Experten würdigen den Einfluss religiöser Akteure auf Fragen der Klimapolitik. Auch muslimische Vereine und Organisationen setzen sich für Umweltschutz ein.
Religiöse Gruppen und Organisationen gewinnen in der internationalen Klimapolitik laut Experten wachsenden Einfluss. „Sie haben sich etwa bei den UN-Klimakonferenzen als Akteure unter den Nichtregierungsorganisationen etabliert und werden als eine Macht ernst genommen“, sagte die norwegische Politologin Katharina Glaab am Dienstagabend am Exzellenzcluster „Religion und Politik“ in Münster. In vielen Ländern könnten religiöse Organisationen „nicht zuletzt durch hohe Mitgliederzahlen“ umweltpolitische Prozesse effektiv anstoßen. Die Professorin von der Universität für Umwelt- und Biowissenschaften (NMBU) in As bei Oslo forschte bis 2015 in Münster über Religion und Umwelt.
„Um klimapolitisch wirksam zu werden, gründen religiöse Akteure interreligiöse Koalitionen und kooperieren mit säkularen Organisationen“, so Glaab. Christliche Organisationen wie „Brot für die Welt“ und der Vatikan, aber auch buddhistische, muslimische und interreligiöse Gruppen brächten vor allem ethische Dimensionen und Gerechtigkeitskriterien in die Diskussion ein. In Deutschland engagieren sich beispielsweise die muslimischen Vereine HIMA und Nour Energy für Umwelt- und Klimaschutz.
Internationale Umweltpolitiker bezögen religiöse Akteure zunehmend in die Beratungen ein, so Glaab. Sie schrieben ihnen viel Potenzial für gesellschaftliche Transformationen zu, ohne die Umweltpolitik nicht mehr möglich sei. „Sie gehen davon aus, dass Religionen Weltbilder formen können, eine hohe moralische Autorität besitzen, viele Anhänger haben und neben erheblichen Ressourcen auch ein enormes soziales Kapital zur Bildung starker Gemeinschaften haben.“ Dies schaffe enorme Reichweiten für nachhaltige Veränderungen in Politik und Gesellschaft weltweit.
Durch die Einbeziehung religiöser Umweltaktivisten sei das Verständnis für neue Lösungsansätze wesentlich erweitert worden, sagte Glaab. „Man hat erkannt, dass politische, ökonomische und technologische Ansätze nicht ausreichen, wenn ethische übersehen werden – denn sie wirken sich unmittelbar auf Machtverhältnisse, individuelle Rechte und gesellschaftliche Pflichten in den Ländern aus, die die Umwelt verschmutzen.“ Sie verwies auf die „Erd-Charta“ als Deklaration grundlegender ethischer Prinzipien, die nach dem Willen vieler umweltpolitischer Akteure als völkerrechtlich verbindlicher Vertrag von der internationalen Staatengemeinschaft ratifiziert werden solle. (KNA/iQ)