EFID

Evangelische Frauen gegen Kopftuchverbot

Die Evangelischen Frauen in Deutschland sprechen sich gegen ein Kopftuchverbot aus. Dies widerspreche dem Selbstbestimmungsrecht und der Religionsfreiheit.

08
01
2018
Symbolbild: Kopftuch © Islamiq
Symbolbild: Kopftuch © Islamiq

Die Evangelischen Frauen in Deutschland (EFiD) sprechen sich gegen ein Kopftuchverbot aus. Einzelne Kleidungsstücke von Frauen sollten nicht ins Zentrum gesamtgesellschaftlicher Debatten gestellt werden und dabei emotional und symbolisch aufgeladen werden, erklärte der Dachverband von 39 evangelischen Frauenorganisationen am Montag in Hannover. „Zur grundgesetzlich garantierten freien Entfaltung der Persönlichkeit gehört auch das Recht jeder Frau, frei über ihre Kleidung zu entscheiden“, sagte die EFiD-Vorsitzende Susanne Kahl-Passoth. Von der Umsetzung dieses Rechtes in gesellschaftliche Realität sieht der Dachverband Deutschland noch weit entfernt.

Ein generelles Kopftuchverbot sei verfassungswidrig. Denn zur Religionsfreiheit gehöre auch das Recht zum Tragen eines Kopftuches oder anderer religiöser Symbole, heißt es in dem EFiD-Kommentar „Zur gesellschaftlichen Diskussion um das muslimische Kopftuch“. „Wir halten diese Bestärkung der Religionsfreiheit in einem säkularen Staat – und genau das ist Deutschland – für den richtigen Weg“, sagte die stellvertretende Vorsitzende Angelika Weigt-Blätgen.

