Rostock

AfD-Demo gegen vermeintliche Islamisierung – Hunderte Gegendemonstranten

Hunderte Menschen demonstrieren in Rostock gegen eine Demonstration der AfD. Dabei kommt es immer wieder zu teils turbulenten Szenen.

14
03
2018
Symbolbild: AfD-Demonstration © facebook
Symbolbild: AfD-Demonstration © facebook

Mehrere Hundert Anhänger der AfD haben am Montagabend in Rostock gegen eine vermeintliche Islamisierung des Stadtteils Evershagen demonstriert. Nach Polizeiangaben versammelten sich dort rund 500 Anhänger der Partei – und rund 900 Gegendemonstranten, die lautstark ihren Protest gegen die AfD äußerten. Das Motto mehrerer Gegenkundgebungen lautete „Rostock für alle“. Die Polizei war mit starken Kräften vor Ort, darunter auch zwei Wasserwerfer, um gewalttätige Auseinandersetzungen zu verhindern.

Die AfD protestierte auch dagegen, dass ein Gebäude in dem Stadtteil als muslimischer Gebetsraum genutzt wird. Allerdings sei diese Nutzung schon lange nicht mehr in Planung, sagte ein Stadtsprecher. Dennoch sagte ein Redner auf der Demonstration: „Wir marschieren, bevor der erste Stein gesetzt wird.“

Der AfD-Marsch hatte sich erst mit rund 45 Minuten Verspätung in Bewegung gesetzt. Unter den Demonstranten waren Beobachtern zufolge auch mehrere Anhänger der rechtsextremen Identitären Bewegung. Immer wieder skandierten zahlreiche Teilnehmer „Widerstand, Widerstand“. Vereinzelt war auch der von NPD-Demonstrationen bekannte Ruf „Nationaler Sozialismus jetzt!“ zu hören.

„Wir lassen uns nicht unterkriegen!“

Auf einer Zwischenkundgebung an der St. Thomas-Morus-Kirche sprach der AfD-Landtagsabgeordnete Ralph Weber, der zum nationalistischen Flügel der Partei gezählt wird. Der Islam bedeute Unterwerfung, was man niemals zulassen werde, sagte er. „Wir sind das deutsche Volk, das sich nicht unterkriegen lässt.“ Bevor er 2016 in den Landtag einzog, war er Jura-Professor an der Universität Greifswald. „Geht aufrecht, seid deutsch, sprecht und denkt deutsch und tragt dieses Deutschsein stolz nach außen.“

