Ein Drama spielte sich im hessischen Kreis Groß Gerau ab. Der schon seit 10 Jahren in Deutschland lebende Familienvater Tariq M. wurde ohne Vorwarnung nach Pakistan abgeschoben.
Schon wieder ist es in Hessen zu einer äußerst fragwürdigen Abschiebung gekommen: Gestern Abend gegen 22 Uhr wurde Tariq M. aus dem Kreis Groß Gerau überraschend zu Hause abgeholt und nach Pakistan abgeschoben.
Er lebte schon seit zehn Jahren in Deutschland und hat gemeinsam mit seiner deutschen Partnerin zwei kleine Töchter im Alter von fast einem und zwei Jahren. Aufgrund dieser Tatsache steht ihm auch eigentlich ein Aufenthaltsrecht in Deutschland zu, die Familie war gerade dabei, dies rechtlich zu klären. Durch die Abschiebung ist die Familie jetzt auf unbestimmte Zeit getrennt, es können Jahre vergehen, bis die Mädchen ihren Vater wiedersehen können. Auch die Mutter, die in Darmstadt Germanistik studiert, weiß nicht, wie sie jetzt ihr Studium fortsetzen soll – war es doch der Vater gewesen, der sich um die beiden Mädchen kümmerte während sie die Vorlesungen besuchte.
„Hier wurde wieder eine Familie auseinandergerissen, und das obwohl der Mann als Vater zweier deutscher Kinder eigentlich in Deutschland bleiben darf. Das grundgesetzlich geschützte Recht auf Ehe und Familie wurde hier völlig ignoriert“ empörte sich Timmo Scherenberg, Geschäftsführer des Flüchtlingsrates, über die Abschiebung. „Das neue Mantra der Behörden scheint ‚Abschieben um jeden Preis‘ zu lauten, ‚Kollateralschäden‘ dieser Politik werden einfach hingenommen.“
Zusammen mit Tariq M. sind nach unseren Informationen noch 22 weitere Personen mit einem von der EU-Grenzschutzagentur Frontex koordinierten Sammelcharter nach Pakistan abgeschoben worden, darunter auch Personen aus anderen EU-Staaten. Dies war nach Kenntnis des Hessischen Flüchtlingsrates die erste Frontex-Sammelabschiebung von Frankfurt aus, im Dezember hatte es allerdings eine ähnliche EU-Charterabschiebung nach Pakistan über Berlin gegeben.