Der Streit um den Religionskodex an der Uni Hamburg hält an. Erste Gespräche zwischen dem Präsidium und den Hochschulgemeinden fanden statt.
Drei Monate nach der Veröffentlichung eines Verhaltenskodex zur Religionsausübung an der Universität Hamburg schwelt weiterhin ein Konflikt zwischen Hochschulgemeinden und Präsidium. Man sei zwar im Gespräch, die Differenzen seien aber noch nicht ausgeräumt, sagte Hochschulpfarrer Pater Thomas Ferencik am Mittwoch. Strittig ist insbesondere die Nutzung des „Raums der Stille“.
Die Uni Hamburg hatte nach eigenen Angaben als bundesweit erste Hochschule am 18. Oktober einen Verhaltenskodex zur Religionsausübung veröffentlicht. Das Papier ruft unter anderem dazu auf, die Religionsfreiheit und die Gleichberechtigung der Geschlechter auf dem Campus zu respektieren. Laut den Ausführungsbestimmungen des Kodex dürfen religiöse Feste nur noch im „Raum der Stille“ stattfinden, der bislang von den Hochschulgemeinden betreut wurde.
Katholische, evangelische und islamische Hochschulgemeinden fürchten, dass der Raum damit nicht mehr gemäß seiner eigentlichen Bestimmung genutzt werden kann. Entsprechende Bedenken hatten sie bereits im November in einer öffentlichen Erklärung geäußert. „Wenn dort zukünftig alle religiösen Feste und Handlungen wie zum Beispiel das Fastenbrechen und die Weihnachtsfeiern stattfinden sollen, dann ist die Stille natürlich hin“, erklärte Ferencik. Außerdem stellte er einen erhöhten Andrang auf den Raum fest, insbesondere zum Freitagsgebet der Muslime.
Inzwischen hat ein erstes Gespräch zwischen Präsidium und Hochschulgemeinden stattgefunden, wie beide Seiten bestätigten. Konkrete Ergebnisse gebe es jedoch noch nicht, sagte Ferencik. Ende des Monats wolle man sich erneut treffen.
Unterdessen sieht Uni-Präsident Dieter Lenzen das Regelwerk als Erfolg: „Der Verhaltenskodex hat sich bewährt“, sagte er auf Anfrage. Seit der Einführung seien keine weiteren Konflikte gemeldet worden, die Universität habe viel positives Feedback bekommen und zugleich eine interessante Diskussion zu Rechten und Rollen von Religion in der Gesellschaft angestoßen.
Der Kodex war von einer Kommission aus zehn Wissenschaftlern erarbeitet worden. Anlass waren einige Konflikte in Sachen Religionsausübung, die sich auf dem Campus zugetragen haben sollen. (KNA/iQ)