Seit dem 1. Januar gilt in Deutschland das Netzwerkdurchsetzungsgesetz. Nun haben Forscher ein Programm entwickelt, das Hassbotschaften in deutscher Sprache auf Twitter ermitteln kann.
Forscher der Universitäten Antwerpen und Hildesheim haben ein Programm entwickelt, das Hassbotschaften in deutscher Sprache auf Twitter aufspüren kann. Die Software entstand im vergangenen Jahr als Teil eines Projektes, bei dem die politische Kommunikation vor der Bundestagswahl untersucht wurde, wie die Universität Hildesheim am Donnerstag mitteilte.
Dazu analysierten der Antwerpener Sprachtechnologe Tom De Smedt und die Hildesheimer Medienlinguistin Sylvia Jaki Polit-Talkshows und Kommentare in sozialen Medien. „Um ein besseres Verständnis zu gewinnen, wie politisch motivierte Hassbotschaften in den sozialen Medien aussehen, berücksichtigen wir auch nonverbale Elemente wie Bilder oder Emojis“, erklärte Jaki das Programm. Es spüre hetzerische Wörter und Wortkombinationen in Tweets in Echtzeit auf.
Laut De Smedt kann die Software auch damit umgehen, dass sich die Sprache des Hasses verändert. In Tests habe das Programm eine Trefferquote von 80 Prozent erreicht. Die Ergebnisse hätten ergeben, dass sich deutsche Hasskommentare häufig gegen afrikanische Flüchtlinge, Muslime und Juden richteten, aber auch gegen andere Bevölkerungsgruppen wie Obdachlose oder Frauen.
Künftig könnten sich die Forscher eine Zusammenarbeit mit deutschen Behörden vorstellen, so De Smedt. „Aber wir müssen gleichzeitig auch vorsichtig sein, wie wir als Gesellschaft solche Technologien nutzen. Die EU verfügt über keine rechtsgültige Definition, was genau unter Hate Speech zu verstehen ist.“
Inhalte, die als Hassbotschaften gelten können, müssen Soziale Medien seit Oktober innerhalb eines Tages entfernen. Das fordert das neue Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG). (KNA, iQ)
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