Köln

#IslamiQdiskutiert mit Daniel Bax über Medien und Islam

Die Auftaktveranstaltung der #IslamiQdiskutiert fand gestern in Köln statt. Vor rund 50 Gästen unterhielten sich IslamiQ-Chefredakteur Ali Mete und Journalist und Buchautor Daniel Bax über „Islam in den Medien – zwischen Popularität und Populismus“.

10
03
2018
Ali Mete (l.) und Daniel Bax über Islam in den Medien bei der ersten #IslamiQdiskutiert Veranstaltung. © iQ
Ali Mete (l.) und Daniel Bax über Islam in den Medien bei der ersten #IslamiQdiskutiert Veranstaltung. © iQ

Zur Auftaktveranstaltung des neuen Formats von IslamiQ mit dem Titel #IslamiQdiskutiert war Journalist und Buchautor Daniel Bax geladen. Thema der Veranstaltung war der „Islam in den Medien – zwischen Popularität und Populismus“. Denn fast jedes Medium berichtet über den Islam. Die sonst sehr differenzierte deutsche Medienlandschaft ist jedoch noch weit davon entfernt, Muslime und ihre Meinungen angemessen abzubilden. Auch wird meist über Muslime gesprochen, aber selten mit ihnen. Und dort, wo sie thematisiert werden, entsteht – bewusst oder unbewusst – ein verzerrtes, unvollständiges oder gar falsches Bild. 

„AfD ist nicht vom Himmel gefallen“

Der Abend wurde eingeleitet von IslamiQ-Chefredakteur Ali Mete, der die rund 50 Gäste begrüßte und die Wahl des Titelthemas erklärte. Weiter ging es mit dem 30-minütigen Inputvortrag von Daniel Bax. Bax referierte vor allem über die populistischen Mechanismen etablierter Medien bei Themen über den Islam und die Muslime.

Der Grund hierfür sei unter anderem die ökonomischen Interessen der Redaktionen: „Es kann und sollte nicht geleugnet werden, dass polarisierende und kontroverse Themen sich besser verkaufen. Deswegen wird auf vielen Bühnen beispielsweise mehrfach über die Burka gesprochen, obwohl es fast keine Burkaträgerin in Deutschland gibt.“ Zudem ging Bax auf die Popularität der islamfeindlichen AfD ein. Sie seien nicht vom Himmel gefallen, sondern ein Produkt dieser islamfeindlichen Diskurse. 

„Allianzen müssen gebildet werden“

Nach dem Inputvortrag unterhielten sich Ali Mete und Daniel Bax über Islambilder Islamfeindschaft in den Medien. Vor allem die einseitige Berichterstattung über den Islam kam mehrfach zu Erwähnung. Auf die Frage was die hausgemachten Fehler für den schlechten Ruf der Muslime seien, entgegnete Bax, dass Muslime nicht nur auf kritische Debatten reagieren sollten, sondern selbst aktiver werden müssten. „Muslime sind Opfer vieler islamfeindlichen Angriffe, aber eben nicht nur. Sie müssen aktiv werden, respektvoll die Konflikte austragen, Kooperationen anstreben und Allianzen bilden. Nur so können sie Erfolge erzielen“, so Bax.

Auch sei es wichtig, dass Muslime sichtbarer werden, auch in den deutschen Redaktionen. „Ich bin mir sicher, dass es nicht mehr lange dauert, bis wir die erste kopftuchtragende Nachrichtensprecherin in Deutschland haben.“

Dem Gespräch folgte eine Diskussion mit dem Publikum. Im Anschluss unterhielt Bax sich mit den Gästen und signierte sein Buch „Angst ums Abendland. Warum wir uns nicht vor Muslimen, sondern vor den Islamfeinden fürchten sollten“. Unter den Zuhörern befanden sich auch bekannte Gäste wie IGMG-Generalsekretär Bekir Altaş, der Redaktionsleiter von Qantara.de, Loay Mudhoon, Gabriele Boos-Niazy vom Aktionsbündis muslimischer Frauen und der ehemalige IGD-Vorsitzende Ibrahim El-Zayat. 

 

 

