Österreich

Skandal um Nazi-Liedgut schlägt hohe Wellen

In einem Liederheft der Burschenschaft Germania, der auch ein FPÖ-Spitzenpolitiker angehört, wird das Naziregime verherrlicht. Die Staatsanwaltschaft hat nun ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

25
01
2018
Registrierung von Imamen
Bundesdienstflagge der Republik Österreich auf dem Parlamentsgebäude © by J Alexander Johmann auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ

In Österreich schlägt ein Skandal um Nazi-Liedtexte bei einer Burschenschaft, der auch der FPÖ-Spitzenpolitiker Udo Landbauer angehörte, hohe Wellen. Bundespräsident Alexander Van der Bellen erklärte am Donnerstag im „Ö1 Morgenjournal“, er sei fassungslos gewesen, als er von dem Text erfahren habe.

Der Vorfall müsse nun mit aller Entschiedenheit verfolgt werden. In dem Liederbuch der Burschenschaft Germania heißt es: „Da trat in ihre Mitte der Jude Ben Gurion: ‚Gebt Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million'“. Die Nazis hatten sechs Millionen Juden ermordet.

Udo Landbauer erklärte, den Text weder gekannt noch je gesungen zu haben. Die Passage verstoße „gegen alle meine Grundprinzipien“, sagte der 31-jährige in der Nachrichtensendung „ZiB2“. Er habe seine Mitgliedschaft nach Bekanntwerden der Vorwürfe sofort niedergelegt. Bei dem nun aufgetauchten 200-seitigen Liederbuch müsse es sich um eine alte Version handeln, die er nicht gekannt habe. Landbauer war 17 Jahre Mitglied der Burschenschaft und zeitweise stellvertretender Vereinschef.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen gegen Unbekannt wegen des Verdachts der Verbreitung von NS-Gedankengut. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache erklärte, es handle sich um ein „wirklich widerliches und antisemitisches Lied“. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Diese Aufdeckung war eine riesengroße journalistische Leistung der linksliberalen Wiener Wochenzeitung "Der Falter" wenige Tage vor der Wahl im Bundesland Niederösterreich. Daran sieht man, wie wichtig die Pressefreiheit ist. Das eindrucksvoll illustriert zu bekommen ist gerade in einer Zeit wichtig, wo frei recherchierende Zeitungen von vielen einfach als "Lügenpresse" verunglimpft werden.
25.01.18
12:49
Johannes Disch sagt:
@Ute Fabel Ich bin ganz ihrer Meinung. Eine großartige Leistung der investigativen Presse.
25.01.18
22:15