Evangelische Christinnen in Deutschland sollten sich laut dem Dachverband verstärkt für Religionsfreiheit und vor allem auch für den Religionsfrieden einsetzen. „Gelingender Dialog ist möglich. Wir können und müssen in unserer Gesellschaft die Regeln für ein gelingendes Zusammenleben in Frieden und Freiheit immer wieder neu miteinander aushandeln“, so der EFiD. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Kopftuchverbote müssen ohne wenn und aber der Vergangenheit angehören. Und zwar weltweit. Die Türkei als demokratisch laizistischer Staat hat dies vorgemacht. Dort existieren keine Kopftuchverbote mehr. Und das ist auch gut und richtig so.
08.01.18
19:11
Ute Fabel sagt:
Den lang andauernden Bürgerkrieg im Libanon haben die christliche und islamische Religion angefeuert. Genauso ist es im unlösbar scheinenden Konflikt zwischen Juden und Moslems in Israel. Im Syrienkrieg sind die schiitische Religionsdiktator Iran für das Assad-Regime und die sunnitische Religionsdiktatur Saudi Arabien für die Rebellen die Kriegstreiber hinter den Kulissen. In Deutschland hingegen haben die abrahmitischen Religionsvertreter scheinbar den Laizismus als gemeinsamen Gegner entdeckt. Zu diesem Zweck kommt es immer öfters zu Schulterschlüssen von religiösen Gruppen, die in anderen Weltgegenden spinnefeind sind. Um ja abzuwenden, dass eigene Religionsprivilegien (staatliche Einhebung der Kirchensteuer, Religionsunterricht aus Staatskosten) in Frage gestellt werden, solidarisiert man sich mit lieber kritiklos und unreflektiert mit den Sonderbehandlungswünschen anderer religiöser Strömungen.
09.01.18
7:58
Johannes Disch sagt:
@Dilaver In der Türkei bestehen deswegen keine Kopftuchverbote mehr, weil die islamistische AKP und ihr islamistischer Präsident Erdogan den Laizismus praktisch abgeschafft haben. Die Türkei ist längst keine (laizistische) Demokratie mehr, sondern eine "Islamokratie."
09.01.18
13:00
Susanne sagt:
@Dilaver Çelik Das Problem ist, dass es Moslems zwar stört, wenn ihre Frauen kein Kopftuch tragen dürfen, sie aber kein Störgefühl haben, wenn Frauen Kopftuch tragen müssen (wie z.B. im Iran). Ich stimme zu, dass Kopftuchverbote überall abgeschafft gehören. Diese Forderung muss aber dahingehend erweitert werden, dass es auch keinen Zwang geben darf zum Tragen des Kopftuchs. Es muss einfach jeder Frau selbst überlassen werden, ob sie Kopftuch tragen möchte oder nicht. Aber gerade diese Freiheit wollen Moslems den Frauen eben nicht geben. Tatsächlich fordern Moslems die Aufhebung von Kopftuchverboten, um ihren Frauen das Kopftuch wieder aufzwingen zu können. Im Ergebnis werden also Aufhebungen von Kopftuchverboten lediglich dazu führen, dass die islamischen Vereine in nicht islamischen Staaten ihre Frauen unter Druck setzen werden, Kopftuch zu tragen. Es geht also tatsächlich gar nicht um die Reiligionsfreiheit der Frauen, sondern um die Möglichkeit der Vereine, den Frauen Kleiderordnungen aufzuzwingen.
09.01.18
16:14
Johannes Disch sagt:
Der Artikel spricht einen zentralen Punkt an: Das Spannungsfeld zwischen staatlicher Neutralität, Religionsfreiheit und Selbstbestimmung. Eingriffe in Grundrechte-- und das sind Religionsfreiheit und individuelle Selbstbestimmung-- dürfen nicht die Regel sein, sondern die äußerst seltene Ausnahme. Und diese Ausnahme muss immer sehr gut begründet sein. Und vornehmen dürfen sollte solche Eingriffe nur der Staat, und nicht private Arbeitgeber, wie es das unselige Urteil des Europäischen Gerichtshof leider erlaubt. Und auch dem Staat sind solche Eingriffe in Grundrechte nur erlaubt, wenn durch die Wahrnehmung eines Grundrechts die Freiheiten und Rechte anderer gefährdet sind. Das ist aber bei einem Kopftuch nicht der Fall. Eine Muslimin mit Kopftuch greift in kein Recht anderer Personen ein. Es besteht kein gesetzlich verbriefter Anspruch darauf, vom Anblick religiöser Symbole verschont zu bleiben. Das haben Menschen hier in unserer pluralistischen Gesellschaft auszuhalten. Auch das hat das oberste deutsche Gericht eindeutig klar gemacht und wies mit dieser Begründung die Klage einer pädagogischen Einrichtung ab, die einer muslimischen Erzieherin wegen ihres Kopftuchs kündigen wollte. Die Einrichtung musste die muslimische Erzieherin weiterbeschäftigen--- und zwar mit Kopftuch! Die evangelischen Frauen haben völlig recht: Ein pauschales Kopftuchverbot ist verfassungswidrig, wie die Karlsruher Richter 2015 unmissverständlich deutlich gemacht haben. Man kann nur froh sein, dass es in diesen islamfeindlichen und hysterischen Zeiten eine Einrichtung wie das Bundesverfassungsgericht gibt, das islamophoben Tendenzen oft deutlich einen Riegel vorschiebt und die Grundrechte von Muslimen/innen wahrt. Ein Hoch auf das Karlsruher Gericht!
09.01.18
16:28
Johannes Disch sagt:
@Susanne (Ihr Post vom 09.01.18, 16:14) Absolute Zustimmung. Genau das ist der Punkt! Es geht um die freie Wahl (der Frauen)!
10.01.18
14:50
Dilaver Çelik sagt:
@Johannes Disch Sie haben doch von der Türkei keine Ahnung. Ihr Wissen über die Türkei basiert auf Desinformationen deutscher Medien sowie auf Erzählungen türkischer Fundamentaloppositioneller, die gewohnheitsmäßig Türkeifeindlichkeit betreiben.
10.01.18
20:21
Dilaver Çelik sagt:
@Susanne Sie müssen das Kopftuch akzeptieren und dürfen es nicht schlecht machen. Ob Ihnen das passt oder nicht. Eine andere Option haben Sie nicht.
10.01.18
20:23
Johannes Disch sagt:
@Dilaver Celiks (Ihr Post vom 10.01.18, 20:21) Natürlich, wir haben alle keine Ahnung, weder von der Türkei, noch vom Islam. Das sind die besten Voraussetzungen für eine vernünftige Diskussion....*Ironiemodus*
11.01.18
10:30
Ute Fabel sagt:
Die Meinungsfreiheit bietet allen alle Optionen. Weder ich noch Susanne müssen Mao-Anzüge, Salafistenbärte, Burschenschafter-Monturen und Kopftücher akzeptieren. Wir dürfen diese ideologischen Ausdruckmittel ablehnen und schlecht darüber reden. Ihnen muss ein „Gottlos-Glücklich“-Anstecker auch nicht gefallen. Sie können ein solches Abzeichen genauso bescheuert finden wie ich islamische Kopftücher und sie müssen damit nicht hinter den Berg halten. Das ist das Schöne am Grundrecht der Meinungsfreiheit.
11.01.18
17:49
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