Extremisten versuchen nach den Worten des Terrorismusexperten Elmar Theveßen der Mehrheitsgesellschaft einen „Kampf der Kulturen“ einzureden. Diesen gebe es aber nicht, sagte der stellvertretende ZDF-Chefredakteur und Leiter der Hauptredaktion Aktuelles am Samstag auf dem Neujahrsempfang des Erzbistums Bamberg. Je mehr jedoch die Mehrheit der Gesellschaft an einen solchen Kampf glaube, „desto mehr wird das möglich.
An dem Empfang in Bamberg nahmen rund 1.300 Gästen teil, unter ihnen waren der bayerische Innenminister Joachim Herrmann, Gesundheitsministerin Melanie Huml, Bundestagsvizepräsident Hans-Peter Friedrich sowie der Parlamentarische Staatssekretär im Entwicklungshilfeministerium, Thomas Silberhorn (alle CSU).
Theveßen erklärte, die Rechtfertigung für Gewalt von Muslimen sei durch eine Verfälschung des Islam entstanden. Koran-Ausgaben mit verfälschenden Fußnoten würden heute weltweit verbreitet. Außerdem betonte der Journalist, dass die meisten Terroristen nicht als Flüchtlinge nach Europa gekommen seien. Vielmehr seien sie hier aufgewachsen und hätten europäische Staatsbürgerschaften. Es müsse mehr für Prävention getan werden, Integration müsse nationale Aufgabe werden.
Mit Blick auf den Rechtsextremismus sagte der ZDF-Journalist, dieser rechtfertige mit einer angeblichen „Kollaboration des Establishments“ und auch der Kirche einen bewaffneten Widerstand gegen den Islam unter Bedingungen eines Bürgerkriegs. Dies geschehe auf Pegida-Demonstrationen und in rechtspopulistischen Internetblogs. Es sei auch „Blödsinn“, wenn verbreitet würde, 2050 werde Deutschland mehrheitlich muslimisch sein. Außerdem verwies er auf rechtsextreme Anschläge, etwa durch den Norweger Anders Breivik. Auch der Amokläufer am Olympiaeinkaufszentrum (OEZ) in München habe aus rassistischen und rechtsextremistischen Motiven gehandelt, wie sein Pamphlet zeige.
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick erklärte, dass mit Blick auf das Europäische Jahr des kulturellen Erbes sowie mit dem Jubiläum „25 Jahre Unesco-Weltkulturerbe Bamberg“ Kultur das Jahresthema in der Erzdiözese werde. Alle Bereiche der Kultur in Europa seien vom Geist des Evangeliums geprägt. Aus seinen Werten und Tugenden sei zudem eine Kultur der Menschenwürde und der Menschenrechte sowie des sozialen und politischen Lebens entstanden. Sie hätte hochwertige Kulturgüter in Architektur und Kunst oder Literatur und Musik hervorgebracht.
Schick erinnerte daran, dass das kulturelle Leben derzeit vor allem durch Kriege und Terror zerstört werde. „Unter dem Terrorismus leidet heute die ganze Weltgemeinschaft.“ In den vergangenen Jahren hätten Terroristen Denkmäler zerstört, die zum Weltkulturerbe zählen. Aber auch Film, Theater, Musik und Medien seien verhindert oder verboten worden. „Den Terrorismus bekämpfen ist deshalb ein Auftrag für jeden, der kulturelles Leben erhalten und fördern will, und die Kultur fördern ist ein wesentlicher Beitrag, um Terrorismus zu verhindern.“ (KNA, iQ)