Die Sozialwissenschaftlerin Foroutan warnt vor einer Entfremdung in der Gesellschaft durch den Rechtspopulismus.
Die Sozialwissenschaftlerin Naika Foroutan hält pauschale Schuldzuweisungen an Menschengruppen für fatal. „Sobald man von der Radikalität einer kleinen Gruppe auf die Gesamtheit schließt, radikalisiert man irgendwann die große friedliche Mehrheit“, sagte sie der „Süddeutschen Zeitung“ (Mittwoch). Wenn etwa die Taten von Terroristen mit muslimischer Kultur erklärt würden, führe das zu einer Verteidigungshaltung. „Und aus dieser Haltung wächst Entfremdung“, warnte die Integrationsexpertin.
Derzeit gebe es „so etwas wie eine diffuse Nervosität“ in der Gesellschaft, sagte Foroutan weiter. Die Menschen hätten das Gefühl, dass die Zeiten sich änderten, und verknüpften dies mit globalen Krisenherden. Die Zusammenhänge, die dabei hergestellt würden, seien oft empirisch nicht haltbar, so die Expertin: „Es ist eine emotionale, affektive Unruhe.“
Tatsächlich gehe es häufig um eine „Sehnsucht nach Eindeutigkeiten“, so die Wissenschaftlerin. Im Rechtspopulismus vermengten sich Feindlichkeit gegenüber den Eliten, Europa, Migration und dem Islam. „Alles, was der Rechtspopulismus bekämpft, steht sinnbildlich für Pluralität“, erklärte Foroutan. „Gut die Hälfte der Bevölkerung will keine diverse Gesellschaft; sie will Klarheit – und das in einer Zeit, in der Geschlechter, Nationalitäten, Kulturen un#d politische Lager vieldeutig werden.“ (KNA/iQ)