Österreich

Muslimisches Neujahrsbaby erntet Shitstorm

Eigentlich sollte die Geburt eines Babys ein Grund zur Freude sein. Doch finden sich unter der Meldung des Wiener Neujahrsbabys 2018 Kommentare voller Hass und Beleidigungen. Der Grund: es ist ein muslimisches Baby.

05
01
2018
Wiener Neujahrsbaby © Facebook, bearbeitet by iQ.
Symbolbild: Wiener Neujahrsbaby © Facebook, bearbeitet by iQ.

Das Wiener Neujahrsbaby „Asel“ misst 51 cm, bringt 3460 gramm auf die Waage und war bereits in den ersten Stunden nach ihrer Geburt einer Welle von Gewalt- und Hasskommentaren im Netz ausgeliefert, berichten diverse österreichische Medienberichte.

Grund dafür war das Kopftuch ihrer Mutter. Nachdem ihr Foto als Neujahrsbaby der Hauptstadt im Internet verbreitet wurde, folgte ein Hasskommentar auf das Nächste.

Dem „Kurier“ zufolge organisiert Klaus Schwertner, Generalsekretär der Caritas Wien, eine Solidaritätsaktion als Reaktion auf das Hass im Netz. User sollten dabei auf sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook ihre Glückwünsche mit dem Hashtag #flowerrain für „das kleine Mädchen hinterlassen und so dem Hass im Netz entgegentreten.“ Der Facebook-Beitrag wurde über 13.500 Mal geteilt und mehr als 29.000 Mal geliked. .

Nun prüfen Juristen der Beratungsstelle „#GegenHassimNetz“ etliche Postings wegen des Verstoßes gegen den Verhetzungsparagraphen § 283 StGB, so der Kurier.

In einem Interview mit „oe24.at“ äußerte sich die Mutter Naime Tamgaç nicht zu den Hasskommentaren, doch wollte sie sich bei den Menschen bedanken, die sich solidarisch gezeigt haben. „Lieber möchte ich mich bei den Menschen bedanken, die uns gratuliert haben und schöne Kommentare geschrieben haben. Ihnen möchten wir ausrichten, dass wir uns sehr darüber gefreut haben“, so Tamgaç.

