Solidarität

Kritik an „geringer Resonanz“ auf antimuslimische Übergriffe

Der Koordinator der Berliner „Langen Nacht der Religionen“ kritisiert den fehlenden Aufschrei nach anti-muslimischen Übergriffen. Dies bestätige die bestehende Islamfeindlichkeit in Deutschland.

07
03
2018
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Ausschnitt aus einem der Gewinnerplakate, die tausendfach in Zeitschriften und auf Plakaten in Moscheen abgedruckt wurden: "Gib Intoleranz, Rassismus, Antisemitismus und Islamfeindlichkeit keine Chance" lautet der Titel © IGMG, bearbeitet IslamiQ

Der Koordinator der Berliner „Langen Nacht der Religionen“, Thomas M. Schimmel, hat mehr gesellschaftlichen Protest gegen antimuslimische Übergriffe gefordert. Auf die am Wochenende bekannt gewordenen mehr als 950 Fälle im vergangenen Jahr habe es nur eine „geringe Resonanz“ gegeben, kritisierte Schimmel am Montag in Berlin. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums wurden bei den Übergriffen auf Muslime und muslimische Einrichtungen 33 Menschen verletzt.

Schimmel betonte, er vermisse „die Kommentierung von Bischöfen, Zentralratsvorsitzenden, Gewerkschaftsleuten, Parteifunktionären, Regierungsvertretern und -vertreterinnen sowie Wohlfahrtsverbänden“. Dies erwecke den Eindruck, dass das Thema niemanden interessiere. Die Zahlen bestätigten jedoch erneut, dass es in Deutschland eine ausgeprägte Islamfeindlichkeit gebe. Im interreligiösen Engagement sei „dieses Phänomen genauso besorgniserregend wie der zunehmende Antisemitismus“. Dagegen müssten alle gesellschaftlichen Gruppen eindeutig Stellung beziehen.

An der jährlichen Berliner Langen Nacht der Religionen beteiligen sich rund 100 Religionsgemeinschaften und interreligiöse Initiativen. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Moritz sagt:
Der angebliche fehlende Aufschrei bestätigt gar nichts. Das ist eine üble Unterstellung, wenn behauptet wird, dass Menschen, die nicht gegen antimuslische Übergriffe aufschreien, selbst antimuslisch eingestellt seien. Muslime gehen auch nicht in der Masse gegen Islamisten auf die Straße. Und dennoch behauoten sie, sie seien selbst keine Islamisten. Warum soll hier mit zweierlei Mass gemessen werden?
07.03.18
15:37
Johannes Disch sagt:
Der Koordinator irrt. Es gab von vielen Seiten deutliche Verurteilungen fremdenfeindlicher Straftaten, auch seitens der beiden großen deutschen Kirchen (Kardinal Marx, Bedford-Strohm und andere).
07.03.18
22:31
Ute Fabel sagt:
Soeben ging folgende Schlagzeile durch die Medien: Wegen ihres Protests gegen den Kopftuchzwang ist eine Iranerin zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Das gab Teherans Staatsanwalt Abbas Jafar Dolatabadi gestern laut der Nachrichtenagentur IRNA bekannt. Frauen sind im Iran gesetzlich zum Tragen von Kopftüchern verpflichtet. Polizei und Justiz würden jeglichen Verstoß konsequent ahnden, sagte der Staatsanwalt. Seit Dezember letzten Jahres protestieren immer mehr Frauen gegen den Kopftuchzwang, indem sie auf den Straßen ihre Kopftücher abnehmen und sie als Fahne an einen Stock hängen. Bis jetzt sollen mindestens 30 Frauen festgenommen und inhaftiert worden sein. Unklar ist, was mit den anderen Frauen passiert ist. Ich habe in IslamiQ noch nie einen Artikel gelesen, in welchem man gegen diese gravierenden Menschenrechtsverletzungen im Namen protestiert. Stattdessen beschäftigt man sich lieber mit antiislamischen Bagatellstraftaten wie angebrachten Schweinköpfen vor Islamvereinen, Kreuzen auf Baugründen für Moscheen, Schmierereien und zerbrochene Glasscheiben.
08.03.18
11:05
Manuel sagt:
Ich würde mir auch mehr Solidarität mit den verfolgten und diskrimimierten Nicht-Moslems in islamischen Ländern von den div. Islamverbänden hierzulande wünschen.
08.03.18
19:19
Gustavsson sagt:
@moritz @johannes disch Wir brauchen uns nichts vormachen. Der Aufschrei fehlt hier eindeutig. Da war der Aufschrei auf eine kaputte Glasscheibe in Gelsenkirchen "Harmonie e.V." viel größer. Und die Versuchung diesen Aufschrei zu wiederlegen ist meiner Meinung nach euch nicht so gut gelungen. Das hängt scheinbar daran, dass dieser Aufschrei gar oder kaum existiert!
10.03.18
2:02
Prinzessin Rosa sagt:
@Moritz &Manuel: Es geht hier um innerdeutsche Vorkommnisse, und Sie versuchen einfach durch einen Fingerzeig auf Vorkommnisse im Ausland vor besorgniserregenden Entwicklungen im Inland abzulenken. Das ist populistisches Niveau.@Disch: Vergleichen Sie den Aufschrei und die darauf folgenden Maßnahmen mal mit denen wenn einer Synagoge in diesem Land vergleichbares Wiederfährt. Da sind die Menschen Gott sei dank aufgrund der Geschichte etwas sensibler.
11.03.18
12:53
Prinzessin Rosa sagt:
@Fabel: ebenso an Sie gerichtet was an Moritz und Manuel ging.
11.03.18
12:55
grege sagt:
bei jedem Unrecht sollte man nicht immer reflexartig auf den Holocoust weisen. Mit dieser Haltung würde man das damalige Leiden verharmlosen.
18.03.18
7:15
Manuel sagt:
@Prinzessin Rosa: Nein, ich zeige nur die Heuchelei der Islamverbände auf, sich bei uns wegen jeder Kleinigkeit aufregen und sofort die Rassismus-Keule schwingen, aber nicht bereit sein, über den innerislamischen Rassismus und Antisemitismus zu diskutieren. In vielen islamischen Ländern, werden Nicht-Moslems verfolgt oder bis auf's Blut diskriminiert, wo ist denn da die Solidarität Ihrer ach so tollen Islamverbände.
18.03.18
17:57