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„Ein Fitness-Studio, das den Bedürfnissen muslimischer Frauen gerecht wird“

In Deutschland leben mehr als fünf Millionen Muslime. Wie viele kennen Sie? In dieser IslamiQ-Serie stellen wir querbeet Menschen vor, die eine Gemeinsamkeit teilen: Sie sind Teil der Umma Deutschlands. Heute Emine Aydemir.

03
02
2018
Eminde Aydemir © iQ

Emine Aydemir ist 49 Jahre alt und die Inhaberin des muslimischen Frauen-Fitness-Studios Hayat in Köln. Geboren ist sie in der türkischen Hauptstadt Ankara. Seit vielen Jahren lebt sie in Köln. Mit dem Fitness-Studio Hayat gründete sie das erste Fitness-Studio in Köln, das den spezifischen Bedürfnissen muslimischer Frauen gerecht wird. Die innovative Unternehmerin schafft es Beruf und Familie in Einklang zu bringen und ihr Hobby zum Beruf zu machen. Im Interview lernt ihr sie kennen: Emine Aydemir.

Was hat Sie dazu bewogen ein muslimisches Frauen-Fitness-Studio zu eröffnen?

Ich habe selber die Erfahrung gemacht und nach den Geburten meiner Kinder ein Fitness-Studio gesucht, um mein Gewicht zu reduzieren. Ich habe auch ein Frauen-Fitness-Studio gefunden, dessen Betreiber keine Muslime waren. Aber das Verständnis ist ein anderes. Dort durften zwar keine Männer trainieren, aber sie durften sich dort aufhalten, z.B. wenn sie ihre Frauen abgeholt haben. Deshalb konnte ich beim Training nie mein Kopftuch ablegen. Da ist mir die Idee gekommen, es wäre doch toll wenn es ein Fitness-Studio gäbe, in dem sich Männer überhaupt nicht aufhalten dürfen und in dem man die Möglichkeit hat sein Gebet zu verrichten. Es gab noch weitere Aspekte die mich in dem Fitness-Studio gestört haben, wie zum Beispiel die Sammelduschen, oder die Sauna, in der sich die Frauen sehr freizügig aufhielten, was nach unseren Glaubensvorschriften problematisch ist. Deshalb habe ich den Entschluss gefasst, selbst ein Fitness-Studio zu gründen, dass den Bedürfnissen von muslimischen Frauen gerecht wird.

Sie haben ein muslimisches Fitness-Studio. Wie fällt die Resonanz von Muslimen und Nicht-Muslimen aus?

Meine Kunden setzen sich aus 70 Prozent Muslimen und 30 Prozent Nicht-Muslimen zusammen. Manchmal treten Unstimmigkeiten auf. Muslimische Frauen befolgen oft aus religiösen Gründen bestimmte Vorschriften, wie zum Beispiel, dass sie auch in der Sauna nicht freizügig sind oder sich vor anderen Frauen nicht vollständig entkleiden. Während meine nicht-muslimischen Kundinnen dies durchaus tun. Da kommen manchmal Beschwerden von muslimischen Kundinnen, während nicht-muslimische Kundinnen dies nicht nachvollziehen können, weil man ja nur unter Frauen sei. Solche Meinungsverschiedenheiten treten auf. Wir versuchen dem mit Aufklärung und Info-Blättern entgegenzuwirken. Und grundsätzlich teilen wir unseren Kundinnen vor der Anmeldung mit, dass in diesem Fitness-Studio bestimmte Regeln gelten, die sonst nicht üblich sind, wie beispielsweise eine Kleiderordnung in der Sauna. Etwa 90 Prozent der nicht-muslimischen Interessentinnen melden sich dann nicht an, aber gut 10 Prozent entscheiden sich trotzdem für unser Fitness-Studio und sind sehr zufrieden damit. Hier findet dann oft ein reger Austausch zwischen muslimischen und nicht-muslimischen Kundinnen statt.

Haben Sie es je bereut diesen Weg zu gehen?

Nein, noch nie. Anfangs hatte ich manchmal Zweifel, ob ich erfolgreich sein werde. Aber bereut habe ich diesen Schritt nie. Ich habe sehr viel Spaß an meiner Arbeit.

Der schönste Moment in Ihrem Berufsleben?

Die Eröffnung meines Fitness-Studios.

Wie ist Ihre familiäre Situation? 

Ich bin seit über dreißig Jahren verheiratet. Ich habe zwei erwachsene Söhne. Der Ältere ist 30 Jahre alt. Der Jüngere ist 27 Jahre alt. Er ist seit sieben Jahren verheiratet und hat einen zweijährigen Sohn. Mein Mann hat einen Familienbetrieb, in dem auch meine Söhne mitarbeiten. Er hat ein Markisen-Unternehmen, die Aylux GmbH in Frechen.