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Herzlichen Dank für diesen Beitrag und für die Idee mit der Diskussionsrunde. Ich hoffe, dass weitere Beiträge aus dieser neuen Islamiq-Reihe folgen.
10.03.18
21:00
Frederic Voss sagt:
Wann kann auch mal der "sanfte Krieger" (lt. 'Focus') und Islam-Experte Hamed Abdel-Samad als ein "ägyptischer Salman Rushdie" (lt. 'Süddeutsche Zeitung') frei mitdiskutieren?
11.03.18
14:06
Frederic Voss sagt:
Kopftuchtragende Nachrichtensprecherinnen im deutschen TV (ARD/ZDF/BR/SWR etc.)? Wie wäre es mit bayerischer Trachtenkleidung im Dirndl-Look bei der Verlesung staatstragender Meldungen im TV der islamischen Gottesstaaten zum Wohle des ergebenen Volkes?
11.03.18
14:12
grege sagt:
Vielleicht sollten die Islamverbände auch mal ihre eigene Verantwortung für das schlechte Image in den Medien hinterfragen. Zudem werden in islamischen Medien andere Religionen und Kulturen ebenso einseitig negativ dargestellt. Mann sollte anderen nicht das Fehlverhalten ankreiden, was man selber an den Tag legt.
11.03.18
21:07
Johannes Disch sagt:
Prima Beitrag. Bax hat völlig recht. Auch die undifferenzierte Berichterstattung über den Islam und Muslime hat der AfD Auftrieb gegeben. Und der neue Innenminister Horst Seehofer (CSU) ist noch nicht einmal im Amt und versucht bereits, die AfD rechts zu überholen mit protzigen Sprüchen wie: "Mehr Abschiebungen." Die Konservativen lernen einfach nix dazu. Sie glauben, Sie könnten den Rechtsextremen das Wasser abgraben, indem sie diese kopieren. Das hat noch nie funktioniert. Die rechten Dumpfbacken wählen gleich das Original.
12.03.18
8:00
Ute Fabel sagt:
„Angst ums Abendland. Warum wir uns nicht vor Muslimen, sondern vor den Islamfeinden fürchten sollten" Eine kritische und durchaus auch konfrontative Auseinandersetzung ist sowohl mit den Rechtspopulisten á la AFD und FPÖ als auch dem Islam in seinen diversen Facetten geboten. Der völlig falsche Ansatz ist es aber auch, Muslime pauschal als harmlose Unschuldslämmer zu betrachten, was dieser Buchtitel nahelegt.
13.03.18
10:11
grege sagt:
Muslime und der Islam haben in den Medien ein priviligierte Stellung, die sie nicht zu würdigen wissen. Andere Religionen oder Weltanschauungen müssen eine härtere Gangart der Medien erdulden Jede Art von Kritik an Muslimen ,Darstellung von Missständen in den muslimischen Communities sowie die bloße Erwähnung von islamisch motivierten Gewalttaten sieht Herr Bax als islamfeindlich an. Auf dieser abwegigen Grundlage basiert seine Herausgabe "Angst ums Abendland". Schade um die vielen Bäume, die für dieses Buch weichen müssen.
13.03.18
18:31
Johannes Disch sagt:
@grege (Ihr Post vom 13.03.18, 18:31) Haben Sie das Buch von Daniel Bax gelesen? Er argumentiert wesentlich differenzierter, als Sie es ihm hier unterstellen. Zum gleichen Thema empfehlenswert: -- Wolfgang Benz: "Die Feinde aus dem Morgenland. Wie die Angst vor den Muslimen unsere Demokratie bedroht." (2013) Weder Bax noch Benz nehmen Muslime aus der Verantwortung. Sie kritisieren nur eine gewisse pauschalierende "Islamkritik" (Abel-Samad, Kelek, Ates, Broder, Sarrazin, Netzseiten wie "PoliticallyIncorrect", etc.), die wenig zur Aufklärung beiträgt, dafür aber die Debattenkultur vergiftet und Muslime unter Generalverdacht stellt. Und wenn man sich die Entwicklung der letzten Jahre ansieht, dann ist den beiden nicht zu widersprechen. Die AfD ist auch eine Folge solch unverantwortlicher "Islamkritiker", denn jetzt sagt sich auch die AfD: "Das wird man doch wohl noch sagen dürfen!" Das Ergebnis sind dann solche Reden, wie die von Andre Poggenburg am Aschermittwoch, wo er die hier lebenden Türen als "Kümmelhändler" und "Kameltreiber" verunglimpfte. Solche sich häufenden Tiraden sind auch das Ergebnis einer gewissen Art von "Islamkritik", die in Deutschland mittlerweile leider salonfähig geworden ist.
14.03.18
11:33
Ute Fabel sagt:
@grege: Richtig! Es ist in Deutschland sehr chic, die Scientology-Kirche als verbrecherische Organisation abzukanzeln, obwohl im Namen dieser Religionsgemeinschaft weder Kriege geführt werden oder wurden noch Anschläge verübt werden. Auch die Mormonen werden gerne spöttisch durch den Kakao gezogen, obwohl sie für keine Religionsdiktatur der Welt verantwortlich sind und die angebliche Engelserscheinung und göttliche Verkündigung an einen selbst erklärten Propheten der islamischen Glaubensdoktrin sehr ähnlich ist.. Es hat auch noch kein Bundespräsident gesagt, dass die Zeugen Jehovas zu Deutschland gehören. Der Islam hat aber in der deutschen Politik fast den Status einer Heiligen Kuh. Der Kampf gegen Islamfeindlichkeit wird quer durch alle Parteien als Staatsziel betrachtet, obwohl selbst eine pauschale Phobie gegen den Islam, Scientology, die Mormonen und Zeugen Jehovas gleichermaßen eine Ausübung des Grundrechts auf Meinungsfreiheit darstellt.
14.03.18
12:24
grege sagt:
@ Disch das Buch habe ich ausgiebig gelesen. Daniel Bax hantiert ebenso genau mit den Stereotypen gegenüber denjenigen, die Kritik am Islam und den Muslimen üben. Daher wird der Unterschied zwischen Islamkritik von Kelek, Samad oder Ates sowie dem Islamhass innerhalb der AFD völlig verwischt. Katastrophal ist schon die Einleitung dieses Buches, in dem der den Antisemitismus innerhalb der muslimischen Community grassiert. Ebenso beweist sein Stellungnahme zum Thema Charlie Hebdo, dass Herr Bax ebenso wenig den Unterschied zwischen Islamfeindlichkeit und Antikleritarismus kennt, wie ihn Charlie Hebdo nun mal praktiziert. Desweiteren setzt sich Bax mit den Islamkritikern gar nicht inhaltlich auseinander, sondern geißelt sie wegen der Instrumentalisierungsgefahr durch Rechtsradikale. Muslime müssen sich wie die christlichen Kirchen in unserer Medienlandschaft daran gewöhnen, dass Religionen in diesem Land nicht sakrosant sind und daher auch Gegenstand von harscher Kritik sein können. Islamische Organisationen schrecken ja auch nicht vor Kritik zurück, inszenieren sich aber als Opfer, wenn Ihnen diese Art von Kritik entgegenschlägt. Die Lamoryanz der Muslime zeigt, dass sie eine Sonderbehandlung erwarten, die mit unserer Pressefreiheit nicht vereinbar ist.
15.03.18
23:18
1 2