Leserkommentare

Ulrike sagt:
Das ist doch einfach nur erschreckend, wenn schon ein Baby die Rassisten in diesem Land auf den Plan ruft. Wann wird die Selbstverständlichkeit, dass alle Menschen, die in diesem Land leben auch die gleichen Rechte haben, ganz egal ob sie nun hier geboren sind oder nicht, ob ihre Eltern hier geboren wurden oder nicht endlich akzeptiert?
09.01.18
13:17
Charley sagt:
@Muhammed ....: Sie schreiben "Der Islam ist der natürliche Zustand des Herzens" ... klingt nett, aber diese Gleichsetzung dürfte bitteschön mit Inhalt gefüllt werden und zumindest plausibel gemacht werden! Wenn der Koran = Islam ist, dann bitte aber nicht! Und auch: warum kann dann nicht jeder Mensch seinen eigenen "Islam" gebären? (Wahrhaftig wäre es, wenn jeder Mensch sein eigenes "Gottes"bekenntnis "formuliert", erschafft, IST.) Und vor allem: Warum wird ein solcher dann von den anderen Moslems als "Ungläubiger" verstoßen... Oder anders: Wie erklären sich denn dann die vielen innerislamischen Konflikte und Kriege? ...... In der Summe: Ich kann in dem Satz nicht mehr erkennen als eine gewissen Sehnsucht nach menschlicher Wahrheit/Wahrhaftigkeit/Authentizität.... und sodann keinerlei Notwendigkeit dafür irgendwie das Wort "Islam" bemühen zu müssen. Es geht hier einfach nur darum, dass einem Menschen eingeboren ist das Recht auf Selbstbestimmung. Dem entgegen gesetzt ist eben die Fremdbestimmung. Und die fängt schon damit an, dass man ihm sagt: "Da braucht du gar nicht lange suchen, dein natürlicher Zustand ist es als Mensch "Moslem" zu sein." Welch eine Arroganz! Es gibt genügend Menschen, die viel mehr davon begriffen haben als 99% aller Moslems und diese Menschen habe in der Erfahrung dieses Zustandes nicht von Islam gesprochen! Ein Muslim, der von diesen Zusammenhängen viel begriffen hat war Al-Halladsch mit seinem Ausspruch: "Anâ'l-haqq". Aber er sprach aus Erfahrung (!) und nicht aus klügelndem Wissen und Wortgeklimper. Für die Freiheit des Menschseins, das er erkannt und erfahren hatte, wurde er ja dann auch nicht von "den Moslem" verstanden und stattdessen bestialisch zu Tode gefoltert. (Verurteilt aus dem "natürlichen Zustand des Herzens"????). - Was ich also sagen wollte: Die Thematik ist etwas komplizierter als dass sie mit einem "Islam-basta" besprochen werden könnte. Die Erfahrung von Licht und Liebe und ihre Funktionen im erweckten menschlichen Herzen sind jedem Menschen möglich zu zugänglich, egal welches religiöse Bekenntnis er hat .... oder ggf. sogar gar keines. Wie gesagt: Hier geht es darum, dass einem neugeborenen Kinde allein dieses Recht auf Selbstbestimmung zugebilligt wird und dem eben nicht vorgegriffen wird. Es nicht zu tun ist menschenverachtend und durchaus - religiös gesprochen - "Gotteslästerung". Selbst wenn man sich dabei von "Gott"/Islam geritten fühlt. Das sind nur sektiererische Projektionen dann. Es ist sogar in dieses Recht der Selbstbestimmung das Recht eingeschlossen, von diesem Recht nicht Gebrauch zu machen, sondern stattdessen in irgend eine Bekenntnissekte einzutreten und sich da ein "Glaubensbekenntnismäntelchen" umzuhängen. So groß ist die vorläufige Freiheit.... vor der Selbstbestimmung, Selbstbefreiung.
09.01.18
19:07
Muhammed Acar sagt:
@Charley Sie schreiben: "aber diese Gleichsetzung dürfte bitteschön mit Inhalt gefüllt werden und zumindest plausibel gemacht werden". Da sie später Abū l-Mughīth al-Husain ibn Mansūr al-Hallādsch ansprechen, ist das ein guter Übergang. Zum Verständnis empfehle ich ihnen über Unterwerfung und Ergebung nachzudenken und die Bedeutung des arabischen Wortes Islam nachzuschauen. Gott sagt im Koran in der Sure Al-Imran Vers 109: "Und Gott gehört alles, was in den Himmeln, und alles, was auf Erden ist; und alle Dinge gehen zurück auf Gott (als ihre Quelle)" Abū l-Mughīth al-Husain ibn Mansūr al-Hallādsch hat vermutlich kurz vor seinem Tod seine Heimstääte gefunden. Weiter sagt der Urheber der Schöpfung der Sura Frauen in Vers 28: "Gott will eure Lasten erleichtern: denn der Mensch ist schwach erschaffen worden" Ich zitiere einen Tafsir von Muhammed Asad zu diesem Vers (siehe Anmerkung 37 auf S.156 im Buch "Die Botschaft des Koran" von Muhammed Asad) "D.h. um durch seine Rechtleitung (Gottes) alle potentiellen Konflikte zwischen dem Geist des Menschen und seinen körperlichen Trieben zu beseitigen und ihm eine Lebensweise zu zeigen, in der diese beiden Elemente der menschlichen Natur harmonisch miteinander verbunden und zu voller Entfaltung gebracht werden können."
10.01.18
18:57
Johannes Disch sagt:
@Ulrike (Ihr Post vom 09.01.18, 13:17) -- "Es ist doch einfach nur erschreckend, wenn schon ein Baby die Rassisten in diesem Land auf den Plan ruft." (Ulrike) Richtig. Das ist erschreckend und beschämend. Das ist auch das Ergebnis einer gewissen Form von "Islamkritik." (Abdel-Samad, Henryk M. Broder, Necla Kelek, Ayan Hirsi Ali, etc.) und wie die selbsternannten "Abendlandretter" und ´"Ich-hab-ja-so-Angst-vor-dem-Islam"-Hysteriker noch so heißen.
10.01.18
20:25
Johannes Disch sagt:
Inzwischen können Musliminnen mit Kopftuch in diesem Land noch nicht einmal mehr gefahrlos auf einen Bus warten. In Dresden hat eine Hundehalterin ihren Hund auf eine 19jährige Muslimin gehetzt. Und das war kein Pudel. Erst das Eingreifen einer Passantin hat schlimmeres verhindert. Aber wahrscheinlich finden sich auch in diesem Fall hier wieder welche, die die Schuld bei der Muslimin suchen... Die OECD hat schon recht mit ihrem wiederholten Befund: Deutschland hat inzwischen ein gravierendes Rassismusproblem.
11.01.18
10:40
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Ein Blick in die islamischen Länder genügt, da braucht man keine Abdel-Samads um Angst vor dem Islam zu haben.
12.01.18
21:05
Charley sagt:
@Muhammed Acar: Diese Gleichsetzung mit religiösen Zitaten zu belegen, die diese Gleichsetzung bereits als Voraussetzung haben, ist nicht "Beweis". Insofern "alles Allah" ist ist die "Unterwerfung" ein Eingehen in ein "Alles". Es ist ein fundamentales Problem in vielen Religionen, dass das Rätsel der Person und wiederum dessen Verhältnis zur seiner Individualität nicht begriffen/erklärt wird. Viele Religionen erklären das Phänomen der "Person" mit einem Irrtum, der einfach wieder aufgelöst wird. So einfach ist es aber nicht, denn bei genauer Betrachtung bewirkt die Loslösung aus dem Göttlichen Zusammenhang ("Sündenfall" usw..) auch die Entfaltung der Freiheit gegenüber dem Göttlichen. Das Göttliche ist reine Notwendigkeit, ihm ermangelt die Freiheit! Und diese Freiheit entwickelt der Mensch in der Gottesferne und trägt diese - wenn er sich besinnt - als Frucht wieder "dem Göttlichen" zu, als sein neues, spirituelles Eigensein (Freiheit, ... die eben z.B. kein Engel hat, die aus Notwendigkeit handeln, wenn sie die Wahrheit permanent vor Augen haben). In dieser Freiheit entwickelt der Mensch Individualität in Freiheit und diese Qualität macht dann auch im Ewigen wieder seine Individualität aus (und das ist nicht Person/Eigensinnigkeit...). So entsteht aus dem gottesfernen weltlichen Prozess etwas Neues, auch dann für die göttliche Welt. Die Geschichte vom verlorenen Sohn spiegelt genau diesen Zusammenhang wieder. Lukas 15,11-32. Religionen, die dieses vom Menschen erworbene individuelle Freisein nicht (an-)erkennen, haben darum auch keinen Entwicklungsbegriff, keine Geschichtswissenschaft... da gehören einige orientalische Religionen dazu, z.B. auch der Buddhismus, aber auch der Islam. Das Problem fängt schon damit an, dass man keine Bewusstseinsentwicklung (aner-)kennt. Weil diese Wirklichkeit der Bewusstseinsentwicklung z.B. vom Islam nicht anerkannt wird, knirscht es so gewaltig, wenn der soziale Verhaltenkodex eines 7 Jhrd. ins 21 Jhrd. übertragen wird. Das liegt daran, dass eben nicht erkannt wird, dass die irdische Menschheitsentwicklung einen eigenen Wert hat, auch für die göttliche Welt. Das Urbild dieser individuell (!) zu ergreifenden Geistbefreiung, Freiheitsentwicklung ist die Entfaltung von "Licht und Liebe" im menschlichen Herzen. Diese Erfahrung hatte Al-Halladsch gemacht und sich damit auch wesentlich aus der Tradition gelöst. Und er wurde hingerichtet von denjenigen, die diese Tradition als Worthülsen, als intellektuelle Gescheitheit, als Machtmittel zur Verwaltung der "Massen" benutzten. Dass die Christen in dieser im Herzen wohnenden Kraft von "Licht und Liebe" (bzw. der Türöffnung für ihre Entwicklung) das Wesen des Christus (der darum nicht nur Mensch war, sondern die Aufhebung, Umkehr des Weges eröffnete, die den Menschen in die Gottesferne gebracht hat) sehen, ist sekundär. Die Erfahrung von Licht-und-Liebe im menschlichen Herzen ist das Entscheidende, und diese Erfahrung bekunden viele geistig Erwachte in vielen Religionen. Ob und wann Al-Halladsch dieses Erwachen erfuhr, mag man diskutieren. Dass er es erlebte, scheint mir fraglos zu sein. Gerade diese Erfahrung der Identität mit der Kraft der Liebe bezeugt diese Erfahrung. Da sind auch andere Sufi-Meister zu nennen. Das Auflösen der Person ist kein Verschwinden, denn gerade das Erkraften der Individualität als Selbstgestaltendes, Werdendes bewirkt die Auflösung des Gewordenen (Person, die der Brennpunkt z.B. auch des Karma ist). Es ist die erwachende, sich befreiende Individualität, die die Person auflösen kann. Ohne Entwicklung ist Karma=Kishmet, zwangsläufig. Der sich-Entwickelnde wandelt das Schicksal zum Boden, auf dem die Individualität sich langsam aufrichtet.
18.01.18
20:29
1 2