Bei dem Treffen mit Religionsvertretern in Paris forderte Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron eine klare Strukturierung des Islams in Frankreich und betonte die Trennung zwischen Staat und Kirche.
Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron will an der Struktur des Islams in Frankreichs arbeiten. Eine stärkere Strukturierung sei nötig, um sich nicht im „Netz“ der Spaltung innerhalb des Islams in Frankreich sowie der Krise auf internationaler Ebene zu verfangen, sagte er Medienberichten zufolge bei einem Treffen mit Religionsvertretern am Donnerstagabend in Paris.
Demnach will Macron mit den Vertretern der Religionsgemeinschaften in Frankreich einen regelmäßigen Dialog etablieren, der „leidenschaftslos, direkt und fordernd“ sei. „Eure Verantwortung ist immens“, sagte er. Die Religionen seien ein Teil des Lebens der Franzosen. Auch deshalb wolle er bei der Reform des Bioethikgesetzes sowie der Migrations- und Flüchtlingspolitik mit den Religionsvertretern im Austausch bleiben.
Die Rede Macrons zum Prinzip der Trennung von Staat und Kirche, die er am Donnerstag vor den religiösen Vertretern hielt, war lange erwartet worden. Frankreichs Staatspräsident bezeichnete das Gesetz von 1905, das Staat und Kirche trennt, als „Schatz“. Es entspreche jedoch nicht mehr den Anforderungen der Gesellschaft. Der Islam sei etwa im Jahr 1905, als das Gesetz entstand, in der französischen Gesellschaft noch nicht präsent gewesen. Macron rief dazu auf, diese Realität „friedlich“ zu betrachten und nicht zu versuchen, die Religionen in eine Art gemeinsamen Block zu bringen, der plötzlich alles zum „Martyrium“ mache.
An dem Treffen am Donnerstag in Paris nahmen Vertreter von Juden, Muslimen, Katholiken, Protestanten, Orthodoxen und Buddhisten in Frankreich teil.
Die Große Moschee in Paris verlässt einem Medienbericht zufolge den französischen Islamrat CFCM. Grund dafür sei, dass der Rektor der Moschee, Dalil Boubakeur, von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron nicht zu einem Austausch mit Religionsvertretern am Donnerstag eingeladen worden sei, berichtete der französische Fernsehsender RTL.
Für die Muslime wurden der Präsident des französischen Islamrats CFCM, Ahmet Ogras, und dessen Amtsvorgänger Anouar Kbibech eingeladen. Ogras steht den türkischen Muslimen nahe und Kbibech den marokkanischen. Boubakeur werden besondere Sympathien für die algerischen Muslime nachgesagt. Er war von 2003 bis 2008 Präsident des CFCM.
Der Islamrat vereint traditionell alle Strömungen der Muslime in Frankreich. In den vergangenen Jahren gab es allerdings immer wieder Machtkämpfe zwischen verschiedenen Strömungen. (KNA, iQ)