Frankreich

Früherer Le-Pen-Vize gründet Partei „Die Patrioten“

Ehemaliger Vizepräsident der islamfeindlichen und rechtsextremen Partei „Front-National“ gründet nach Bruch mit Parteichefin Marine Le Pen eigene Partei. „Die Patrioten“ sind für den EU-Austritt.

18
02
2018
Florian Philippot, ehemaliger Freund und jetziger Gegner Le Pens. © Facebook
Florian Philippot, ehemaliger Freund und jetziger Gegner Le Pens. © Facebook

Nach seinem Bruch mit der Rechtspopulistin Marine Le Pen bringt ihr früherer Stellvertreter Florian Philippot eine neue islamfeindliche Anti-EU-Partei in Frankreich in Stellung. Philippots Anhänger kamen am Sonntag nahe dem nordfranzösischen Arras zum Gründungsparteitag der „Patrioten“ (frz: Les Patriots) zusammen. Sie wollen bei Wahlen auch gegen Le Pens Front National (FN) antreten. 

Der 36-Jährige Philippot will den Austritt Frankreichs aus der Europäischen Union: Wenn man im Euro und in der EU bleibe, sei es unmöglich, die Politik zu ändern, sagte er dem Sender Europe 1. Nach Philippots Angaben hat die im September initiierte Partei 6500 Mitglieder. 

Philippot hatte die FN im Herbst im Streit verlassen. Er war nach den Schlappen bei den Präsidenten- und Parlamentswahlen unter Druck geraten, weil die besonders von ihm vertretene Forderung nach einem Euro-Austritt bei den Wählern nicht ankam. Der Politiker ist offener Kritiker der Einwanderungspolitik des französischen Präsidenten Emanuel Macron. Macron gehe nicht ausreichend gegen „die massive Einwanderung“ in Frankreich und den religiös kosnotierten Extremismus von Muslimen vor. Macron gehe zudem nicht ausreichend gegen „die massive Einwanderung“ in Frankreich und den Islamismus vor.

Rechtsextremismus

Le Pen strebt eine Änderung des Parteinamens an. Le Pens Vater, der FN-Parteigründer Jean-Marie Le Pen, bezeichnete die geplante Aufgabe des Namens Front National als „Verrat“. „Das ist unerklärlich und verdächtigt“, sagte der 89 Jahre alte Rechtsextreme der Sonntagszeitung „Le Journal du Dimanche“. Er will gegen den Willen der FN-Führung zum Parteitag am 10. und 11. März kommen, mit dem Marine Le Pen die Partei neu aufstellen will.

Sie bemüht sich seit Übernahme des Vorsitzes im Jahr 2011 um ein gemäßigteres Bild der Partei. Ihr Vater wurde 2015 ausgeschlossen, nachdem er die Gaskammern der Nazis zum wiederholten Male als „Detail der Geschichte“ bezeichnet hatte. Gerichtsurteile erlaubten es ihm aber, Ehrenvorsitzender zu bleiben – dieser Posten soll nun auf dem Parteitag abgeschafft werden. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Ich sehe große ideologische Gemeinsamkeiten zwischen rechtsnationalistischen europäischen Parteien wie den französischen Patrioten und islamisch-konservativen Parteien wie der türkischen AKP. So warb die rechtskonservative PiS-Regierung im vergangenen Herbst sogar mit einem hoppelnden Hasen dafür, dass sich polnische Bürgerinnen und Bürger künftig mehr der Fortpflanzung widmen. Im Frühling 2017 richtete Präsident Erdogan folgenden Appell an in Europa lebende Auslandstürken: "Macht nicht drei, sondern fünf Kinder!". Die rasche zahlenmäßige Vermehrung der eigenen Zielgruppe und nicht die qualitativen Interessen der Gesamtbevölkerung stehen sowohl für die autoritär-islamische als auch die europäisch-nationalistische Rechte im Vordergrund. Wichtig ist daher der entschlossene Kampf gegen Rechts in all seinen Spielarten.
19.02.18
13:47