Können Sie sich an eine Situation erinnern, in der Sie erstmals mit der Identitätsfrage (Islam und Deutschland) konfrontiert waren?

Nein, in so einer Situation befand ich mich noch nie.

Welche Hobbies haben Sie, wie gestalten Sie ihre Freizeit am liebsten?

Mein Hobby ist Sport. Einmal die Woche gehe ich auch schwimmen. Das wird extra für muslimische Frauen angeboten. Meine Freizeit gestalte ich auch so, dass ich Zeit mit meinen Kindern und meinem Mann verbringen kann. Und ich lese sehr gerne, wenn ich Zeit habe.

Lieblingsbuch? Lieblingsfilm?

Ich lese gerne Bücher über einzelne Schicksale. Eines meiner Lieblingsbücher ist: „Ich bin eine Insel: Gefangen im eigenen Körper“ von Sandra Schadek. Das Buch hat mich sehr bewegt, weil mir bewusstwurde, dass wir als gesunde Menschen unsere Gesundheit oft nicht zu schätzen wissen. Mein Lieblingsfilm ist ein ganz alter Film, den ich mir immer wieder gerne ansehe, nämlich „Tanz der Vampire“.

Was bedeutet Familie für Sie?

Familie bedeutet für mich alles. Das ist das schönste Geschenk in meinem Leben- meine Kinder und mein Mann. Für mich steht Familie an erster Stelle. Familie bedeutet für mich Lebenssinn, Zusammenhalt, Geborgenheit und ist somit ganz wichtig für mich.

Wie würden Ihre Freunde Sie beschreiben?

Meine Freunde und meine Kunden sagen häufig über mich, dass ich Ruhe ausstrahle, freundlich und hilfsbereit bin.

Ihr Lebensmotto?

Meine Familie.

Was ist Ihr größtes Ziel in diesem Leben und was tun Sie um dieses Ziel zu erreichen?

Ich würde sagen ich habe alle meine Ziele erreicht. Mein größtes Ziel war die Eröffnung des Fitness-Studios. Um dieses Ziel zu erreichen, habe ich sehr hart gearbeitet. Inzwischen habe ich ganz andere Ziele entwickelt. Da ich nun auf die 50 zugehe, möchte ich gerne ein bisschen zurücktreten, damit ich mehr Zeit mit meinen Kindern und meinem Enkelsohn verbringen kann.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Für sich selbst, für Ihre Familie, für alle Muslime in Deutschland?

Ich wünsche mir für die Zukunft mehr Zeit zu haben, die ich mit meiner Familie verbringen kann. Meiner Familie und allen Muslimen in Deutschland wünsche ich Gesundheit, eine erfolgreiche Integration und die Realisierung ihrer Rechte.

Was muss passieren, damit Muslime hier als selbstverständlicher Teil Deutschlands angesehen werden?

Sowohl die hier lebenden Muslime als auch die Mehrheitsgesellschaft müssen einander mehr Respekt entgegenbringen.

Leserkommentare

Amira sagt:
Integration bedeutet für mich nicht sich auszuziehen oder sich anzuziehen! Das angezogen sein und sich verstecken gehört zu den Moslems in der Öffentlichkeit, ähnlich, wie bei den Nonnen. Es ist eine Art Frömmigkeit und gehört zum Wesen, eben die stetige Erinnerung an Gott. Das muss man nicht verstehen. Es ist so, wie etwas, womit man sich persönlich sehr verbunden fühlt, es gehört zu der eigenen Überzeugung. So etwas abzulegen nur, um einem Menschen zu gefallen, ist wie sich selbst zu verleugnen. Integration bedeutet gemeinsamer Werterschatz und Verbundenheit welche auf Vertrauen basiert. Integration ist nicht das Aufgeben von sich selbst, oder das Verleugnen oder Versteckten der eigenen Identität, nur weil es äußerlich dem Nachbarn nicht passt...das ist dann Assimilation. Und erzwungene Assimilation ist ein Verbrechen an der Menschenwürde. Wenn die Frau allgemein, sie, als Krone der Schöpfung und ehrbar, einen Ort gefunden hat, an dem sie sich wohlfühlt, weil sie es möchte, was ist daran schlimm? ...denn schon seit Jahrhunderten suchen Gleiche Gleiches und treffen aufeinander... Genauso, in einigen unseren Badehäusern heißt es dann und dann ist FKK pflicht, das ist eben so, die Leute wollen ihre Nacktheit ausleben, das geht uns nichts an! So wollen diese Menschen auch ihre Bedecktheit ausleben...uns geht es nix an! Wir sind alle verschieden und das ist gut so. Wir sind alle Menschen und leben auf einem Planeten und wollen Frieden, akzeptieren unsere Verschiedenheiten und ehren den Menschen indem wir die Menschlichkeit hoch halten.
14.09.24
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