Andacht in Berlin

Medien hetzen gegen Imam Matar

Medien kritisierten den Auftritt des Neuköllner Imams Mohamed Matar auf der Gedenkfeier am Breitscheidplatz. Muslimische und christliche Vertreter wiederum kritisieren die haltlose mediale Hetze.

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Imam Mohamed Matar auf der Gedenkfeier © Facebook, bearbeitet by iQ.
Imam Mohamed Matar auf der Gedenkfeier © Facebook, bearbeitet by iQ.

Zur Gedenkfeier an den Terroranschlag auf dem Breitscheidplatz tritt neben vielen anderen auch ein Imam auf. Mehrere Zeitungsberichte kritisierten den Auftritt des 28-jährigen  Mohamed Matar der Neuköllner Begegnungsstätte (NBS), am 19. Dezember und stellten dabei Behauptungen über den Imam und seine Gemeinde auf. So wurden Vorwürfe verbreitet, dass der junge Imam „radikal“ und die Dar as-Salam-Gemeinde, in der er arbeitet ‚salafistisch’ sei.

Der Imam sei vom Zentralrat der Muslime empfohlen worden, der Kirche sei sein Engagement in der NBS bekannt. Matar ist in der muslimischen Jugendarbeit und gegen Rassismus aktiv. Die Kirche habe zudem wahrgenommen, dass sich die NBS in den letzten Jahren geöffnet und vielfältig gesellschaftlich engagiert habe. Sie sei eine der ersten islamischen Gemeinden gewesen, die nach dem Anschlag vor einem Jahr vor Ort ihre Abscheu zum Ausdruck gebracht habe.

Die Kritik an Matar entstand durch ein Screenshot eines vor geraumer Zeit gelöschten Facebook-Posts. Bei dem Post (09. Mai 2017, Uhr 13.17) handelt es sich um das mit einer Beileidbekundung kommentierte Bild der ein paar Tage zuvor erschossenen Palästinenserin Fatima Hjeiji. Als klar wurde, dass  Hjeiji vorhatte die Soldaten zu töten, löschte Matar nach eigenen Angaben umgehend den Post. „Ich verurteile jedwede Form von Gewalt und Terror und werde mich weiterhin unermüdlich dafür einsetzen, dass andere meinem Beispiel folgen“, so Matar in einer Pressemitteilung der NBS.

„Haltlose Vorwürfe gegen Matar“

Die Neuköllner Begegnungsstätte bedauere zutiefst die möglicherweise durch die Skandalisierung entstandene Verunsicherung im Zusammenhang mit Herrn Matar.

Der Zentralrat der Muslime sprach von haltlosen Vorwürfen gegen Imam Mohamed Matar. „Der Extremismusvorwurf gegen Imam Mohammed Matar ist haltlos und deshalb entschieden zurückzuweisen. Angebliche Vorwürfe gegen ihn erweisen sich bei näherem Hinsehen als falsch. Matar zeichnet sich vor allen Dingen dadurch aus, dass er seit Jahren mit Jugendlichen arbeitet und mit ihnen einen gemäßigten und zeitgemäßen Islam lebt und vorlebt“, heißt in einer Pressemitteilung.

Teile der Berichterstattung zeichnen ein falsches Bild, tragen nicht zum Dialog und Frieden in der Gesellschaft bei und verletzen die Persönlichkeitsrechte von Herrn Matar wie auch die Integrität seiner ganzen Gemeinde, die nicht nur zu schützen sei, sondern aufgrund ihrer tatsächlichen Haltung Unterstützung in der Gesellschaft erfahren sollte.

„Extreme Ansichten sind ihm fremd“

Der Vorsitzende des Islamrats Burhan Kesici äußerte sich ebenfalls zu den Vorwürfen und nahm Matar in Schutz. „Mohamed Mattar ist ein junger Imam, der Menschen bewegen kann. Extreme Ansichten sind ihm fremd. Die Kampagne zeigt wieder einmal, dass muslimische Würdenträger und Funktionäre negativ dargestellt werden“, erklärt Kesici. Wenn es so weiter gehe, werde man keine Gesprächspartner mehr haben, die in den Gemeinden verankert seien.

Auch die evangelische Kirche in Berlin hat die Einladung des Imams verteidigt. „Es ist richtig, Gruppen und Vereine auch vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen beziehungsweise aufmerksam für Entwicklungen zu bleiben“, erklärte die Sprecherin der Evangelische Kirche Berlin- Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Heike Krohn-Bräuer, am Freitag. „Genauso wichtig ist es unserer Ansicht nach jedoch auch, nicht eine Gruppe oder einen Ort deshalb unter Generalverdacht zu stellen.“

CDU kritisiert Einladung Matars

Matar hatte bei der interreligiösen Andacht am Jahrestag des Anschlags am vergangenen Dienstag Koranverse auf Deutsch vorgetragen und das Zusammenleben und Miteinander innerhalb der Gesellschaft betont. An der nicht öffentlichen Gedenkfeier nahmen unter anderen Hinterbliebene, Überlebende sowie Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) teil.

