „als gäbe es keine Differenz zwischen der christlichen und der muslimischen Kultur. Umso wichtiger ist es, gemeinsame Regeln auszuhandeln.“
Im Zusammenleben von Religionsgruppen habe sich eine Menge zum Positiven verändert. Dies sei allerdings in der jüngsten Vergangenheit anders gewesen, mahnte Zimmermann. Wenn eine katholische Familie in ein protestantisches Dorf kam, sei dies noch vor 50 Jahren „ein Kulturschock“ gewesen, „so wie heute für viele Christen, wenn Muslime ihren Glauben leben wollen“. (KNA, iQ)