Zahlreiche Häuserlücken und Durchgänge in dem verwinkelten Neubau-Viertel Evershagen waren von Polizisten versperrt worden. Trotzdem entstanden immer wieder turbulente Szenen, als es Gruppen von Gegendemonstranten gelang, direkt an die AfD-Demonstration heran zu kommen. Sie skandierten Parolen wie „Ganz Rostock hasst die AfD“ und „Nazis raus“. Teilweise wurden sie von Beamten mit Hunden gestoppt. Die AfD kündigte eine weitere Demonstration für den 9. April an. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Frederic Voss sagt:
Auf jeden Fall wollen die meisten Menschen in Europa keine Islamisierung und keine Unterwerfung unter Scharia-Recht oder Islam-Ideologien bzw. Imam-Belehrungen.
14.03.18
23:31
Ute Fabel sagt:
Der Feind (Islam) meines Feindes (Afd, Pegida) ist mein Freund (Islam), ist eine zu platte Herangehensweise. Klassischer nationalistischer Rechtspopulismus sollte Europa Sorge bereiten. Allerdings kann man auch keinesfalls vor einem anderen Faktum die Augen verschließen: In jenen Ländern, in denen der Islam in den letzten Jahrzehnten mehr politischen Einfluss bekommen hat, ist die Gesellschaft immer autoritärer und illiberaler geworden. Musterbeispiel hierfür ist die Erdogan-Türkei. Seichte Islam-Solidaritätsdemonstrationen sind daher der völlig falsche Ansatz. Ich würde es vielmehr wichtig finden, dass auch linke politische Kräfte und die politische Mitte mehr Mut aufbringen, mit so manchen Facetten des Islams viel energisch auf Konfrontation zu gehen als bisher. So sollte das Berliner Neutralitätsgesetz vor dogmatischen islamischen Bekleidungsbefindlichkeiten Einzelner energisch verteidigt werden. Der Einsatz für eine Weiterentwicklung der Säkularismus ist eine lupenreine linksliberale Position, die wieder stärker in den Fokus gerückt werden sollten. Skandalös und nahe am politischen Verrat empfinde ich es, dass gerade sozialdemokratisch geführte Bundesländer Islamverträge verhandeln und sich hiermit von religiösen Lobby-Interessen weniger Islamverbände vor sich hertreiben lassen. SPD, Grüne, FDP und Linke sollten sich besser für ein einheitliches Religionen- und Weltanschauungsgesetz stark machen.
15.03.18
10:53
Prinzessin Rosa sagt:
Klasse, das erfüllt mich mit Freude, Stolz und Hoffnung für unser Land. Lasst dem braunen Mob keinen Meter sonst versinkt Deutschland im Sumpf. @Fabel: Und wieder einmal rate ich zu einem Groff ins Bücherregal. Diesmal: Geschichte: Türkei und Islam. Was meinen Sie passiert mit einer zum größten Teil muslimischer Bevölkerung der die Ausübung ihrer Religion im öffentlichen Raum verbietet? Natürlich kehrt sich das ins Gegenteil. Und damit will ich diese Entwicklung gar nicht entschuldigen oder gutheißen sondern Ihnen die Mechanismen klarmachen. Bevormundung bringt nichts: weder das hin zur ,noch wegdrängen von Religion bringt etwas. Aber Bildung und freier Wille.
17.03.18
0:30
Prinzessin Rosa sagt:
Klasse, das erfüllt mich mit Freude, Stolz und Hoffnung für unser Land. Lasst dem braunen Mob keinen Meter sonst versinkt Deutschland im Sumpf. Und wieder einmal rate ich zu einem Groff ins Bücherregal. Diesmal: Geschichte: Türkei und Islam. Was meinen Sie passiert mit einer zum größten Teil muslimischer Bevölkerung der die Ausübung ihrer Religion im öffentlichen Raum verbietet? Natürlich kehrt sich das ins Gegenteil. Und damit will ich diese Entwicklung gar nicht entschuldigen oder gutheißen sondern Ihnen die Mechanismen klarmachen. Bevormundung bringt nichts: weder das hin zur ,noch wegdrängen von Religion bringt etwas. Aber Bildung und freier Wille.
17.03.18
0:30
Dilaver Çelik sagt:
Wenn Gott will, dass Deutschland islamisiert wird, dann kann keine Macht der Welt das verhindern. Und wenn Gott die Islamisierung Deutschlands nicht will, dann kann keine Macht der Welt Deutschland islamisieren. Ergo: Die Islamisierung oder Nicht-Islamisierung Deutschlands ist allein Sache Gottes. Wir mischen uns da nicht ein, was ohnehin absurd und sinnlos wäre. Wir zwingen niemanden, zum Islam zu konvertieren. Eine Zwangskonversion ist ohnehin keine Konversion. Umgekehrt kann uns auch niemand dazu überreden oder zwingen, vom Islam auszutreten oder Teile der Glaubenspraxis an bestimmten Orten zu unterlassen. Das alles können die Herren von der AfD natürlich nicht bedenken, weil sie dumm sind und alles an Äußerlichkeiten festmachen. Allein dass Muslime von diesen Herren sich nichts sagen lassen, reicht, diesen Herren Angst zu machen. Mir soll das nur recht sein. So weiß ich zumindest, was für unsichere Menschen diese Herren sind und woran ich bei ihnen dran bin.
17.03.18
14:56
Manfred sagt:
Ich war dabei! Einen braunen Mob habe ich nicht gesehen. Diese Rufe nach nationalem Sozialismus nicht gehört. Das ist Lüge! Normale Anwohner waren in der Überzahl. Besonders erschüttern für mich: die Demonstranten mussten sich als Nazis beschimpfen lassen. Unerträglich für mich, was bitte schön hat das mit den Nazis zu tun? Ich vermisse die lauten Stimmen der Muslime, die den Radikalismus des Islam und den Antisemitismus ablehnen. Kein Wunder, dass die normale Bevölkerung sich auflehnt.
26.03.18
17:38