Als Reaktion auf einen Bericht von “Bild“ und “B.Z.“ über die Teilnahme des Imams warf die CDU-Fraktion dem regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) „mangelndes Taktgefühl“ gegenüber den Anschlagsopfern und Hinterbliebenen vor. Müller müsse sich für die Einladung des Imams entschuldigen, forderte die CDU-Abgeordnete Cornelia Seibeld. Senatssprecherin Claudia Sünder (SPD) verwies darauf, dass die Kirche und nicht der Senat eingeladen hatten. Die CDU sei da wohl einmal mehr „nicht auf der Höhe der Zeit“. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Bea McL sagt:
Ja, das war scheinheilig und der ZDM hat diesen Hetzer vorgeschlagen.Seine Historie spricht Bände und der Zentralrat gebietet dem Treiben seine Mitglieder/Anhänger Vorschub. Wenn die Muslime nicht bald was ändern, dann werden es andere übernehmen. Und dann gnade uns ALLEN Gott.
28.12.17
16:41
Dilaver Çelik sagt:
Es liegt in der Natur der deutschen Medien, gegen den Islam, gegen Muslime sowie deren Vertreter zu hetzen. Deswegen gehören deutsche Medien boykottiert. Dann hat man auch seine Ruhe.
28.12.17
17:42
Bernd sagt:
Ich finde die Formulierung "Hetze" schon sehr bemerkenswert. Es handelt sich bei diesem Imam eindeutig um einen Islamisten. Das kann man nicht scharf genug verurteilen und verbreiten. Das sollte in unserer aller Interesse liegen, auch im Interesse der friedliebenden Muslime.
29.12.17
9:29
Ute Fabel sagt:
@Dilaver Celik: So, so! Ein Boykott von Medien, die Aufdeckungsjournalismus betreiben, wäre ihr Lösungsansatz. Die Gängelung von unliebsamen Journalisten kennen wir ja schon aus der Erdogan-Türkei! Auf einem Foto posierte der Berliner Radikal-Imam Mohamed Matar mit der sogenannten „R4bia“-Geste (vier hochgestreckten Fingern), der Unterstützer-Geste für die Muslimbruderschaft. Es ist gut, dass die deutschen Medien überall ihre Nase hineinstecken und solches Fehlverhalten aufdecken. Das muss so bleiben.
29.12.17
12:28
Muhammed Acar sagt:
Es ist notwendig schnittstellen zwischen den Kulturkreisen und Religionen zu schaffen, um einen gemeinsamen Dialog zu ermöglichen und Vorurteile und Hass abzubauen. Allerdings werden Schnittstellen unmöglich, wenn mögliche Ansprechpersonen lediglich wegen Äußerlichkeiten und Vorurteilen diffarmiert werden. @Bernd: Hier trifft das Wort Hetze dann schon den Nagel auf den Kopf, weil durch diese Diffarmierung das Näherkommen und Verstehen von Kulturkreisen verhindert wird, und sich so der Hass ohne Hindernisse weiter vermehren kann.
30.12.17
20:26
grege sagt:
Wenn diese besagte Person tatsächlich eine Nähe zur Muslimbruderschaft aufweist, sind die staatlichen Maßnahmen zur Überwachung mehr als geboten. Ebenso hat sich diese Person mitsamt der zugehörigen Gemeinde als Ansprech- und Dialogpartner disqualifiziert, weil hier eine gemeinsame Wertebasis fehlt. Auf eine Nähe zur Muslimbruderschaft, die Israel das Existenz abspricht, kann man hier getrost verzichten.
31.12.17
0:20
Dilaver Çelik sagt:
@Ute Fabel Niemand hält Sie dabei auf, den deutschen Lügenmedien Glauben zu schenken. Ich tue das schon lange nicht mehr.
31.12.17
18:28
Ute Fabel sagt:
@Muhammed Acar: Die Muslimbruderschaft, mit der Herr Matar offenbar sympathisiert, ist eine politische Organisation, die nach den 1. Weltkrieg entstanden ist und die auf den gleichen Wurzeln aufbaut wie der europäische Faschismus. Religiöser und politischer Faschismus ist in all seinen Spielarten und in allen Kulturkreisen energisch zu bekämpfen. Hass und Unterdrückung entsteht, wenn sich faschistisches Gedankengut durch ein falsches Beschwichtigungsverhalten und Toleranzverständnis ohne Widerstand vermehren kann. Es ist gut, dass bei den Medien die Alarmglocken geläutet haben.
02.01.18
8:52
Annorte sagt:
@Muhammed Acar Wenn es sich bei dem, was Sie Äußerlichkeiten nennen, tatsächlich um Symbole von extremisten handelt, hat das mit Diffamierung nichts zu tun, wenn das aufgedeckt und kritisiert wird. Einmal mehr zeigt der Artikel und einige der Kommentare, wo Moslems tatsächlich stehen. Moslems verteidigen ihre Extremisten solange, bis es gar nicht mehr haltbar ist, weil für jeden der Extremismus offen sichtbar geworden ist. So hat es ja auch lange gedauert, bis der Islamische Staat von den Moslems verurteilt wurde. Zunächst wurde er sogar von islamischen Staaten unterstützt. Nicht nur von Saudi Arabien, sondern sogar von der Türkei.
02.01.18
18:11
grege sagt:
viel schlimmer als das Verhalten und die Gesinnung dieses Imans ist die Naivitität mit der staatlicheund kirchliche Vertreter ihre Ansprechparnter innerhalb der islamischen Community auswählen. Hier sollte man dieselbe Massstäbe anlegen, wie bei der Auswahl von Ansprechpartnern auf anderen Themenfeldern.
02.01.18
20:05
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