Terrorismus

Experte: Es gibt keinen „Kampf der Kulturen“

Laut einem Terrorismusexperten gibt es keinen „Kampf der Kulturen“, auch wenn dieser von Extremen gewünscht und gefordert wird. Terrorismus kann aus allen Richtungen kommen.

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2018
Symbolbild: terror everywhere © flickr / CC 2.0 / by Technofreak, bearbeitet IslamiQ

Extremisten versuchen nach den Worten des Terrorismusexperten Elmar Theveßen der Mehrheitsgesellschaft einen „Kampf der Kulturen“ einzureden. Diesen gebe es aber nicht, sagte der stellvertretende ZDF-Chefredakteur und Leiter der Hauptredaktion Aktuelles am Samstag auf dem Neujahrsempfang des Erzbistums Bamberg. Je mehr jedoch die Mehrheit der Gesellschaft an einen solchen Kampf glaube, „desto mehr wird das möglich.

An dem Empfang in Bamberg nahmen rund 1.300 Gästen teil, unter ihnen waren der bayerische Innenminister Joachim Herrmann, Gesundheitsministerin Melanie Huml, Bundestagsvizepräsident Hans-Peter Friedrich sowie der Parlamentarische Staatssekretär im Entwicklungshilfeministerium, Thomas Silberhorn (alle CSU).

Theveßen erklärte, die Rechtfertigung für Gewalt von Muslimen sei durch eine Verfälschung des Islam entstanden. Koran-Ausgaben mit verfälschenden Fußnoten würden heute weltweit verbreitet. Außerdem betonte der Journalist, dass die meisten Terroristen nicht als Flüchtlinge nach Europa gekommen seien. Vielmehr seien sie hier aufgewachsen und hätten europäische Staatsbürgerschaften. Es müsse mehr für Prävention getan werden, Integration müsse nationale Aufgabe werden.

Mit Blick auf den Rechtsextremismus sagte der ZDF-Journalist, dieser rechtfertige mit einer angeblichen „Kollaboration des Establishments“ und auch der Kirche einen bewaffneten Widerstand gegen den Islam unter Bedingungen eines Bürgerkriegs. Dies geschehe auf Pegida-Demonstrationen und in rechtspopulistischen Internetblogs. Es sei auch „Blödsinn“, wenn verbreitet würde, 2050 werde Deutschland mehrheitlich muslimisch sein. Außerdem verwies er auf rechtsextreme Anschläge, etwa durch den Norweger Anders Breivik. Auch der Amokläufer am Olympiaeinkaufszentrum (OEZ) in München habe aus rassistischen und rechtsextremistischen Motiven gehandelt, wie sein Pamphlet zeige.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick erklärte, dass mit Blick auf das Europäische Jahr des kulturellen Erbes sowie mit dem Jubiläum „25 Jahre Unesco-Weltkulturerbe Bamberg“ Kultur das Jahresthema in der Erzdiözese werde. Alle Bereiche der Kultur in Europa seien vom Geist des Evangeliums geprägt. Aus seinen Werten und Tugenden sei zudem eine Kultur der Menschenwürde und der Menschenrechte sowie des sozialen und politischen Lebens entstanden. Sie hätte hochwertige Kulturgüter in Architektur und Kunst oder Literatur und Musik hervorgebracht.

Schick erinnerte daran, dass das kulturelle Leben derzeit vor allem durch Kriege und Terror zerstört werde. „Unter dem Terrorismus leidet heute die ganze Weltgemeinschaft.“ In den vergangenen Jahren hätten Terroristen Denkmäler zerstört, die zum Weltkulturerbe zählen. Aber auch Film, Theater, Musik und Medien seien verhindert oder verboten worden. „Den Terrorismus bekämpfen ist deshalb ein Auftrag für jeden, der kulturelles Leben erhalten und fördern will, und die Kultur fördern ist ein wesentlicher Beitrag, um Terrorismus zu verhindern.“ (KNA, iQ)

Leserkommentare

Manuel sagt:
So einfach ist das nicht, sieht man sich die Zustände in den islamischen Ländern an und in Teilen in den Metropolen Frankreiches und GB, dann sieht man, dass dort keine Integration stattfindet, sondern genau die mittelalterlich-islamische Lebenweise wie in den Herkunftsländern gelebt wird. Den Moslems die hier zugewandert sind muss endlich einmal klar werden, dass wir Ihre Lebensweise hier nicht wollen.
13.01.18
16:07
Dilaver Çelik sagt:
Vielen Dank für diesen Beitrag. Es macht deutlich, dass der "Kampf der Kulturen" von unsicheren Menschen konstruiert und ausgetragen wird. Die sozialen Netzwerke im Internet sind heute der ideale Nährboden dafür. Mit der Welt da draußen haben sie jedoch nur wenig zu tun. Nicht mitspielen lautet die Devise. Dann ist Ruhe.
13.01.18
16:19
Johannes Disch sagt:
Guter Beitrag. Man muss allerdings eines anmerken: Das lesenswerte Buch von Samuel Huntington "Clash of Civilisations" ist mit "Kampf der Kulturen" bis heute falsch ins deutsche übersetzt. "Clash" meint einen Zusammenprall. Dieser muss nicht unbedingt in einen Kampf münden. Ein Zusammenprall kann auch vermieden werden oder anders gelöst werden, als durch einen Kampf.
14.01.18
12:19
Ute sagt:
Natürlich "kann" Terrorismus (theoretisch) aus allen Richtungen kommen. Zur Zeit kommt er aber real von islamischen Extremisten.
15.01.18
12:56